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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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– und jetzt waren ihre Freunde hier, und es war auch ihr Leben.
    Das veränderte alles.
    »Diese Menschen sind meine Gäste«, sagte sie, und die Worte kamen aus einem eisenharten Ort tief in ihrem Innern, der vor einer Stunde noch nicht existiert hatte. Sie sprach nicht laut, aber ihre Stimme hatte sich grundlegend verändert. Sie kam aus ebendiesem eisenharten Ort, und sie klang stark und richtig; sie war nicht kleinlaut oder verzweifelt oder feindselig – sie war einfach. Karou ging auf den Weißen Wolf zu, kam ihm näher, als sie ihm kommen wollte. Sie zwang sich dazu, in seine persönliche Distanzzone einzudringen, wie er ständig in ihre eindrang, baute sich direkt vor ihm auf und sagte: »Ihr Leben ist kein Luxus. Sie sind meine Freunde, und ich vertraue ihnen.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte er mit einem Lächeln, wie immer der perfekte Gentleman. »Das ändert alles.« Er nickte Zuzana und Mik zu und begrüßte sie sogar, aber sein Lächeln war einfach nur falsch. Als hätte er es aus einem Buch einstudiert.

Tot
    »Wer war das ?«, flüsterte Zuzana, als Karou sie und Mik aus dem großen Hof mit den vielen Monstern führte. »Der weiße Hähnchenschenkel?«
    Karous Lachen klang, als würde sie ersticken. »O Gott«, stöhnte sie, als sie wieder atmen konnte. »Dieses Bild kriege ich nie wieder aus dem Kopf. Passt auf, wo ihr hintretet.«
    Sie liefen einen mit Schutt übersäten Pfad entlang – Mik stützte Zuzana am Ellbogen – und mussten sich einen Weg über eine eingestürzte Mauer bahnen. Zuzana sah sich um. Aus der Distanz hatte die Kasbah auf eine verrückte Sandburgenart majestätisch ausgesehen, aber innen war sie ganz schön verfallen. Um nicht zu sagen – sie machte einen großen Schritt über einen mit riesigen, rostigen Nägeln gespickten Balken und lief um ein tiefes, tiefes Loch herum – gefährlich . Und sie roch auch schlecht, nach Pisse und noch Schlimmerem. Was war das nur für ein Gestank? Warum lebte Karou hier? Und die Kreaturen dort hinten … Sie waren den Kreaturen in Karous Skizzenbüchern nicht unähnlich, aber auch nicht wirklich ähnlich. Jedenfalls viel größer und viel grusliger, als Zuzana sie sich vorgestellt hatte.
    Nur der weiße Typ sah beinahe menschlich aus; er war zu heiß, um wahr zu sein – heilige Scheiße, diese Augen, diese Schultern, er würde gut aufs Cover eines kitschigen Liebesromans passen – aber gleichzeitig hatte er etwas so Eisiges an sich, dass sie bei seinem Anblick gefröstelt hatte, obwohl sie in der unerträglichen Hitze dieser Wüstenhölle fast dahinschmolz.
    »Das war Thiago«, erklärte Karou. »Er … hat hier das Sagen.«
    So viel hatte Zuzana seinem Herr-im-Haus-Gehabe auch entnommen. »Und wobei genau hat er das Sagen?«, fragte sie. Dann fiel ihr plötzlich etwas ein, und sie blieb wie angewurzelt stehen. »Moment. Wo ist Brimstone?«
    Karou blieb ebenfalls stehen, und ihr niedergeschlagener Gesichtsausdruck war Antwort genug. »O nein«, hauchte Zuzana. »Doch nicht etwa …? Tot? «
    Karou nickte stumm.
    Tot. Dieses Wort sollte nicht zu ihrem Abenteuer gehören. »Und … Issa? Yasri?«, fragte Zuzana, völlig entsetzt.
    Wieder war Karous Gesichtsausdruck ihre Antwort.
    »Oh, Karou. Das tut mir so, so leid.« Als Zuzana ihre beste Freundin ansah, nicht mehr mit der puren Erleichterung, die sie bei ihrem Wiedersehen überkommen hatte, sondern richtig , da merkte sie plötzlich, wie dünn sie war, wie spitz . Ihre Lippen waren spröde, ihre Haare zu einem unordentlichen Zopf zusammengebunden, ihr Hemd – ein typisch marokkanisches weites Leinenhemd – war zerknittert, als würde sie immer darin rumlaufen, und ihre Augen sahen aus, als hätte sie seit Monaten nicht geschlafen. Karou wirkte völlig … ausgelaugt .
    Erneut fröstelte Zuzana. In was war sie da hineingestolpert? In was hatte sie Mik da hineingezogen? Sie hatte sich so in ihr »Abenteuer« hineingesteigert, dass sie nur noch an das Rätsel, an die Herausforderung hatte denken können. Natürlich hatte sie gewusst, dass bei Karou etwas nicht stimmte – so viel hatte sie ihrer kryptischen E-Mail entnehmen können, aber sie hätte es nie für möglich gehalten, dass dieses Nicht-Stimmen das Wort »tot« und diesen bestialischen Gestank beinhaltete, von dem sie sich inzwischen ziemlich sicher war, dass es sich um Verwesung handelte.
    Sie schluckte schwer. Ihr Kopf dröhnte, ihre Füße taten weh, sie brauchte dringend, wirklich dringend eine Dusche, und

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