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"Davon haben wir nichts gewusst!"

"Davon haben wir nichts gewusst!"

Titel: "Davon haben wir nichts gewusst!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Longerich
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Propagandist Goebbels stand im Oktober 1941 vor einem fast unlösbaren Dilemma: Auf der einen Seite sollten die Deportationen in der deutschen Propaganda nicht stattfinden; auf der anderen Seite wurde das Thema außerhalb Deutschlands so stark aufgegriffen, dass man reagieren musste – zumal die Verschleppungen auch in der deutschen Bevölkerung weithin bekannt und offenbar unpopulär waren.
    Goebbels’ Lösung bestand darin, Ende Oktober zwar eine antisemitische Propagandakampagne in Gang zu setzen, die Deportationen aber auszusparen. 120 Stattdessen richtete sich die Propagandakampagne wieder einmal gegen den angeblich dominierenden Einfluss der Juden in der Sowjetunion, in den USA und in Großbritannien, um auf diese Weise die Existenz einer »jüdischen Weltverschwörung« nachzuweisen. 121
    Den Auftakt zur Kampagne bildete jedoch ein anderes Ereignis: In einem großen Teil der Presse wurde ein Brief groß herausgestellt und kommentiert, den der rumänische Staatschef Ion Antonescu an den führenden Vertreter der jüdischen Minderheit im Lande, Wilhelm Filderman, geschrieben hatte. In diesem Schreiben wies Antonescu Fildermans Beschwerden über die Deportationen von bessarabischen Juden nach Transnistrien massiv zurück.
    Die Vertrauliche Information des Propagandaministeriums vom 26. Oktober 1941 erteilte der Presse folgende Anweisung: »Die Antwort Marschall Antonescus auf das Schreiben des Präsidenten der jüdischen Gemeinschaften in Rumänien Fildermann [sic!] ist für die deutsche Presse der Anlass, sich einmal ausführlicher und in massiven Formulierungen mit der Kriegsschuld des Judentums auseinanderzusetzen. […] Die jüdischen Kriegsbrandstifter und Kriegsverbrecher sollen heute nicht winseln, wenn die Völker, die durch sie in diesen Krieg hineingetrieben wurden, diesen jüdischen Verbrechern die gebührende Antwort erteilen. Wie im Falle des Weltkrieges haben Juden, Judenstämmlinge auch diesen Krieg angezettelt und weiter geschürt. In diesem Zusammenhang kann auch noch einmal die Rolle des Judenstämmlings Roosevelt eingehend beleuchtet werden.« 122
    In Erinnerung an Hitlers »Prophezeiung« vom Januar 1939, im Falle eines Weltkrieges drohe die »Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa«, hieß es weiter: »So, wie es der Führer damals vorausgesagt hat, ist es auch gekommen, die Juden büßen heute für das, was sie durch ihr eigenes Verbrechen als Blutschuld auf sich geladen haben. Die Juden sind die einzigen Verantwortlichen, die diesen Krieg auf dem Gewissen haben. Dieses Thema ist auf der ersten Seite zweispaltig zu bringen.«
    Am folgenden Tag legte die Vertrauliche Information nach: »Unter anderem kann auch die Tatsache, dass die Juden in Deutschland jetzt den Judenstern tragen müssen, noch einmal gestreift werden. Es muss dabei eindeutig festgestellt werden, dass die Juden trotz der mehrfachen Warnungen des Führers Deutschland und damit Europa noch einmal in einen Konflikt zu stürzen, nunmehr die Konsequenzen tragen müssen, die ihre verbrecherische Tätigkeit nach sich ziehen musste.« 123
    Der Völkische Beobachter erschien am 27. Oktober 1941 entsprechend mit folgenden Schlagzeilen: »Sie gruben sich selbst ihr Grab! Jüdische Kriegshetzer besiegelten Judas Schicksal – Ihr Verbrechen findet verdiente Sühne – Antonescu weist freche Beschwerden der rumänischen Juden schneidend ab.« Wie von der Vertraulichen Information vorgezeichnet, brachte der Artikel das Hitler-Zitat aus der Rede vom 30. Januar 1939 in voller Länge und fügte an: »Was der Führer damals seherischen Geistes verkündete, erfüllt sich heute. Der von Juda geschürte Rachekrieg gegen Deutschland rächt sich nun an den Juden selbst. Die Juden müssen den Weg gehen, den sie sich selbst bereitet haben.«
    Und weiter: »Das Judentum erbaut sich an dem Wunschbild der physischen Vernichtung des deutschen Volkes, das diesen Schmarotzern entschlossen den Stuhl vor die Tür gesetzt hat. Kaltblütig will es ungezählte Millionen von Männern aller Länder opfern, um diesen Rachekrieg durchzuführen, will es das Wohl und Wehe großer und kleiner Staaten gewissenlos aufs Spiel setzen, um dieses Ziel zu erreichen, will es andere Nationen den bolschewistischen Schlächtern ausliefern, um mit ihrer Unterstützung auch dort herrschen zu können. Es hat sich diesmal vollkommen verrechnet. Ein großes Volk ist dieser Herausforderung begegnet, andere schließen sich ihm an. Noch zwischen den Schlachten dieses Krieges trifft

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