Days of Blood and Starlight
Erfahrung gebracht hatte, dass »sie« Seraphim waren.
Ziri schüttelte den Kopf, sofort und entschieden.
»Gut gemacht. Und … der Rest von deinem Team?«
Ziri schüttelte erneut den Kopf. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und Karou verstand, dass sie tot waren. Sie hatte nichts anderes erwartet, aber die Neuigkeit traf sie trotzdem wie ein Schlag. Fünf Soldaten tot. Balerios. Ixander. Sie erinnerte sich an die unerwartete Sanftheit von Ixanders Seele und daran, wie sie sich gewünscht hatte, sie könnte ihm einen passenderen Körper erschaffen.
»Konntest du ihre Seelen einsammeln?«, fragte Thiago, und Karou lehnte sich vor. Hoffnungsvoll.
Ziri zögerte. Sah sie an. Verzweifelt. Verwirrt. Er nickte nicht, schüttelte aber auch nicht den Kopf. Was hatte das zu bedeuten? Thiago fragte ihn erneut, aber Ziris Augen schlossen sich mit flatternden Lidern, Tränen rollten über sein aschebeschmutztes Gesicht, und er stöhnte. Der Schmerz hatte ihn überwältigt, und nach ein paar weiteren Versuchen musste Thiago aufgeben und sich mit der Zusicherung begnügen, dass Ziri ihren Standort nicht verraten hatte. Er stand auf. »Also los«, sagte er zu Karou. »Und viel Glück.«
Zu gern hätte sie behauptet, dass Glück nichts damit zu tun hatte, aber in Wahrheit betete sie selber darum. Sie war sogar fast so weit, Nitid um Hilfe anzuflehen. »Danke«, sagte sie, und als Thiago weg war, nahm sie sich ein paar Schraubzwingen von ihrem Tisch.
Ziri machte ein undeutliches Geräusch, und als sie sich ihm zuwandte, sah sie, dass er vehement den Kopf schüttelte. Zuerst wusste sie nicht, was er meinte, aber dann schlug er sich mit seinen verstümmelten Händen auf die Brust, und nun verstand sie genau. Er wollte, dass sie seinen Schmerz benutzte.
»O nein. Nein. Du müsstest bei Bewusstsein bleiben, um den Schmerztribut zu zahlen, und …«
Er nickte, schlug sich erneut auf die Brust und versuchte zu sprechen. Sein Gesicht verzerrte sich, und frisches Blut quoll aus seinen Wunden. »Hör auf!«, schrie Karou und griff nach seinen Händen. Ihre Finger flochten sich ineinander, und er hielt ihre Hände fest, trotz der Schmerzen, die ihm das verursachen musste. Er nickte erneut.
Jetzt glitzerten Tränen in Karous Augen. »Okay«, flüsterte sie und wischte sie weg. »Okay.«
Ten kam mit Wasser und sauberen Stofflappen zurück, und Karou machte sich daran, Ziris Wunden auszuwaschen. Wenigstens hatte sie Desinfektionsmittel, und als sie es auf die Schnitte tupfte, fühlte sie, wie sich seine Schmerzen in der Luft um ihn herum um ein Vielfaches verstärkten, fast wie Elektrizität. Es wäre wirklich eine schreckliche Verschwendung zuzulassen, dass all diese Energie sich einfach in Luft auflöste, während sie Ziris Wunden säuberte. Sie brauchte Hilfe. Zuerst wandte sie sich Ten zu, aber ein Blick auf ihre schweren, unsanften Pranken reichte aus, um zu wissen, dass sie ihr Ziris Wunden nicht anvertrauen konnte. Karou sah über die Schulter. Zuzana und Mik waren immer noch im Zimmer, dicht aneinandergedrängt standen sie an der hinteren Wand. Zuzana war blass und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Bestimmt hatte sie nicht das gemeint, als sie angeboten hatte, Karous Igor zu sein, aber sie hatte geschickte kleine Hände und jahrelange Erfahrung mit filigraner Arbeit.
»Zuze, könntest du mir vielleicht helfen? Natürlich musst du es nicht, wenn es dir irgendwie unangenehm …«
»Was kann ich tun?« Sofort war sie an Karous Seite.
Ten wollte sich einmischen, aber Karou winkte sie weg und erklärte Zuzana, was sie brauchte. Obwohl ihre Freundin noch blasser wurde, während sie ihr zuhörte, zögerte sie keine Sekunde, sondern nahm Lappen, Wassereimer und Desinfektionsmittel und wandte sich Ziri zu. »Hi«, sagte sie, und dann leise zu Karou: »Wie sagt man Hi auf Chimärisch?«
Karou sagte es ihr, und sie wiederholte es. Zwar konnte Ziri nicht antworten, aber er nickte.
»Das ist der Mann, den du gezeichnet hast«, flüsterte Zuzana. »Der aus deinem Stamm.«
»Ja.«
»Okay. Gut. Lass uns anfangen.«
Karou nickte ihr ermutigend zu und schaute sie einen langen Moment an, um sich zu vergewissern, dass Zuzana der Sache gewachsen war. Dann atmete sie tief ein, ließ sich in Ziris Schmerz sinken und begann, ihn einzusammeln und zu benutzen.
***
Sie wusste nicht, wie lange sie in ihrem Innern war, an diesem seltsamen Ort, wo sie mit Brimstones Magie arbeitete. Jetzt war es nicht das kontinuierliche,
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