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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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überzeugt waren, dass er das Opfer sein musste. Die unverhohlene Feindseligkeit von Nico.
Nicht zum ersten Mal fragte sich Josh, woher diese Feindseligkeit rühren mochte. Er hatte zwar früher auch bemerkt, dass Nico Homosexualität verachtete, aber dieser regelrechte Hass, die Bösartigkeit …
„Willst du dich zu uns setzen?“ Clarissa stand plötzlich wie aus dem Boden gewachsen neben ihm. Kaugummikauend, die Hände locker in den Hosentaschen, eine Baskenmütze auf den pinkfarbenen Haaren. Sie war flippig, streitsüchtig, eine furchtbare Quasselstrippe. In der 9. Klasse hatte sie ihrem Freund – anschließend Ex-Freund – die Nase gebrochen, weil der mit ihrer besten Freundin rumgeknutscht hatte. Bislang hatte sie meist zu denen gehört, die Josh auslachten oder vollständig übersahen. Beim Mobbing der letzten Zeit waren sie nicht völlig unbeteiligt geblieben. Entsprechend misstrauisch beäugte er sie und ihre Freundinnen Ella und Hannah, die sich in der Nähe herumdrückten. Alle drei schienen in die Mitleidsfraktion gewechselt zu sein. Vielleicht wollten sie ihn auch bloß aushorchen.
„Warum?“, stieß Josh hervor, als er sich daran erinnerte, dass eine Antwort erwartet wurde. „Warum sollte ich mich zu euch setzen?“
„Weil dein Bodyguard abgezogen ist und du aussiehst wie ein Kaninchen in der Schlangengrube.“ Clarissa stützte sich auf Joshs Tisch auf und beugte sich dicht zu ihm heran. Sie roch nach Erdbeeren und süßlichem Parfüm. Ihre Augen waren übertrieben geschminkt und bei der Länge ihrer Ohrringe fragte er sich unwillkürlich, warum ihre Ohrläppchen noch so normal aussahen.
„Keine Sorge, wir gehören nicht zu den Mädchen, die einen Schwulen als besten Freund cool finden. Wir wollen keine Shoppingtipps und zum Thema Mode und Haarstyling hast du offensichtlich auch nicht viel beizutragen. Setz dich zu uns. Wir werden dich ignorieren und die anderen können dich da hinten in unserer Ecke nicht mehr so leicht anstarren.“ Mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck trat sie einen Schritt zurück.
Joshs erster Impuls war, seine Sachen zu packen und das Angebot dankend anzunehmen.
Sein zweiter Impuls war sein Stolz. Etwas, was er in seinem bisherigen Leben stark vernachlässigt hatte. Wollte er sich wirklich hinter drei Mädchen verstecken? Mädchen, die ihn stets wie eine Witzfigur behandelt hatten?
Warum bin ich so schwach? Warum kann ich die Penner hier nicht lässig auslachen? Warum juckt es mich, was sie von mir denken?
Er senkte den Kopf und betrachtete seine zitternden Finger. Kaninchen, in der Tat. Seit über einer Woche war er damit beschäftigt, bei jeder Gelegenheit zu zittern, zu beben, zu heulen.
„Danke“, sagte er leise. „Wirklich, das ist irre nett von euch. Aber ich muss da durch.“
Josh brach ab, ihm fehlten die Worte, um seine Gedanken verständlich zu machen. Clarissa verzog die Mundwinkel. War das Spott? Josh hatte keinen Blick für so etwas.
„Du kannst es dir jederzeit anders überlegen.“ Sie nickte ihm zu, wandte sich ab, drehte sich dann noch einmal zu ihm um und flüsterte:
„Du bist das mutigste Kaninchen, das ich je gesehen habe.“
Mit einem herzhaften Klaps auf die Schulter rückte sie endgültig von ihm ab.
Josh versteckte sich rasch hinter seinem Lehrbuch. Aus den Augenwinkeln konnte er beobachten, wie Clarissa mit ihren Freundinnen diskutierte und dabei immer wieder in seine Richtung zeigte. Andere Mädchen scharten sich um sie. Bestimmt wollten sie wissen, ob er sich als Bashing-Opfer geoutet hatte. Zum Schreien! Er war dankbar, als endlich Herr Greiner kam und damit den Zirkus beendete.
Momo, der in seiner Handballmannschaft spielte, hielt Josh auf, bevor er den Umkleideraum für die Sportstunde betreten konnte.
„Geh da nicht rein. Ein paar Spinner sind am überlegen, ob sie dich auf die Knie schubsen und von hinten filmen sollen, um das Ganze mit dem Video abzugleichen.“
„Echt jetzt?“ Josh fühlte die Panik in sich wühlen, und da half es wenig, dass Tom neben ihm stand. Momo nickte ernst.
„Du weißt, ich mach bei so ´ner Scheiße nicht mit.“
„Welche Scheiße meinst du?“ Herr Grothe.
Josh drehte sich langsam zu seinem Sportlehrer um.
„Er wollte mich davon abhalten, aus der Mannschaft auszutreten“, sagte er. Momo rührte sich unruhig, widersprach allerdings nicht.
„Hast du dir das gut überlegt? Du weißt, mich interessiert nur dein Wurfarm, und der ist unersetzlich. Wenn irgendeiner im Team ein Problem damit hat, wie herum

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