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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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in der Faust, obwohl es viel zu groß war für ihre kleine Hand – aber ihre Schwester und sie waren auf dem Weg nach Nordwesten.
    Nach Hause. Wir kommen nach Hause.
    Sobald es Sarazal bessergehen würde, jedenfalls.
    Sveva beäugte besorgt das auf einem Kissen aus Farngestrüpp aufgebahrte Bein ihrer Schwester – sie konnte die Wunde riechen, selbst durch den dicken Kräuterverband –, als sie erneut ein Knacken hörte. Vor Schreck zuckte sie heftig zusammen und starrte in den dichten Wald, wo die Nacht immer noch in den tiefen Schatten der Jungfernbäume festhing.
    Bestimmt war es nur ein durchs Unterholz huschender Baumkriecher.
    Oder nicht?
    Ihr Herz hämmerte, und sie wünschte, Sarazal würde aufwachen. Ältere Schwestern konnten sehr anstrengend sein, wenn man einfach nur mal einen Tag faulenzen wollte, aber sie waren sehr beruhigend, wenn man auf der Flucht war und sich in einem dunklen Wald versteckte, in dem es vor seltsamen Geräuschen und Schatten nur so wimmelte. Wenn man jemanden brauchte, der einem sagte, dass alles gut werden würde.
    Leise setzte Sveva sich auf, die Rehbeine vor sich ausgestreckt, den zierlichen menschlichen Oberkörper langsam aufrichtend. Die Dama waren der kleinste der Zentaurenstämme, schlanke, geschmeidige Rehzentauren, die für ihre Schnelligkeit bekannt waren. Ach, diese Schnelligkeit. Sie waren die schnellsten Chimären, und da Sveva die schnellste Dama war, prahlte sie gerne damit, dass es auf der ganzen Welt keine schnellere Kreatur gab als sie. Sarazal behauptete, dass das nicht unbedingt der Wahrheit entsprach, aber egal, ob es stimmte oder nicht – sie liebte es zu laufen. Sie könnten schon fast zu Hause sein, in den Ezerin-Wäldern und auf den moosbewachsenen Ebenen von Aranzu, wo die Dama lebten, ungehemmt und frei.
    Ja, sie wären sicher schon fast zu Hause, wenn Sarazals Bein sich nicht entzündet hätte.
    Ihre Schwester hatte sich immer noch nicht geregt. Sie lag zusammengerollt im pelzweichen Farndickicht, die Augen geschlossen, das Gesicht entspannt und friedlich, und sosehr Sveva sich auch wünschte, sie würde aufwachen, traute sie sich nicht, sie zu wecken. Schon seit mehreren Tagen schlief Sarazal schlecht, weil sie Schmerzen hatte. Und alles nur wegen dieser verdammten Fußfessel. Jetzt, wo die Sklavenjäger tot waren, hatte Sveva all ihren Hass darauf konzentriert. Es war schon irgendwie interessant, wie ein kleiner Hass neben einem großen Hass heranwachsen konnte, bis er ihn schließlich ersetzte. Wenn sie jetzt an ihre Häscher dachte, war es in erster Linie die Fußfessel, die die Wut in ihrer Magengrube zum Brodeln brachte.
    Weil die Chimären so völlig unterschiedlich gebaut waren, trugen die Sklavenhändler ein ganzes Sortiment von Eisenschellen und Stahlketten bei sich und benutzten das, was einigermaßen passte, indem sie es um Beine, Hüften oder Hals ihrer Gefangenen legten. Aber nie um die Arme. Es war Rath, ein anderer Sklave – ein angsteinflößender Dashnag-Junge, dessen lange weiße Fangzähne Sveva eine Gänsehaut verursachten –, der ihr erklärte, warum.
    »Deine Arme könntest du abschneiden und weglaufen«, hatte er gesagt. »Einen Arm kann man entbehren.«
    Oh.
    » Ich könnte das nicht«, hatte sie mit einem seltsamen Gefühl von Überlegenheit erwidert. Barbaren , dachte sie abschätzig, als könnten die Dashnag nur so gelassen über den Verlust eines Körperteils reden, weil sie keine Gefühle hatten.
    »Das sagst du nur, weil du keine Ahnung hast, was dich erwartet.«
    »Und du weißt es?«, hatte sie ihn angefahren. Das hätte sie nicht tun sollen. Rath hätte ihr durchaus den Kopf abbeißen können, aber wie so oft konnte sie einfach nicht den Mund halten. Versuchte er sie einzuschüchtern? Wollte er ihr Angst machen? Als wäre sie nicht schon ängstlich genug.
    Vielleicht, überlegte sie, war sie tatsächlich nicht ängstlich genug gewesen. Aber jetzt war sie es. Süßlicher Infektionsgestank entströmte der Wunde ihrer Schwester, und wenn sie die Hand ausstrecken und ihre Stirn berühren würde, würde sie sich fieberheiß anfühlen. Die Heilkräuter wirkten nicht.
    Sveva hatte die Kräuter selbst gesammelt; sogar Fieberbann hatte sie gefunden. Jedenfalls war sie sich fast sicher, dass es Fieberbann war. Mindestens zur Hälfte. Aber Sarazals Wunde sah kein bisschen besser aus. Sie strich mit den Fingerspitzen über die leichten Schnitte und Blutergüsse an ihrer eigenen Taille und fühlte das Glück, das sie nicht

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