Davina
zurück. Es ist Ihre Aufgabe, ihn zu überreden, uns zu helfen, und sei es auch nur aus Rache für das, was man seiner Frau angetan hat. Nach Ihren Worten verbindet Sie beide ein sehr enges Vertrauensverhältnis. Er muß auf Sie hören.«
Sie ging im Zimmer auf und ab und blieb vor dem Fenster stehen, das den Blick auf den St. James's Park freigab.
»Jetzt wird er kein Vertrauen mehr zu mir haben«, sagte sie. »Aber ich habe eine Idee. Ich habe sie im Unterbewusstsein schon die ganze Zeit gehabt, seit er den Wunsch äußerte, wir sollten seine Familie herüberholen.«
Grant hatte einige Minuten geschwiegen. Er beobachtete sie, um sich ein genaueres Bild von ihr zu machen.
»Was für eine Idee?« fragte James White.
»Sie war zunächst ziemlich vage«, sagte sie. »Ich war mir über die Einzelheiten noch nicht klar, auch nicht über den Zeitpunkt. Aber jetzt sehe ich alles deutlicher vor mir. Sie wollen, daß Sasonow mit Ihnen zusammenarbeitet. Sie wollen, daß er sich vorbehaltlos für ein Leben im Westen entscheidet. Dann lassen Sie mich ihm sagen, daß Sie versuchen wollen, seine Frau austauschen zu lassen. Und als Beweis für meine ehrliche Absicht ihm gegenüber lassen Sie mich nach Russland fahren und mithelfen, seine Tochter herauszuholen.«
»Das war also Ihre Idee?« fragte Grant. »Sie wollen an dieser Operation persönlich teilnehmen? Großer Gott, ich habe noch nie einen solchen Unsinn gehört! Dazu sind Sie weder ausgebildet noch haben Sie irgendeine Erfahrung auf diesem Gebiet. Völlig ausgeschlossen!«
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich würde eine gewisse Absicherung brauchen. Aber ich könnte mich als Ostdeutsche ausgeben, mein Deutsch reicht dafür aus. Und eine Frau bewegt sich dort leichter als ein Mann. Ich habe mir sogar schon jemanden ausgesucht, der mich von hier aus begleiten könnte.«
»So?« sagte der Brigadier. »Ach – wen denn?«
»Peter Harrington.« Sie sah seinen überraschten Gesichtsausdruck und hörte, wie Grant eine verächtliche Bemerkung machte.
»Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Miß Graham. Harrington hat in New York so viel Aufsehen erregt, daß er abberufen werden mußte. Er ist ständig betrunken.«
»Ich weiß«, sagte sie, »er hat in den Vereinigten Staaten zu trinken angefangen und ließ sich oft gehen. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, habe ihm gesagt, er solle sich zusammenreißen. Ich habe angedeutet, daß ich ihm vielleicht noch einmal eine Chance verschaffen könnte. Ich habe dabei an diesen Fall gedacht und möchte ihn gern bei mir haben. Ich bin nachher mit ihm verabredet.«
Sie trat vor den Sessel des Brigadiers.
»Ich muß das tun«, sagte sie, »nicht nur für Sasonow, sondern auch für mich selbst. Ich muß einfach seine Tochter herausholen.«
»Wie Grant sagte – warum ausgerechnet Sie?« fragte der Brigadier.
»Weil ich mich gefühlsmäßig mit ihm eingelassen habe«, sprach Davina langsam. »Nicht nur sexuell – das wäre nicht so schlimm. Aber gefühlsmäßig. Und der beste Weg, aus dieser Bindung wieder herauszukommen, wäre, ihn wieder mit seiner Familie zu vereinigen. Dann kann ich von der Bildfläche verschwinden.«
Sie stockte. »Ich werde die Erklärung unterzeichnen, bevor ich dieses Büro wieder verlasse, wenn Sie mich nur in die Sowjetunion fahren lassen. Sobald alles vorbei ist, werde ich ihn nie wieder sehen.«
»Vielleicht sollten Sie lieber auf Ihre Tätigkeit bei Sasonow verzichten«, meinte Grant trocken, »statt sich in dieses sowjetische Abenteuer zu stürzen.«
»Ich bin mir dessen gar nicht so sicher«, sagte James White. »Ich glaube nicht, daß wir diesen Gedanken völlig von der Hand weisen sollten. Miß Graham hat ganz offen mit uns gesprochen. Und sie könnte uns gute Dienste leisten, wenn wir unseren ursprünglichen Plan durchführen wollen.« Er drehte sich zu Davina um.
»Gehen Sie zu Ihrer Verabredung mit Harrington, aber sagen Sie ihm vorläufig nichts. Grant und ich werden die Sache noch besprechen. Kommen Sie noch einmal ins Büro, bevor Sie nach Shepherds Bush zurückfahren.«
»Vielen Dank«, sagte sie. »Ich melde mich nach dem Lunch wieder bei Ihnen.«
Als sie gegangen war, sagte Grant: »Um Gottes willen, Chef, warum sagten Sie, wir wollten noch mal darüber nachdenken? Wir haben doch unseren Mann zum Einsatz für die Familie Sasonow schon bereitgestellt. Ziehen Sie wirklich Davina Graham in Betracht?«
»Ja, allerdings«, meinte James White freundlich. »Meines Erachtens könnte sie in
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