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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Gesicht …
    Jael erbleichte nicht. Die meisten Dinge, die andere Leute anwiderten, faszinierten ihn. Er erhob sich aus seinem Stuhl, ging näher an das Wesen heran und kniete sich hin, um es genauer anzusehen. Und als das Wesen in Jaels Gesicht blickte, da schreckte es zurück. Eigentlich witzig, dass auch so ein Monster Abscheu spüren konnte, aber Jael lachte nicht.
    »Bitte!«, kreischte es. »Ich bin gestraft genug. Endlich bin ich zu Hause. Die hübsche Blaue hat dafür gesorgt, dass ich wieder fliegen konnte, aber sie war hinterlistig, oh falsches Luder, sie hat nach Märchen geschmeckt, aber soll sie ihre Aschestadt doch haben, soll sie doch um ihre toten Monster trauern. Sie hat mich hintergangen. Der Wunsch ist abgelaufen . Wie oft muss ich denn noch fallen? Tausend Jahre sind vergangen. Ich bin gestraft genug!«
    Jael verstand sofort, dass er eine Legende vor sich hatte. »Ein Gefallener«, sagte er, und voller Erstaunen blickte er in die strahlenden Augen der Kreatur, die in dem aufgequollenen Gesicht völlig fehl am Platz wirkten. Er musterte die baumelnden, nutzlosen Beine und die Knochen, die aus seinen Schulterblättern ragten, wo man in einer weit zurückliegenden Vergangenheit – einer Vergangenheit, deren Geschichte in Büchern stand, die längst verbrannt oder verlorengegangen waren – seine Flügel herausgerissen hatte.
    »Also gibt es euch wirklich«, sagte Jael und fühlte nicht wenig Bewunderung dafür, dass die Kreatur nach all dem, was sie durchgemacht haben musste, noch lebte.
    »Ich bin Razgut, mein Bruder, bitte hab Erbarmen. Der andere Engel war grausam, seine Feueraugen haben geleuchtet, aber er war innerlich tot, er hat mir nicht geholfen.«
    Feueraugen. Plötzlich fand Jael das Gebrabbel der Kreatur ebenso faszinierend wie ihre Herkunft.
    In einem Anflug unerwarteter Stärke befreite Razgut sich aus dem Griff des Soldaten, der ihn festhielt, und packte Jaels Hand. »Du weißt, wie es ist, gebrochen zu sein, Bruder, du wirst mir helfen.«
    Jael lächelte. Wenn er lächelte, spürte er am deutlichsten, was aus seinem Gesicht geworden war: eine Maske aus Narbengewebe, ein Gräuel. Es störte ihn nicht, dass er einen grässlichen Anblick bot. Er lebte. Diejenige, die ihn so zugerichtet hatte, tja, sie hatte gerade lange genug gelebt, um ihren Fehlschlag zu bereuen, und um zu bereuen, dass sie je gelebt hatte. Jael war hässlich, seine Zähne waren kaputt, aber er war intakt, und was das Flehen um Barmherzigkeit anging … dagegen war er immun. Trotzdem ließ er zu, dass Razgut seine Hand umklammerte. Als die Soldaten die Kreatur zurückbringen wollten, winkte er sie weg und befahl seinem Seneschall, Essen zu besorgen.
    »Für unseren Gast«, erklärte er.
    Unseren faszinierenden Gast.

Ein echtes Lächeln
    Karous Bemühungen, ihre Blutergüsse zu verstecken, waren in dem Augenblick, als sie die Ärmel aufkrempelte und ihre Werkzeuge auf dem Tisch ausschüttete, zunichtegemacht. Es war jedoch ein kleiner Schock, der in all den größeren Schocks praktisch unterging, und Zuzana sagte nichts. Karou schaute sie nicht an – sie wollte die Reaktion ihrer Freundin nicht sehen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Ziri.
    Thiago und Ten legten ihn auf ihr Bett – so viel dazu, dass Zuzana und Mik dort schlafen könnten – und Ten holte heißes Wasser, um seine Wunden auszuwaschen. Ziri war immer noch bewusstlos, und das war auch besser so, denn Karou hatte nichts, womit sie seine Schmerzen hätte lindern können. Warum auch? Sie war keine Heilerin.
    Aber … sie vermutete, dass sie eine sein könnte und tun, was kein gewöhnlicher Heiler hätte tun können – zumindest theoretisch. Denn dieselbe Magie, die Körper erschuf, konnte sie auch wieder zusammenflicken und heilen. Es war sogar möglich, einen toten Körper wiederherzustellen und ihm seine Seele zurückzugeben, aber nur direkt nach dem Ableben, bevor der Verwesungsprozess einsetzte, und auch nur, wenn er nicht allzu übel zugerichtet war. Da Soldaten selten vor der Tür des Wiedererweckers starben, war das Sammeln der Seelen die praktische Alternative. Und Brimstone hatte Karou erklärt, dass es meistens einfacher war, einen neuen Körper zu erschaffen, als einen zerstörten wieder instand zu setzen.
    Er hatte es mit einem Riss in einem Strickpullover verglichen; der Wollfaden, der in der Originalkreation fortlaufend gewesen war, war jetzt an mehreren Stellen zerrissen, und jedes dieser Enden war lose und zerfasert. Zwar war es

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