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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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der Sowjetunion eine gute Tarnung für Spencer-Barr abgeben. Schauen Sie auf die Uhr, ich komme zu spät zum Lunch. Ich bin mit einem alten Freund im ›Garrick‹ verabredet. Kommen Sie um drei wieder her, Humphrey. Wir müssen die Planung mit Miß Graham durchsprechen, bevor wir Spencer-Barr irgend etwas sagen. Und lassen Sie die offizielle Verzichtserklärung vorbereiten.«
    »Na«, fragte Peter Harrington, »was halten Sie von dem neuen Peter? Sechs Pfund abgenommen und keinen Tropfen Alkohol seit unserer letzten Begegnung!«
    »Das merkt man«, sagte Davina. Sie lächelte ihn an. »Sie sehen sehr sportlich aus, Peter. Ungefähr zehn Jahre jünger.«
    Er fühlte sich so geschmeichelt, daß sie lachen mußte. Er übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus, auch jetzt wieder, wo ihre Nerven nach der Besprechung des Vormittags noch aufs höchste angespannt waren. Er sah tatsächlich gut aus; sein Anzug war sauber gebürstet, seine Haut hatte eine gesunde Farbe. Der Verlust überflüssiger Pfunde ließ ihn jünger wirken.
    »Ich kann von Ihnen das gleiche sagen, Davy – Verzeihung, Davina. Die Landluft scheint Ihnen zu bekommen.«
    Das Pub war voll. Sie hatten noch einen Tisch in der kleinen Bar im oberen Stock ergattert. Er bestellte Wein für sie und trank selbst Wasser. Sie hatte keinen Hunger. Als das Steak kam, sah es zäh und wenig appetitanregend aus. Sie ließ den größten Teil davon liegen.
    »Was ist los mit Ihnen?« fragte Harrington. »Sie essen ja gar nichts. Ist heute morgen etwas schiefgegangen? Sagen Sie bloß nicht, daß Ihnen auch der alte Grant im Genick sitzt.«
    »Was meinen Sie mit ›auch‹? Sitzt er Ihnen etwa auch im Genick?« Sie warf ihm einen raschen Blick zu.
    »Das kann man wohl sagen«, meinte er fröhlich. »Er ließ mich in sein Arbeitszimmer kommen und wollte genau wissen, wann ich Sie das letzte Mal gesehen habe. Weiß der Himmel, woher er wußte, daß ich Sie überhaupt gesehen habe – er wollte wissen, wohin wir gegangen sind und worüber wir uns unterhalten haben – und wie freundschaftlich wir zueinander stehen.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?« fragte Davina.
    »Ach, bloß, daß Sie wahnsinnig in mich verliebt seien und daß ich nicht wüsste, wie ich mich vor Ihnen retten könnte«, sagte er, »er fand das gar nicht komisch.«
    »Das glaube ich auf der Stelle. Das war nach dem Brand, nehme ich an.«
    »Ja. Sie haben eine regelrechte Hexenjagd veranstaltet, auch gegen die Familien der armen Kerle, die damals verbrannt sind. Sie waren doch auch dort, nicht wahr, mit Iwan dem Schrecklichen?«
    Davina schüttelte den Kopf. »Kein Kommentar, Peter. Können Sie nicht einen Augenblick aufhören, den Idioten zu spielen? Ich möchte ernsthaft mit Ihnen sprechen.«
    »Keine neue Gardinenpredigt?« Er zog die Augenbrauen hoch und schnitt eine Grimasse.
    »Nein, keine Gardinenpredigt. Sie haben mich nach meinem Versprechen gefragt, erinnern Sie sich?«
    »Ja, habe ich«, sagte er. »Ich war an dem Abend wie am Boden zerstört. Meine eiserne Willenskraft und mein gewaltiges Selbstvertrauen waren irgendwie ins Wanken geraten – ich brauchte einen Drink. Und dann riefen Sie an, und ich war plötzlich wieder Feuer und Flamme für eine neue Chance.« Er warf ihr einen Seitenblick zu, aus dem die Bitte um Verständnis und neue Hoffnung gleichermaßen sprachen. »Es gibt noch keine, oder doch? Irgendeine Möglichkeit für mich?«
    »Könnte sein«, sagte sie. »Ich kann im einzelnen noch nicht darüber sprechen. Aber falls sich eine Gelegenheit bieten sollte, irgendeine ziemlich schwierige Sache, und zwar für uns beide gemeinsam – was würden Sie davon halten?«
    Er neigte sich zu ihr. Sein Gesicht war jetzt ganz ernst. »Ich würde mich fühlen wie im siebten Himmel«, sagte er. »Worum es sich auch handelt, ich würde Sie nicht im Stich lassen. Was meinen Sie mit ›schwierig‹?«
    »Nicht einfach«, bemerkte sie leise. »Mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht sagen. Aber ich kann Sie für diesen Einsatz in Vorschlag bringen, nicht wahr?«
    »Nur, wenn es gefährlich ist«, meinte er leichthin.
    »Das ist es«, sagte sie. »Darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Ach, du liebe Güte.« Er spielte den Erschrockenen. »Ich kann kein Blut sehen, besonders, wenn es mein eigenes ist. Was sollen wir denn tun, Davina – das Politbüro kidnappen?«
    »Erraten«, sagte, sie, »ich hätte erst gar nicht versuchen sollen, Sie für dumm zu verkaufen. Um von etwas anderem zu reden –

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