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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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tot.

Mörder und heimlich Liebende
    Der Tag wurde zur Nacht, und Karou fand sich mit der unliebsamen Aufgabe konfrontiert, Zuzana die Toiletten-Situation zu erklären. Oder besser gesagt den Toiletten-Mangel.
    Zu ihrer Überraschung sagte Zuzana nur: »Okay, das erklärt den Geruch.«
    Anscheinend hatte Karou ihren Sinn für Überraschungen wirklich lahmgelegt. Kurzentschlossen entschied sie, mit ihren Freunden an den Fluss zu gehen, wo sie ihre Notdurft mit ein bisschen Privatsphäre verrichten konnten. Wobei »Privatsphäre« allerdings in Anführungszeichen stand. Auf dem Weg begegneten sie Thiago, der auf seine höfliche, überbeflissene Art darauf bestand, dass Ten sie begleitete. »Nur zu eurer Sicherheit.«
    Sicherheit , dachte Karou. Klar doch. »Keine Sorge«, erwiderte sie. »Ich werde schon nicht davonlaufen.«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte er, und sie wusste, dass sie nicht fliehen konnte, selbst wenn sie es versuchen würde. Vor den Kreaturen, die sie erschaffen hatte, gab es kein Entkommen. Mit ihren Flügeln, ihrer Ausdauer und ihren animalischen Sinnen würden sie sie innerhalb kürzester Zeit aufspüren und wieder einfangen. Das hab ich echt super hingekriegt , dachte sie, als sie ihre Freunde mit der Wölfin im Schlepptau aus der Kasbah und den Abhang hinunter zum Fluss führte. Jetzt, wo die Hitze des Tages nachgelassen hatte, war das kalte Wasser alles andere als einladend – und außerdem lud Tens Anwesenheit nicht unbedingt dazu ein, sich auszuziehen – deshalb badeten sie nicht richtig, sondern spritzten sich nur gegenseitig nass, wuschen sich Gesicht und Nacken und legten sich zum Trocknen auf einen Felsen.
    »Sternenbaden«, sagte Karou.
    »Aber echt.« Zuzana hob eine Hand, als wollte sie mit den Fingerspitzen über die Sterne streichen. »Ich dachte immer, Bilder von so einem Nachthimmel wären vergrößert oder mit Photoshop bearbeitet oder so.«
    »Wie diese Bilder von einem riesigen Mond«, fügte Mik hinzu.
    Karou drehte sich zu ihnen um. »Hab ich euch erzählt, dass es in Eretz zwei Monde gibt? Und einer von ihnen ist wirklich so groß.«
    »Zwei Monde?«
    »Ja. Die Chimären – wir – beten zu ihnen.« Sie selbst hatte es allerdings schon lange nicht mehr getan. Früher einmal hatte sie geglaubt, dass es eine Macht gab, die die Geschicke der Welt lenkte, aber wenn dem wirklich so war, dann hatte diese Macht sie im Tempel von Ellai fallenlassen. »Der große Mond ist Nitid. Sie ist die Göttin von fast allem.«
    »Und der andere?«
    »Ellai«, antwortete Karou und erinnerte sich an den Tempel, das Hisch-hisch der Evangelinen, das sanfte Plätschern der heiligen Quelle. Das Blut. »Sie ist die Göttin der Mörder und der heimlich Liebenden.«
    »Cool«, grinste Zuzana. »Die würde ich anbeten.«
    »Ach ja? Und was bist du, ein Mörder oder ein heimlich Liebender?«
    »Meine Liebe ist kein Geheimnis«, gurrte Zuzana in gefühlsduseligem Ton und rollte sich auf die Seite, um Mik einen Kuss auf die Lippen zu drücken. »Dann bin ich wohl ein Mörder. Was ist mit dir?« Sie wandte sich wieder Karou zu.
    Karou schluckte. » Kein Mörder«, antwortete sie und bereute es sofort.
    Das Unausgesprochene hing zwischen ihnen in der Luft und war so voll von Akiva, dass Karou glaubte, ihn riechen zu können. So was Dummes , verfluchte sie sich innerlich dafür, dass sie überhaupt mit dem Thema angefangen hatte; es war fast, als wollte sie über ihn reden. Das Schweigen wurde länger, und für einen Moment dachte sie, Zuzana würde nicht weiter nachfragen, wofür sie dankbar gewesen wäre. Sie wollte nicht über Akiva reden. Sie wollte nicht einmal an ihn denken . Verdammt nochmal, sie wollte ihn löschen , wollte die Zeit zurückdrehen und auf dem Schlachtfeld von Bullfinch einen anderen Weg einschlagen, während er sein Leben ausblutete.
    »Ich wünschte, du würdest mir erzählen, was passiert ist«, sagte Zuzana schließlich.
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »Karou, dir geht es miserabel . Wozu hat man Freunde, wenn sie einem nicht helfen können?«
    »Glaub mir, das ist nichts, wobei ihr mir helfen könntet.«
    »Probier es doch wenigstens aus. Vielleicht erlebst du ja eine Überraschung.«
    Karous ganzer Körper war steif und angespannt. »Also gut«, seufzte sie schließlich und starrte zu den Sternen empor. »Mal sehen. Du erinnerst dich doch bestimmt an den Schluss von Romeo und Julia, wo Julia aufwacht und Romeo schon tot ist. Er dachte, sie wäre tot, darum hat er sich

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