Davina
erzählen Sie mir noch etwas über die Fragen, die Grant Ihnen gestellt hat. Warum hat er sich über mich erkundigt, und worauf liefen seine Fragen hinaus?«
»Er suchte nach Anhaltspunkten zu der Person, die der Gegenseite bezüglich Halldale einen Tip gegeben haben könnte. Ich weiß, Sie können nichts darüber sagen, aber wir wissen, daß es sich dort um eine Geheimbleibe unter besonderem Schutz handelte. Leuten wie mir, die in der Botschaft tätig waren, war diese Tatsache bekannt. Sie wußten sofort, daß der Brand nicht zufällig ausgebrochen ist, sondern ein Versuch war, Ihren Freund mundtot zu machen. Deshalb machte man sich Gedanken darüber, weshalb man Sie mit ihm in Verbindung gebracht haben könnte. Man wußte, daß ich wußte, daß Sie seine Betreuerin sind. Deshalb war es nur natürlich, daß sie feststellen wollten, was Sie mir erzählt haben und mit wem ich vielleicht darüber gesprochen haben könnte. Ich konnte dem alten Robespierre sagen, daß Sie mir nie auch nur den geringsten Fingerzeig gegeben haben. Er war untröstlich und zog wieder von dannen. Ich glaube, es tat ihm wirklich leid, daß ich nicht derjenige welcher war. Ich gehörte nicht zu seinen Lieblingsmitarbeitern.«
»Ich auch nicht.«
»Er mag Frauen sowieso nicht«, sagte Peter Harrington.
»Er mag überhaupt niemanden«, korrigierte sie ihn.
»Wann erfahren Sie etwas über diesen Job, den wir gemeinsam übernehmen könnten?« fragte er sie.
»In ein oder zwei Tagen«, überlegte sie. Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Es ist fast drei – ich muß wieder zurück.«
»Zurück aufs Land?«
»Ich fahre ins Büro«, sagte sie. »Können Sie mich dorthin mitnehmen?«
»Mit Vergnügen«, antwortete er.
Er bezahlte die Rechnung und nahm beim Hinausgehen ihren Arm. Er hielt ihn fest, bis sie seinen Wagen erreichten. Er hielt ihr die Tür auf, und als sie zu ihm aufschaute, beugte er sich schnell nieder und gab ihr einen Kuß auf den Mund.
»Das ist nur ein Dankeschön«, sagte er. »Und ich werde nie vergessen, was Sie getan haben, um mir zu helfen. Ich lasse Sie nicht im Stich.«
»Das weiß ich«, bestätigte sie, während sie losfuhren. »Deshalb habe ich auch um Ihre Begleitung gebeten.«
Er wartete neben ihr auf den Lift. Seine Abteilung lag im Untergeschoß des Gebäudes. Sie stieg ein, und die Türen schlossen sich. Harrington blieb noch stehen und sah dem roten Lämpchen zu, das auf dem Anzeiger nach oben kletterte. Es blieb im fünften Stock stehen. Er drehte sich um und ging. Er wußte, daß sie zum Chef gegangen war.
8
Die Häftlinge in der Lubjanka waren in drei Kategorien eingeteilt. Zur ersten Kategorie gehörten Verdachtspersonen, die für das Verhör festgehalten wurden. Die zweite Kategorie bestand aus Kriminellen, die auf ihren Prozess warteten. Die dritte Kategorie waren Verurteilte, die sich auf dem Weg zu den Straflagern befanden. Eine kleinere Untergruppe bestand aus einigen wenigen, die zwar zur ersten Kategorie gehört hatten, demnächst aber freigelassen werden sollten. Der Name von Fedja Sasonow stand auf der Liste der ersten Kategorie. Sie saß in einer Zelle des ersten Kellergeschosses. Darunter lagen die Vernehmungsräume, die schalldicht abgesichert, mit Klimaanlagen versehen und von der Außenwelt abgeschirmt waren. Sie war noch nicht dort hinuntergebracht worden.
Die Zelle war sehr klein, Wände und Fußboden waren aus Beton. In die Decke war eine starke elektrische Lampe eingelassen, die nie ausgeschaltet wurde. Es gab keine Möglichkeit, Tag und Nacht zu unterscheiden oder irgendein Zeitgefühl zu behalten. Ein Klappbett mit zwei schmutzigen Decken war an der Wand befestigt, so daß Fedja Sasonowa während der ersten beiden Tage auf dem Fußboden hocken mußte, wenn sie nicht mehr stehen konnte. Ein Eimer mit einem Deckel diente als Toilette. In den ersten zwei Tagen durfte sie den Eimer nicht entleeren. Sie erhielt einmal am Tag Wasser und eine Gemüsesuppe, und das Hungergefühl gehörte zum körperlichen Elend ihrer Lage. In regelmäßigen Abständen blickte jemand durch das Guckloch, das in die Zellentür eingelassen war. Es waren nur wenige Laute zu hören. Gelegentlich wurde die Stille durch heftige Geräusche unterbrochen. Gegen Ende des dritten Tages begann Fedja, an den Wänden entlangzugehen, um nicht immer wieder gegen die Tür zu hämmern und zu schreien.
Dann entdeckte sie die Inschriften, die man absichtlich stehengelassen hatte, um jeden neuen Häftling einzuschüchtern. »Gott
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