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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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ich höre, haben Sie eine Schwester, die im Verteidigungsministerium tätig ist«, sagte er. »Ich arbeite ebenfalls dort. Vielleicht sind wir uns schon einmal begegnet.«
    »Ich weiß nicht – glauben sie? Davina spricht nie von ihrer Arbeit. Komisch – ich habe sie dieses Wochenende bei uns zu Hause getroffen.«
    »Was Sie nicht sagen! Es ist eine große Behörde, es muß eine Menge Grahams dort geben. Wer ist ihr Chef?«
    »Ein alter Freund der Familie. Brigadier James White. Waren Sie auf Reisen, oder verbringen Sie Ihre Wochenenden immer in London?« fragte sie. Männer sprachen für gewöhnlich nicht von anderen Frauen, wenn sie sich mit ihr unterhielten. Sie fand ihn recht gutaussehend, wenn auch ziemlich kühl.
    »Ja, leider. Ich kann mich nicht allzu oft freimachen. Ich glaube, ich kenne Ihre Schwester – was für ein Zufall! Sie ist ganz anders als Sie, wenn ich das sagen darf.«
    Charley nahm das Kompliment entgegen und beschloß, sich vorläufig noch nicht den anderen Gästen zuzuwenden. »Wir sind uns tatsächlich nicht sehr ähnlich«, sagte sie und lachte. »Sie ist mehr der ernste Typ. Ich bin diejenige, die sich immer wieder die Finger verbrennt.«
    »Hübsche Finger«, gab Jeremy zurück. Er sah an ihrem Lächeln, wie sehr sie sich freute, und nannte sie im stillen eine dumme Kuh. Er hasste Frauen, die Schmeicheleien liebten.
    »Wo waren Sie?« fragte er. »Wo sind Sie zu Hause?«
    »Meine Eltern wohnen in der Nähe von Salisbury«, antwortete Charley. »Wir haben dort ein wunderschönes altes Haus, in dem Davy und ich aufgewachsen sind. Sooft ich mich hier freimachen kann, fahre ich hin. Ich befinde mich gerade mitten in einer Scheidung – eine deprimierende und langwierige Angelegenheit. Sie sind mit Mary befreundet, nicht wahr? Ich habe viel von Ihnen gehört.«
    »Hoffentlich nur Gutes«, antwortete er.
    »Oh, ja – Sie sind offenbar ein bedeutender Mann, Mr. Spencer-Barr. Mary ist ein Glückspilz.«
    »Ja, das finde ich auch«, sagte Mary Walker. Sie schob ihren Arm unter den von Jeremy und lächelte Charley an.
    »Ich versuche mich zu erinnern, wann oder wo ich Ihrer Schwester begegnet bin«, überlegte Jeremy … Was, zum Teufel, hatte sie an dem Wochenende gemacht – hieß das, daß sie Sasonow abgeben mußte, und wenn ja, an wen?
    »Sie ist nicht verheiratet, oder? Manche Frauen behalten im Beruf ihren Mädchennamen.«
    »Nein«, sagte Charley, »sie ist nicht verheiratet.«
    Davina als Gesprächsthema langweilte sie, und die arme Mary Walker paßte gut auf, daß sich ihr Freund nicht einfangen ließ. Sie ließ eine Bemerkung, die wie eine Verteidigung klang, fallen, denn Mary wußte, was mit Richard geschehen war. Es trat eine kurze Pause ein, aber Charley wollte das Gespräch in Gang halten.
    »Sie hat einen ziemlich merkwürdigen Polen übers Wochenende mitgebracht«, meinte sie unbekümmert. »Mir kam es so vor, als würde sich da eine Romanze anspinnen. Sie hat sich natürlich nicht dazu geäußert. Aber sie wird wahrscheinlich demnächst hinter dem Eisernen Vorhang verschwinden.«
    Alle lachten, und Jeremy fiel in das Gelächter ein. Ein Pole … ach du liebe Güte – war das möglich? Er brauchte einen Augenblick, um nachzudenken und sich zu fassen. Er bot an, frische Drinks zu holen, und entfernte sich. Ein Pole … das mußte Sasonow sein. Es gab keine andere Erklärung. Ein Wochenende ohne Überwachung, bei der Familie. Eine Romanze in der Luft. Er mußte nachgegeben und sich zur Zusammenarbeit mit dem Westen bereit erklärt haben. Und wenn diese eitle, oberflächliche Frau recht hatte, war die Aufpasserin seine Geliebte geworden. Er kam mit drei Gläsern und einem breiten Lächeln auf dem Gesicht wieder zurück. Hohle Phrasen und belanglose Konversation umschwirrten ihn von allen Seiten. Er ließ sich von Mary weiterschieben und tat dann so, als müsse er auf die Toilette, nur um sie für einen Augenblick loszuwerden. Er kam in den Raum zurück und ging an Charlotte Ransom vorbei, die einen Kreis faszinierter Männer um sich hatte. Er berührte leicht ihren Arm.
    »Wir gehen gleich«, sagte er. »Kann ich Sie mal anrufen?« Es kam häufig vor, daß sich ihr Männer anderer Frauen näherten, deshalb zögerte Charley keinen Augenblick.
    »Das wäre reizend«, meinte sie, »ich stehe im Telefonbuch. Portman Place.«
    »Ich melde mich«, sagte Jeremy leise und ging weiter. Wenig später verließ er die Party. Er ging mit Mary essen und war besonders nett zu ihr.

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