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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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wachrief – würde er niemals vergessen. So gewaltig wie das Schlagen von Sturmjägerschwingen bohrte sie sich tief in seinen Schädel und nistete sich dort ein.
    »Tote Seelen träumen nur vom Tod«, grollte der Wiedererwecker. »Kleine Träume für kleine Seelen. Doch es ist das Leben, das Welten erfüllt. Entweder das Leben ist dein Meister, oder es ist der Tod. Sieh dich doch an. Du bist Herrscher über Asche, Herrscher über Verwesung. Du bist beschmutzt von deinem Sieg. Genieße ihn, solange du kannst, denn einen anderen wirst du nie kennenlernen. Du bist Herrscher über ein Land von Geistern, und das ist alles, was du jemals sein wirst.«
    Seine Worte klangen wie ein Fluch, und sie stürzten Joram in wilde Raserei. »Es wird ein Land von Geistern geben, das verspreche ich dir! Ein Land von Leichen! Keine Bestie wird mir entkommen, sie werden alle in Ketten gelegt und so lange ausgepeitscht, bis sie nicht mehr stehen können!«
    Wut war die Eigenschaft, die den Imperator ausmachte. Von Natur aus waren die Seraphim Feuerwesen, aber es hieß, dass Joram heißer brannte als sie alle, heiß wie das Innere eines Sterns. Dieses lodernde Inferno musste genährt werden, und seine Begierden waren unersättlich. Und wenn sein Zorn entflammt wurde, entzog er sich jeglicher Vernunft oder Kontrolle.
    Er tötete Brimstone auf der Stelle. Ein Schwerthieb – sicher hatte er seinen Kopf abschlagen wollen, aber Brimstones Hals war stämmig, und er schaffte es nicht. Als der Wiedererwecker in einem Sturzbach von Blut zu Boden ging, hob Joram sein Schwert ein zweites Mal und versuchte es erneut. Mit einem wilden Wutschrei senkte der Kriegsherr, diese uralte Kreatur, sein gebrochenes Geweih und stürzte sich auf den Imperator. Es erforderte zwei Soldaten, um ihn aufzuhalten, und sie schafften es nicht, bevor er Joram mit einer Geweihspitze niedergestreckt hatte. Er hatte ihn nicht getötet, ihn nicht einmal ernsthaft verletzt, aber er hatte ihm im Moment seines Triumphs die Würde geraubt.
    Danach hatte Joram alles darangesetzt, sein Versprechen wahrzumachen. Er erschuf ein Land von Geistern.
    »Wenn Geister mit dem Töten dort weitermachen würden, wo die Lebenden aufgehört haben«, meinte Akiva zu Noam, »dann hätten wir uns schon längst gegenseitig ausgelöscht.«
    Erneut nickte Noam und akzeptierte seine Worte als Weisheit. »Habt Ihr neue Befehle, Herr?«, fragte er.
    Jetzt riss Liraz der Geduldsfaden. »Hör auf, ihn ständig ›Herr‹ zu nennen«, fauchte sie Noam an. »Du weißt, was wir sind.« Unselige. Bastarde. Nichts.
    »Ich …«, stammelte Noam. »Aber er …«
    »Schon gut«, unterbrach Akiva ihn. »Nein, wir haben keine neuen Befehle. Wie lauten unsere derzeitigen Befehle?« Sie waren gerade erst angekommen; er wusste es nicht. »Sollen wir die Rebellen verfolgen?«
    Noam schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Spuren, denen wir folgen könnten. Sie sind einfach verschwunden. Wir … wir sollen ihnen antworten.«
    »Ihnen antworten?«
    »Die Botschaften, das Lächeln … Der Imperator …« Er schluckte hörbar – offenbar wog er seine Worte genau ab, aber es fehlte ihnen an Überzeugung. »Der Imperator kann auch Botschaften schicken.«
    Akiva schwieg einen langen Moment und überlegte. In Kap Armasin hatte er Glück gehabt: im Norden gab es niemanden mehr, den er hätte töten können. Hier sah das jedoch ganz anders aus. Flüchtende Dorfbewohner, befreite Sklaven, Chimären, die zum Fernmassiv zu entkommen versuchten, wo sie in Sicherheit zu sein und durch die Berge den Weg in ein neues Leben zu schaffen hofften. Und jetzt sollte er sie jagen? Eine Botschaft aus ihnen machen?
    Bestienbezwinger. Eigentlich müsste er doch ein Meister darin sein.
    Eine Mischung aus Verzweiflung, Erschöpfung und Hilflosigkeit überkam Akiva. Er wollte nichts mit Jorams Botschaft zu tun haben.
    Leichenqualm stieg von dem Feld unter ihnen auf, die Engel schlugen mit den Flügeln und zogen sich auf die oberste Ebene des Aquädukts zurück. Bei ihrer Landung entdeckte Noam Blutspuren und gebrochene Federn an den Stellen, wo die Soldaten aufgehängt gewesen waren, und seine Gefühle durchbrachen seine soldatenhafte Unerschütterlichkeit.
    »Wozu ist das alles gut?«, fragte er zornig – vielleicht den Himmel oder niemanden. »Ich kann mich nicht erinnern. Ich … ich glaube, ich wusste es noch nie.« Plötzlich fiel sein Blick auf Akiva. »Bitte sagt es mir, Herr«, bat er ihn, Liraz’ Zurechtweisung vergessend. »Wann

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