Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
Vom Netzwerk:
rechts.«
    »Vielen Dank«, sagte Sasonow. Er hatte es nicht eilig; er betrachtete seine Umgebung mit Interesse.
    Es gab in der Sowjetunion keine ähnliche Einrichtung, kein Überbleibsel aus zaristischen Zeiten, das einem typisch englischen Herrenclub vergleichbar gewesen wäre. Der Garrick-Klub war ein eindrucksvoller Bau. Die Haupthalle war mit Bronze- und Marmorbüsten ausgestattet; sie trugen Inschriften, die für Sasonow beim Lesen keinerlei Sinn ergaben. Die Haupttreppe bot einen majestätischen Anblick; zu beiden Seiten hingen Porträts und Gemälde mit Szenen aus berühmten Theateraufführungen der Vergangenheit. Er blieb oben auf dem Treppenabsatz neben einer Vitrine stehen, in der glitzernde Schmuckstücke und die verschiedenartigsten Gegenstände ausgestellt waren, vom Damenfächer bis zu einer grauen Haarlocke. In der Vitrine lag wenig wirklich Wertvolles, aber Hinweise auf Shakespeare beeindruckten ihn; der Klub des Brigadiers hatte Beziehungen zum Theater. Sasonow konnte sich nichts Passenderes für den Chef des britischen Geheimdienstes vorstellen als Gegenstände aus der Lebewelt des 18. Jahrhunderts.
    Er betrat den Raum, den ihm der Portier beschrieben hatte, und fand ihn riesig, mit einer hohen, vergoldeten Decke, mit Gemälden an den Wänden, einigen häßlichen Mahagonitischen und Sesseln und Sofas, die mit rotem Leder überzogen waren. In der Mitte des Raumes lagen auf einem Tisch die neuesten Zeitungen. Er sah, wie sich ein Mann in der hintersten Ecke des Raumes erhob, und er erkannte Brigadier James White. Sie waren sich bei seiner Ankunft in England kurz begegnet. Damals hatten Sie nur wenig miteinander gesprochen; sie hatten sich gegenseitig abgetastet und auf die Begegnung vorbereitet, die jetzt kommen sollte. Außer ihnen saßen nur noch zwei andere Personen in dem Raum: ein älterer grauhaariger Mann, der auf einen jüngeren einzureden schien. Die akustischen Verhältnisse in dem Raum machten es unmöglich, auch nur ein Wort ihrer Unterhaltung zu verstehen. James White gab Sasonow die Hand.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte der Brigadier. »Kann ich Ihnen Kaffee anbieten oder vielleicht einen Brandy?«
    »Kaffee, gern«, dankte Sasonow. Den Brandy konnte er später trinken. James White lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah den Russen mit einem Ausdruck gelassener Genugtuung an.
    »Ich freue mich, daß Sie zu einem Entschluß gelangt sind, Oberst«, sagte er. »Von Miß Graham habe ich einen sehr ermutigenden Bericht erhalten.«
    »Miß Graham ist immer optimistisch«, erklärte Sasonow, »sie hat ein heiteres Gemüt.«
    »Ich freue mich, daß Sie diesen Eindruck gewonnen haben.« Der Brigadier lächelte. »Sie ist eine sehr intelligente und ihrem Beruf treu ergebene Frau. Ich hatte das sichere Gefühl, daß Sie beide zu einer Vereinbarung gelangen würden. Sie hat mir gesagt, daß Sie sich entschlossen haben, mit uns zusammenzuarbeiten und im Westen zu bleiben. Ich hoffe, das ist nicht allein Miß Grahams Optimismus entsprungen?«
    »Nein«, bestätigte Sasonow, »sie hat nicht übertrieben, Brigadier. Das ist mein Entschluß; unter einer Voraussetzung, natürlich.« Er zündete sich eine Zigarette an und streckte das Päckchen White hin, der aber ablehnte.
    »Die gesicherte Flucht Ihrer Frau und Ihrer Tochter in den Westen«, sagte James White. »Und die Wahl eines endgültigen Aufenthaltsortes und einer neuen Identität für Sie alle nach zwei Jahren.«
    Sasonow sah dem Zigarettenrauch nach, der sich allmählich nach oben verlor.
    »Sind diese Bedingungen akzeptabel?«
    »Akzeptabel gewiß«, antwortete White, »ob sie aber auch realisierbar sind, ist eine andere Sache. Wir sind beide Profis, Oberst, und Sie wissen besser noch als ich, wie schwierig es ist, Sowjetbürger aus Russland herauszuholen.«
    »Es ist nicht unmöglich«, erklärte Sasonow ungerührt, »Sie haben es schon früher geschafft.«
    »Bei Leuten wie Ihnen«, erwiderte White, »nicht bei einer Frau oder bei einem jungen Mädchen.«
    »Ich weiß, daß es schwer ist«, antwortete Sasonow, »aber es liegt an Ihnen, die Schwierigkeiten zu überwinden, falls Sie die Informationen haben wollen, die ich Ihnen geben kann.«
    »Oh, die wollen wir haben«, sagte White leise, »wir wollen sie sogar sehr gern haben. Aber bevor ich über mein Büro eine so gefährliche Unternehmung innerhalb der Sowjetunion in Gang setze, möchte ich einige nähere Einzelheiten zu diesen Informationen wissen.«
    Sasonow lehnte sich in seinem

Weitere Kostenlose Bücher