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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Epiliergerät. Wofür man alles sein Geld verschwenden konnte …
All die Sticheleien und Gemeinheiten, alles das hielt er aus, denn er konnte sich auf den Nachmittag freuen. Und sich mit Stunden voller nagender Zweifel damit ablenken, ob Tom ihn wirklich sehen wollte.
     

14.
     
Sie hatten keine Uhrzeit verabredet. Darum beeilte sich Josh, seine Mutter nach einem weiteren schweigend durchgestandenen Mittagessen mit ausreichend beruhigenden Floskeln zu befrieden, um loslaufen zu können. Es dauerte wieder sehr lange, bis Tom ihm öffnete, beinahe hätte Josh enttäuscht aufgegeben. Die sechs Etagen liefen sich allerdings heute deutlich leichter. Tom erwartete ihn in der Tür, mit diesem scheuen Lächeln, für das Josh hätte sterben können. In der Schule präsentierte er sein nettes Gesicht immer so ausdruckslos, dass einige ihn Mr. Cool nannten, wenn sie mal seinen Namen erwähnen mussten. Hier, in seinem Reich, zeigte er das Lächeln, das ihm eine atemberaubende Schönheit verlieh.
„Wir gehen hoch zum Speicher“, sagte er. „Ich habe mir da einen Trainingsraum eingerichtet.“
Josh folgte ihm die eine Etage höher. Tom schloss eine schwere Brandschutztür auf und führte ihn in einen Raum, der in etwa so groß wie Toms Wohnung war und nur von einem winzigen Oberlicht erhellt wurde. Es reichte trotzdem, um die dünnen Matten zu erkennen, mit denen der Boden ausgelegt war, den Sandsack in einer Ecke, und ein Sortiment seltsam aussehender Waffen, die an der Stirnseite an der Wand hingen.
„Das sind reine Trainingswaffen“, sagte Tom, der Joshs Blick gefolgt war. „Würde ich sie auf der Straße spazieren tragen, wäre ich sofort dran.“
„Was ist das hier?“, fragte Josh und wies auf ein paar absonderlich geformte Holzstöcke. Sie sahen aus, als hätte man eine Krücke abgeschnitten.
„Man nennt sie Tonfas, es sind traditionelle Schlagwaffen. Die Bauern in China und Japan durften keine Schwerter tragen, wurden aber häufig genug mit solchen angegriffen. Sie haben alles zweckentfremdet, mit dem man Hieb- und Stichwaffen blocken und dem Gegner zugleich einen Schlag versetzen konnte. Sie werden paarweise benutzt.“
Tom machte keine Anstalten, eine dieser Tonfas aus der Halterung zu nehmen. Josh hätte sie gerne mal in den Händen gespürt, wagte allerdings nicht zu fragen. Da waren noch mehr interessante Dinge in Toms Arsenal, etwa unterarmlange, dreizackähnliche Gebilde und ein hölzerner Kampfstab.
„Nein.“ Mit einer entschiedenen Bewegung nahm Tom ihn an der Schulter und schob ihn weg, bevor Josh irgendetwas sagen konnte.
„Es darf immer nur zwei Gründe geben, um eine Waffe zu ergreifen: Kampf oder Training. Beides haben wir nicht vor.“
Er wirkte sehr ernst bei diesen Worten, darum hakte Josh nicht mehr nach. Stattdessen sah er Tom verwirrt dabei zu, wie dieser eine Art Schild aus Gummi aus einer Kiste nahm und zusätzlich Boxhandschuhe hervorholte.
„Zieh sie an, und dann prügle auf das Ding hier ein, bis dir die Luft ausgeht.“
Wie gewöhnlich wollte Josh wortlos gehorchen, und es sprach auch nichts dagegen. Trotzdem, etwas in Toms erwartungsvollem Gesichtsausdruck ließ ihn innehalten.
„Wozu soll das gut sein?“, fragte er. An dem winzigen Lächeln in Toms Mundwinkel las er ab, dass er richtig reagiert hatte.
„Du bist nicht schwach und hast keine Angst, beim Handball einen Gegner zu attackieren. Bei Nico hingegen hast du still gehalten, als hätte er ein Recht, dich zu bedrohen. Du sollst ein Gefühl dafür bekommen, dich in solchen Situationen wehren zu dürfen. Egal wie, solange du ihn nicht gleich umbringst. Du hättest ihm in die Eier treten können. Ja, der nächstbeste Lehrer hätte dich dafür auf Heinzelmanngröße zusammengestaucht. Vielleicht wärst du sogar für einen Tag von der Schule suspendiert worden. Aber Nico hätte gelernt, dass du kein leichtes Opfer bist.“
Er winkte ihm  heranzukommen und anzufangen. Josh begann auf den Gummischild einzuprügeln, den Tom vor seinen eigenen Körper hielt. Etwas zögerlich zunächst, sobald er allerdings merkte, dass Tom felsenfest stand, verlor er immer mehr die Hemmung. Tom feuerte ihn zusätzlich an, am Ende schrie Josh bei jedem Schlag und triumphierte, wenn Tom einen Schritt zurückweichen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als er schließlich aufhören musste, weil er nicht mehr konnte, lachte er atemlos und ließ sich auf die Matten fallen.
„Ich hoffe, deine Nachbarn sind Kummer gewöhnt?“, fragte er

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