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"Davon haben wir nichts gewusst!"

"Davon haben wir nichts gewusst!"

Titel: "Davon haben wir nichts gewusst!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Longerich
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130 000 bis 150 000 erhöhte, dann wiederum auf etwa 100 000 Opfer abgesenkte Planzahl (IMT, Bd. 35, 906-D, S. 681ff., Notiz Sellmer über Besuch Blankenburg, 1.10.40; Tagebücher Goebbels , 30.1.41) wäre vermutlich erreicht worden, hätte man während der gesamten so genannten T- 4-Aktion einen ähnlich hohen Prozentsatz von Anstaltspatienten ermordet, wie dies in den ersten Monaten der systematischen Krankenmorde in Südwestdeutschland, im Raum Berlin sowie in Österreich geschah. Tatsächlich aber sank der Anteil der ermordeten Patienten, je mehr die Aktion regional ausgriff. Dies gilt insbesondere für die vom »Euthanasieprogramm« erst im Sommer 1941 erfassten drei Provinzen Hannover, Rheinland und Westfalen; siehe Heinz Faulstich, Hungersterben in der Psychiatrie 1914 – 1949. Mit einer Topographie der NS-Psychiatrie , Freiburg im Breisgau 1998, S. 260ff., sowie Karl Teppe, Massenmord auf dem Dienstweg. Hitlers »Euthanasie«-Erlass und seine Durchführung in den Westfälischen Provinzialanstalten , Münster 1989. Es spricht einiges dafür, dass die Proteste aus kirchlichen Kreisen dazu beitrugen, die »Euthanasie« im Jahre 1941 zunehmend einzudämmen und die Planzahlen wieder auf das ursprüngliche »Soll« von 70 000 Opfern zurückzustufen. Ich danke Peter Witte für wesentliche Hinweise zu diesem Themenkomplex.
    62 Meldungen aus dem Reich , 21.8., S. 2671, 25.8., S. 2684ff., 1.9., S. 2712f., und 8.9.41, S. 2737f.; Tagebücher Goebbels , 18.9.41.
    63 Ernst Klink, »Die Operationsführung. 1.: Heer und Kriegsmarine«, in: Der Angriff auf die Sowjetunion, hg. von Horst Boog u.a., Nachdruck der 2. Aufl. 1987, Frankfurt a. M. 1991, S. 541 – 736, S. 594f.
    64 Tagebücher Goebbels , 23.9.41.
    65 Mitschrift der Reichspropagandaleitung, 25.9.41, BAB, NS 18/188.
    66 BAK, ZSg. 102/34.
    67 Diesen Artikel vom 3.10.41 referiert bereits Bankier, Öffentliche Meinung , S. 176.
    68 26.10.41, »›Ich wohne im Getto.‹ Gespräch über den Davidstern. Von Dr. Erwin Stranik.«
    69 Akten Partei-Kanzlei II, 76076 (aus: BAB, NS 18 alt/ 842), Meldung des Verbindungsmanns der Partei-Kanzlei beim Reichspropagandaministerium, Tießler, 13.11.41.
    70 BAB, ZSg. 102/34, mit der Ausnahme einer Stellungnahme gegen den »Judenstämmling« Roosevelt, 18.10.41, sowie ZSg. 109/25.
    71 Siehe VB , Der Angriff , Westdeutscher Beobachter , den Dresdner Freiheitskampf , DAZ sowie MNN . Im Angriff setzte allerdings Ley seine antijüdischen Hassausbrüche regelmäßig fort, siehe 1.10., 9.10, 15.10. und 22.10.41.
    72 Tagebücher Goebbels , 19.8.41.
    73 Zu Einzelheiten siehe Longerich, Politik der Vernichtung, S. 429f.
    74 Ebenda, S. 431f. Siehe insbesondere Notiz des Verbindungsmanns des Ostministeriums im Führerhauptquartier, Koeppen, vom 2.9.41 (BAB, R 6/34a): »Der Führer hat bisher noch keine Entscheidung in der Frage der Ergreifung von Pressalien gegen die deutschen Juden wegen der Behandlung der Wolgadeutschen getroffen.«
    75 Einzelheiten bei Longerich, Politik der Vernichtung, 4 32f.
    76 Tagebücher Goebbels , 16.6.41: »Der Führer schätzt die Aktion auf etwa 4 Monate […].«
    77 Kershaw, »German Popular Opinion and the ›Jewish Question‹, 1939 -1943: Some further Reflections«, S. 191f., interpretiert die überwiegend positive Reaktion auf die Einführung des Sterns, die aus dem ihm seinerzeit vorliegenden Berichtsmaterial hervorging, als eine vorwiegend aus Parteikreisen kommende Bewegung: Es habe sich wohl um die »in der Öffentlichkeit dominierende Stimme« gehandelt; ob sie die Mehrheit der Bevölkerung repräsentiere, müsse offen bleiben. Siehe auch ders., »The Persecution of the Jews and German Popular Opinion in the Third Reich«, S. 282f. David Bankier, der als Erster einen großen Teil der hier referierten Materialien ausgewertet hat ( Öffentliche Meinung , S. 170ff.), behandelt diese ostentativ negativen Reaktionen auf die Kennzeichnung als Ausnahme angesichts der von ihm allgemein angenommenen Gleichgültigkeit der Deutschen gegenüber der Verfolgung (ebenda, S. 176ff.). Als Erklärung bietet er an, mit der Kennzeichnung sei das Schicksal der Juden offensichtlich geworden; angesichts des Judensterns habe man sich nicht länger in Ahnungslosigkeit flüchten und einer Stellungnahme nur schwer ausweichen können. Letzten Endes aber hätten die Deutschen die Kennzeichnung hingenommen und sich an die öffentliche Stigmatisierung der Juden mit dem Stern gewöhnt. Die Belege, die er für diesen Gewöhnungsprozess

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