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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Heizofen ein.«
    Sie ging hinaus in die winzige Küche und begann, den starken, französischen Kaffee zuzubereiten, den er so liebte. Im Zimmer wurde es wärmer und heller. Als er sich aufrecht hinsetzte, konnte er das kleine Viereck rosafarbenen Himmels nicht mehr sehen, und er verschloss die Augen vor der kahlen Ziegelmauer. Sie kam zurück und goß ihm eine Tasse Kaffee ein. Dann stieg sie im Morgenmantel wieder ins Bett und nippte an ihrem eigenen Kaffee. Sie sprachen nicht. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu und merkte, wie schwer und leblos sein Gesicht in der Ruhe wirkte.
    Russische Schwermut, dachte sie bei sich und war plötzlich wütend auf ihn. Verdammter slawischer Trübsinn. Er ist fast mit Händen zu greifen. Und dann verging ihr Zorn. Was übrig blieb, war ein Gefühl schmerzhaften Elends, das zur vorherrschenden Empfindung in ihrem Leben geworden war … Er ist unglücklich, weil seine Hoffnung allmählich schwindet, und ganz gleich, was ich tue, ich kann ihm seine Familie nicht ersetzen … Und ich will es auch gar nicht, es sei denn, daß Frau und Kind wegen irgendeines unglückseligen Zwischenfalls nicht herüberkommen können oder wollen. Ich will diesen Unglücklichen nicht besitzen. Ich möchte ihn glücklich machen. Ich möchte ihm etwas zurückgeben, weil er mir so viel geschenkt hat … wahrscheinlich, ohne es selbst zu wissen, dachte sie bei sich. Vielleicht einfach dadurch, daß er mich gelehrt hat, was die Liebe zu einem Mann wirklich bedeuten kann. »Iwan«, sagte sie, »hör mir bitte zu. Ich weiß, daß du niedergeschlagen bist. Ich weiß, du glaubst, mein Besuch beim Brigadier könnte sowieso nichts anderes erbringen als leere Versprechungen, damit er Zeit gewinnen kann. Stimmt's?«
    Er drehte sich um, sah sie an und nickte. Sie hatte diese direkte Art – sie las in seinen Gedanken und sprach sie offen aus. »Ja, so ungefähr ist es. Du tust es, um mir zu helfen, aber du kannst sowieso nichts erreichen. Sie werden nicht rüberkommen … Ich weiß es.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie. »Meines Erachtens haben sie deine Nachricht erhalten, und inzwischen muß eine Antwort da sein. Ich fahre heute hin, um festzustellen, wie sie lautet. Und ich werde es dir sagen, auch wenn es eine schlechte Nachricht ist. Ich kann nicht untätig weiter zusehen, wie sich diese ganze Sache in die Länge zieht. Ich habe dir versprochen, wir holen sie heraus, falls sie herüberkommen wollen. Du hast dich auf mich verlassen, und ich bin nicht willens, dich jetzt hängenzulassen.«
    Er legte den Arm um sie und zog sie an sich. »Du willst für mich kämpfen«, sagte er. »Mach dich nicht zu stark, Vina, sonst glauben sie, du hättest dich mit mir eingelassen, und dann trennt man uns. Ich weiß, wie so etwas gehandhabt wird.«
    »Ich auch«, erwiderte sie. »Ich werde mich schon nicht aufführen, keine Angst. Aber ich werde verlangen, daß man mir sagt, was tatsächlich geschehen ist. Willst du versuchen, den Kopf nicht hängenzulassen … nur bis ich zurück bin?«
    Er küßte sie statt einer Antwort. Er empfand kein Begehren, sondern nur Zärtlichkeit, weil sie ihm zeigte, wie überzeugt sie auf seiner Seite stand. Das war ihre Art, ihn zu lieben; mit ihren eigenen Leuten für ihn zu kämpfen und sich ihm so vorbehaltlos hinzugeben, daß seine abgestumpften Sinne erwachten und sie beide, als der Morgen in den hellen Tag überging, sich wieder in den Armen lagen.
    Humphrey Grant fuhr nach Heathrow, um bei der Ankunft des Flugzeugs der British Airways aus Moskau zur Stelle zu sein. Er begrüßte Elizabeth Cole und den diplomatischen Kurier und begleitete beide nach London. Der Bericht aus der Botschaft wurde im Wagen übergeben. Sie fuhren direkt ins Büro, wo der Sicherheitsnachtdienst sie einließ, und sie begaben sich im Lift zu Grants Arbeitszimmer. Er setzte sich neben Elizabeth und ging den Bericht mit ihr durch.
    »Wir sollten dies alles kopieren«, sagte er, »zweimal. Ich lasse das Original abheften.«
    Er bot Elizabeth weder einen Drink an noch entschuldigte er sich dafür, daß er sie nach dem langen Flug aus Moskau noch im Büro festhielt. Sie kannte Humphrey Grant von ihrer früheren Tätigkeit in der Londoner Zentrale her, und der Mangel an persönlicher Rücksicht auf seiner Seite überraschte sie nicht. Sie war zu stark an ihrer Aufgabe interessiert, um daran zu denken, daß sie müde sein oder Hunger haben könnte. Sie kam mit den beiden Kopien zurück.
    »Was sollen wir Ihrer

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