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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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niemanden sehen.« Sie machte eine Pause, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie nicht ansatzweise so energisch klang, wie sie es gerne gehabt hätte. »Du musst gar nichts tun«, fuhr sie fort, aber ihre Stimme brach, und sie hätte sich am liebsten geohrfeigt. Was für ein perfekter Zeitpunkt, um zu klingen wie ein pubertierender Junge. »Ich werde mich darum kümmern.«
    »In Ordnung«, sagte der Weiße Wolf mit einem aufgesetzten Lächeln, und Karou konnte regelrecht die Fäden sehen, die seine ach so freundliche Thiago-Maske an Ort und Stelle hielten. Mit ihm zu diskutieren gab ihr das Gefühl, als würde sie mit bloßen Fäusten auf eine Wand einschlagen. »Na, dann geh schon«, forderte er sie auf.
    Und sie ging, wobei sie sich anstrengte, sich wenigstens ein bisschen Würde zu bewahren und nicht wie ein kleines Kind bei jedem Schritt trotzig aufzustampfen. Als sie aus dem Tor trat, wurde der Wind stärker und sein Flüstern lauter: faulig, faulig, falsch, falsch . Abgelegte Körper, die in der Grube verwesten, und wenn sie ihnen nicht half, würden die beiden Wanderer auch dort enden, genau wie alle anderen unglückseligen Menschen, die diesem gottverlassenen Ort zu nahe kamen. Was hatte sie nur getan? Wie hatte sie nur so dumm sein können, die Rebellen in diese Welt zu führen?
    Aber dann dachte sie an Eretz, daran, was aus den Rebellen – aus allen Chimären – geworden wäre, wenn sie es nicht getan hätte, und wusste überhaupt nicht mehr, was richtig war. Sie wollte daran glauben, dass Thiagos Gefolge sich ein Stück Menschlichkeit bewahrt hatte. Sie wusste, dass Amzallag niemanden ohne Grund verletzen würde, genau wie Balerios und Ziri und die meisten anderen. Aber dann dachte sie an Razor und seinen dunkelbraunen Sack, und plötzlich erschien ihr alles möglich.
    Als sie die Kasbah verließ, musste sie sich daran erinnern, ihre Füße auf dem Boden zu behalten. So lange lebte sie nun schon fernab der menschlichen Zivilisation, dass es inzwischen immer ihr erster Impuls war zu fliegen, und außerdem ließ es sich auf dem steinigen Untergrund wirklich nicht gut laufen.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass ihre Haare unbedeckt waren. Was, wenn die Wanderer sie erkannten? Sie könnten eine echte Gefahr darstellen … Aber dieses Risiko würde sie wohl eingehen müssen. Sie würde die beiden nicht einfach in der Wüste umkommen lassen, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren.
    Ihr holpriger Abstieg über die Geröllhalde war sicherlich die einzige Bewegung weit und breit, und so dauerte es nicht lange, bis die Wanderer sie entdeckten. Sie waren immer noch zu weit entfernt, um sie erkennen zu können, aber Karou hörte die Stimme, die ihr zurief, und blieb so abrupt stehen, als wäre sie vor eine Wand gelaufen. Der Ruf rollte über Steine und Gestrüpp, aus voller Kehle, aber mit letzter Kraft.
    Diese Stimme .
    Es war unmöglich! Aber sie rief ihren Namen, und es war die Stimme ihrer besten Freundin, und Karou hatte inzwischen gelernt, dass möglich und unmöglich allenfalls grobe Kategorien waren. O Gott, nein , dachte sie, als sie sah, was sie niemals zu sehen erwartet hätte: Zuzana und Mik, hier .
    Wie haben sie hergefunden?
    Wie? Wie?
    Spielte es eine Rolle? Jetzt waren sie hier, und sie waren in Gefahr. Karous Herz hämmerte wild und schwoll an – vor Panik, vor … Freude  … und noch mehr Panik und mehr Freude, und ein Anflug von Wut. Was hatten sie sich bloß dabei gedacht? Dann folgte Dankbarkeit, Erstaunen, und ihre Augen waren nass, als sie sich in die Lüfte schwang, zu ihnen hinunterflog und sie in einer Umarmung an sich riss, die zu vollenden drohte, was die Hitze begonnen hatte.
    Sie waren es wirklich! Karou löste sich ein Stück von ihrer besten Freundin, um sie ansehen zu können. Zuzana war vor erschöpfter Erleichterung zu Boden gesunken, Tränenspuren glitzerten auf ihren erhitzten Wangen, und sie lach-weinte, während sie Karous Hand in schraubstockartigem Griff umklammerte – ein Druck direkt auf ihre Blutergüsse, der Karou vor Schmerz zusammenzucken ließ.
    »Mein Gott, Karou«, ächzte Zuzana. »Warum musst du dich ausgerechnet in einer Wüste verstecken? Warum nicht in Paris oder so?«
    Karou lach-weinte ebenfalls, aber Mik konnte weder lachen noch weinen. Eine seiner Hände ruhte sachte auf Zuzanas Rücken, und sein Gesicht war voller Sorge. »Wir hätten sterben können«, sagte er, und die Mädchen verstummten. »Ich hätte mich nie darauf einlassen

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