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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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verdient hatte, schwer auf ihren Schultern lasten.
    Die Sklavenjäger hatten Sveva um die Hüfte gefesselt, mit einer Kette, die wahrscheinlich für die Beine eines riesigen Stierzentauren gedacht war, aber als Sarazal an der Reihe war – es war einfach Pech, gemeines Pech –, hatten sie nichts Passendes mehr gefunden und schließlich ein zu enges Eisenband direkt über ihrem linken Fußgelenk befestigt. Das Metall hatte in ihr Bein eingeschnitten, der Schnitt hatte sich entzündet, und dann hatte die provisorische Fußfessel erst richtig angefangen, Schaden anzurichten, denn mit jedem Schritt grub sie sich tiefer und tiefer ins Fleisch. Sarazals Humpeln war so schlimm geworden, dass die Sklavenjäger sie sicherlich bald hätten zurücklassen müssen. Rath hatte gemeint, dass sie es schon längst getan hätten, wenn die Dama nicht so wertvoll für sie gewesen wären, und er musste Sveva nicht erklären, dass sie weder Sarazal noch sonst einen von ihnen lebendig zurücklassen würden.
    Aber dann waren die Wiedergänger gekommen – scheinbar aus dem Nichts waren sie am Himmel aufgetaucht, auf Flügeln, wie Sveva sie noch nie zuvor gesehen hatte, furchteinflößender als jeder Albtraum – und gerade zur rechten Zeit. Inzwischen konnte Sarazal jedoch kaum noch laufen, und sie waren nicht weit gekommen, weil Sveva einfach zu klein war, um ihre große Schwester zu stützen oder gar zu tragen.
    Sie seufzte. Aus den Schatten drangen keine unheimlichen Geräusche mehr, und das war gut, aber es wurde auch langsam hell. Der Morgen kam, es war Zeit, Sarazal aufzuwecken. Zögernd berührte Sveva ihre Schulter. Ihre Haut war tatsächlich fieberheiß, und als sie mühsam die Augen öffnete, sahen sie irgendwie nicht richtig aus, trübe und glasig, wie nur bei sehr kranken Chimären. In Svevas Bauch rumorten die Schuldgefühle. Sie wollte Sarazals Kopf in ihren Schoß betten, wollte die wirren zimtfarbenen Haare ihrer Schwester sanft mit den Fingern auskämmen und ihr dabei vorsingen; nicht die Ballade des Kriegsherrn, sondern etwas Schönes, etwas, was nichts mit dem Sterben zu tun hatte. Aber sie konnte nur flüstern: »Es ist Morgen, Sara, Zeit aufzustehen.«
    Ein Wimmern. »Ich kann nicht.«
    »Oh doch, du kannst.« Sveva versuchte, munter zu klingen, aber eine verzweifelte Panik machte sich in ihr breit. Sarazal war richtig krank. Was, wenn sie … Nein. Sveva ließ den Gedanken nicht zu. Das durfte nicht passieren. »Natürlich kannst du das. Mama wartet doch schon auf uns.«
    Aber Sarazal wimmerte nur wieder und versuchte sich tiefer in das Farnkraut zu kuscheln. Sveva wusste nicht, was sie tun sollte. Sarazal war immer diejenige gewesen, die Pläne schmiedete und ihre kleine Schwester herumkommandierte, und Sveva hätte nie gedacht, dass sie das irgendwann vermissen würde. Vielleicht sollte sie Sarazal einfach noch ein bisschen schlafen lassen und abwarten, bis der Fieberbann richtig wirkte.
    Aber was, wenn das Kraut doch kein Fieberbann war? Was, wenn es mehr schadete als half? Darüber zerbrach sie sich gerade den Kopf, als hinter ihr plötzlich eine Stimme erklang. Diesmal warnte sie kein knackender Ast – die Stimme war einfach da, direkt an ihrem Ohr, und Angst durchzuckte Sveva wie ein Stromstoß. »Ihr müsst hier weg.«
    Ihr zu großes Messer fest umklammert, wirbelte Sveva herum und sah sich Rath gegenüber. Der Dashnag-Junge mit den spitzen weißen Fangzähnen stand halb im Schatten, und obwohl er kaum älter sein konnte als sie, war er sehr, sehr groß. Ein zittriger, halberstickter Schreckensschrei entrang sich ihren Lippen. Rath sah sie durchdringend an, aber Sveva konnte den Ausdruck auf seinem Tiergesicht nicht deuten. Er hatte den Kopf eines Tigers und Katzenaugen, die im Licht der Morgendämmerung silbern funkelten. Er war ein Jäger, ein Raubtier, ein Fleischfresser. Sie konnte ihm leicht davonlaufen, das wusste sie … nur dass sie es nicht wirklich konnte, weil sie Sarazal hätte zurücklassen müssen.
    »Was machst du hier?«, stieß sie hervor. »Bist du uns gefolgt?«
    »Ich habe nach den Wiedergängern gesucht«, erwiderte Rath mit tiefer, kehliger Stimme. »Aber sie sind verschwunden, und ich würde mich nicht darauf verlassen, dass sie euch noch einmal retten.«
    War das eine Drohung? »Lass uns in Ruhe!«, rief Sveva und trat schützend vor ihre Schwester.
    Rath gab einen ungeduldigen Laut von sich. »Ich meine nicht mich. Wenn du den Himmel im Auge behalten würdest, wüsstest du

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