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"Davon haben wir nichts gewusst!"

"Davon haben wir nichts gewusst!"

Titel: "Davon haben wir nichts gewusst!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Longerich
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Juda in Europa die herausgeforderte Vergeltung für ein Verbrechen, das beispiellos dasteht, werden die Werkzeuge zerbrochen, die es in der Hoffnung auf einen Sieg einsetzte.«
    Auch die Kommentierung des Antonescu-Briefes in einigen der großen, nicht von der Partei herausgegebenen Zeitungen ist aufschlussreich. Sie verdeutlicht, dass der deutsche Zeitungsleser unmittelbar nach dem Beginn der Deportationen kaum zu übersehende Hinweise auf das Schicksal der Juden erhielt.
    In den Münchner Neuesten Nachrichten vom 28. Oktober 1941 konnte man beispielsweise lesen: »Das Antwortschreiben des Marschalls stellt eine grundsätzlich bedeutsame Auseinandersetzung mit dem gesamten, nicht nur mit dem rumänischen Judentum dar, dem der Appell an Mitleid und Humanität schlecht ansteht. […] Die Absicht des Judentums, durch Entfesselung eines zweiten Weltkrieges das nationalsozialistische Deutschland auf die Knie zu zwingen und zu vernichten, liegt sei Jahr und Tag klar vor Augen. Die Kenntnis dieser Vorbereitungen hatte dem Führer zum Anlass gedient, in seiner Reichstagsrede vom 31. Januar 1939 eine Warnung an das Weltjudentum zu richten, die nicht überhört werden konnte. Sie gipfelte in folgendem Satz: ›Ich will heute wieder ein Prophet sein. Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in- und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, so wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa.‹ Die, denen diese Worte galten, haben geglaubt, sie in den Wind schlagen zu können. Um so mehr treffen sie die Folgen dieses Krieges, an dessen Schürung sie die Hauptverantwortung tragen.«
    In der gleichen Ausgabe befindet sich ein weiterer, mit »Kriegsberichter Kränzlein« gezeichneter Kommentar, der konkret auf die antijüdischen Maßnahmen in den besetzten Ostgebieten einging: »Gegen dieses Judentum, das mit der politischen meist auch eine kriminelle Verbrechertätigkeit entwickelt, gehen die deutschen Besatzungsbehörden mit eiserner Hand vor. In allen Städten werden den Juden eigene Wohnviertel zugewiesen. Aus den Dörfern werden sie nach und nach evakuiert. Überall werden sie zu produktiver Arbeit herangezogen. Zweifellos findet damit das Problem in diesen vom Judentum verseuchten Gebieten noch keine endgültige Erledigung. Es bleibt einer gründlichen und umfassenden Regelung vorbehalten. Aber schon ist Luft geworden in diesem Raum, und die Bevölkerung, von dem jahrelangen Druck und der quälenden Aufpasserei und Angeberei des Judentums befreit, erkennt den Ernst dieser Frage sowie die Zusammenhänge zwischen Sowjets und Juden. Ja, das Wachsen dieser Erkenntnis drängt die Schlussfolgerung auf, dass die Wiederkehr der natürlichen Ordnung und der Neuaufbau unlöslich mit dem Grad der Schnelligkeit zusammenhängen, mit dem das Judenproblem liquidiert [sic!] wird.« 124
    Auch die Deutsche Allgemeine Zeitung brachte in ihrer Abendausgabe vom 27. Oktober 1941 den Brief und kommentierte ihn ausführlich. Der Kommentator zitierte ebenfalls wörtlich Hitlers »Prophezeiung« vom 30. Januar 1939 und fuhr dann fort: »Der Brief des Marschalls Antonescu ist ein besonders klar formuliertes, aber keineswegs das einzige Zeichen dafür, dass der deutsche Nationalsozialismus nicht allein auf dem Boden der Anschauungen steht, die der Führer damals in seiner Rede zum Ausdruck gebracht hat. Seit dem Ausbruch des Krieges ist mit steigender Klarheit in Erscheinung getreten, wer ihn gewollt hat, und der Feldzug im Osten hat besonders drastische Beweise dafür geliefert, die mit den anderen verbündeten Truppen auch die rumänischen Soldaten unmittelbar erfahren mussten. Ihr Marschall hat jetzt ausgesprochen, was sich ihnen allen als bittere Erkenntnis aufgedrängt hat.« 125
    Der Stuttgarter NS-Kurier berichtete darüber hinaus über die Deportation von Juden in einem anderen verbündeten Land – in der Slowakei. Dort würde, so die Zeitung, die »Aussiedlung der Juden aus den größeren Städten […] in 14 Judenzentren eingeleitet«. Dabei handele »es sich, wie amtlich versichert wird, um vorübergehende Einrichtungen, da nach dem Kriege eine endgültige Aussiedlung der Juden ins Auge gefasst ist«. 126 Allerdings war diese Meldung über die Konzentration der slowakischen Juden bereits zwei Monate alt; 127 sie wurde ganz offensichtlich gezielt »aufgewärmt«. In der übrigen Presse

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