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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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möglich, die einzelnen Fäden wieder zusammenzuführen, aber das erforderte enormes Geschick, und selbst dann würde das Ganze wahrscheinlich nie wieder so aussehen wie zuvor.
    Karou kniete sich hin, um Ziris Verletzungen zu begutachten. So schrecklich das Lächeln auch aussah, war sie doch sicher, dass sie es würde beheben können. Es war mit einer sehr scharfen Klinge eingeschnitten worden, und die betroffenen Muskeln waren recht groß und klar angeordnet. Vielleicht würden Narben entstehen, aber was war schon dabei?
    Thiago beugte sich über ihre Schulter. »Ist das … Asche?«
    Da sah Karou, dass er richtiglag. Es war tatsächlich Asche, die Ziris Mund und Lippen bedeckte, und selbst das Innere seines Mundes war schwarz. »Es sieht aus, als hätte er sie gegessen «, meinte sie.
    »Wahrscheinlich nicht freiwillig«, erwiderte Thiago finster.
    Hatte jemand Ziri dazu gezwungen, Asche zu essen? Wer würde so etwas tun? Karou ergriff Ziris Hände und bog seine Finger sanft auseinander. Als sie sah, was sie ihm angetan hatten, stieß sie einen leisen Laut des Entsetzens aus. Seine Handflächen waren durchstochen, als wäre er gekreuzigt worden. An seiner Linken klaffte ein Spalt von der Mitte seiner Handfläche durch das Gewebe zwischen Mittel- und Ringfinger, als hätte er die Hand von dem Nagel – oder was es gewesen sein mochte – losgerissen. Als Karou sich vorstellte, welche Schmerzen er gelitten haben musste, wurde ihr einen Moment schwarz vor Augen. Behutsam legte sie Ziris Hände zurück auf seine Brust.
    »Und? Kannst du ihn heilen?«, wollte Thiago wissen.
    Karou hörte die Skepsis in seiner Stimme, und sie konnte es ihm kaum verdenken. Hände waren geradezu lächerlich komplex. Sie hatte im Anatomieunterricht an der Kunsthochschule alle Einzelheiten zeichnen und benennen müssen: allein in der Handfläche neunundzwanzig Knochen, siebzehn Muskeln und … über hundert Bänder. »Ich weiß es nicht«, gab sie zu.
    »Wenn du es nicht kannst, dann sag es mir lieber jetzt.«
    Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. »Warum?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort wusste.
    »Wenn er seine Hände nicht benutzen kann, dann hat dieser Körper keinen Nutzen mehr für ihn … und für mich.«
    »Aber es ist sein natürlicher Körper.«
    Thiago schüttelte den Kopf, durchaus nicht ohne Verständnis. »Ich weiß. Aber so selten das auch ist, glaubst du wirklich, er würde es dir danken, dass du ihn erhältst, wenn er seine Klingen nicht mehr halten kann?«
    Ist das alles, was zählt? , fragte sich Karou, und die freudlose Antwort war: Ja .
    Sie spürte Thiagos Blick auf sich, aber ihre ganze Aufmerksamkeit galt Ziri. Brutal zugerichteter, verstümmelter Ziri. Schöner, feingliedriger Ziri, anmutiges Echo eines toten Volkes. Mit was für einer Monstrosität würde Thiago diesen perfekten Körper ersetzen wollen? Sie würde es nicht dazu kommen lassen. Sie würde Ziri vor der Grube bewahren. »Ich werde ihn heilen.«
    »Wenn es schneller gehen würde, ihm einen neuen …«, setzte Thiago an.
    »Ich werde ihn heilen«, fuhr Karou ihn an, und der Wolf lehnte sich zurück.
    Als sie sich ihm zuwandte, bedachte er sie mit einem prüfenden Blick. »Also gut. Versuch es. Aber zuerst muss ich ihn befragen.«
    »Was? Ich soll ihn aufwecken?« Karou schüttelte den Kopf. »Es ist besser, wenn …«
    »Karou, was denkst du, was mit ihm passiert ist? Er wurde gefoltert, und ich muss wissen, von wem und ob er irgendetwas verraten hat.«
    »Oh.« Sie musste sich eingestehen, dass er recht hatte, und auch wenn alles in ihr sich dagegen sträubte, weckte sie Ziri so sanft wie möglich auf.
    Es war schrecklich, mit anzusehen, wie seine Augen aufflatterten und sein Gesicht sich vor Schmerz verzog. Sein Blick suchte ihr Gesicht, schweifte kurz zu Thiago hinüber, und dann wieder zurück zu ihr. Sie sah dieselbe Dringlichkeit in seinen Augen aufblitzen wie schon bei seiner Ankunft und war sicher, dass er ihr etwas sagen wollte.
    Thiago zeigte sich von seiner besten Seite, als er sich neben seinen Soldaten kniete. »Wer hat das getan?«, fragte er in sanftem Ton, aber es wurde schnell klar, dass Ziri wegen der durchtrennten Muskeln in seinen Wangen nicht antworten konnte. Der Weiße Wolf musste sich mit Fragen zufriedengeben, auf die Ziri mit einem Nicken oder Kopfschütteln antworten konnte, und selbst das bereitete ihm offensichtlich Schmerzen.
    »Hast du ihnen irgendetwas gesagt?«, fragte Thiago, nachdem er so in

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