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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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meditative, flüssige Gefühl einer Beschwörung, sondern das zögernde, verwirrende Zusammenführen unzähliger loser Enden, das angestrengte, hoffnungsvolle Bemühen, das wiederherzustellen, was zerrissen war. Es schien eine lange Zeit zu dauern; sie befand sich in einer seltsamen inneren Schwerelosigkeit, losgelöst, tranceartig, als wäre sie unter Wasser und müsste auftauchen, um Atem zu holen – was sie aber nicht tat. Und dann, endlich, tat sie es doch, und es war, als würde sie aus schwarzem Wasser aufsteigen. Sie blinzelte, atmete. Die Sonne stand hoch am Himmel; die Fensterläden waren geschlossen, aber ein wenig Licht sickerte herein, und obwohl die Festungsmauern die schlimmste Hitze abhielten, war die Kühle der Nacht vergangen und mit ihr offenbar auch ein großer Teil des Tages.
    »Karou.« Zuzanas Stimme klang ehrfürchtig. »Das war … großartig.«
    Was war großartig? Karou versuchte ihren Blick zu fokussieren. Ihre Augen waren trocken, als hätte sie stundenlang nicht geblinzelt, und vielleicht hatte sie das wirklich nicht. Sie sah sich um. Ten war verschwunden. Zuzana war immer noch an ihrer Seite, auf ihrer anderen Seite stand Mik, einen Arm fest um ihre Schultern geschlungen. Langsam wurde ihr bewusst, wie erschöpft sie war und dass er so ziemlich das Einzige war, was sie noch aufrecht hielt. Ihre Müdigkeit war so unerbittlich wie die Schwerkraft, noch nie hatte sich ihr Kopf so schwer angefühlt.
    Endlich sah sie Ziri an, der stundenlang bei Bewusstsein geblieben war, der ihr seinen Schmerz gegeben hatte, und er erwiderte ihren Blick. Er lächelte sie an, mit einem Lächeln, dem man seine Erschöpfung ansah, seinen Kummer, aber es war ein echtes Lächeln, keine in Fleisch eingeschnittene, grausame Botschaft.
    Sie hatte es geschafft.
    Karou nahm den Anblick seines Gesichts in sich auf. Sie hatte ihn geheilt, und das fast ohne Narben. Und seine Hände? Das war der wahre Test. Karou ergriff sie, hielt sie, schaute sie an, und im ersten Moment stockte ihr der Atem, weil sie von hässlichen, knotigen Narben überzogen waren. Aber dann beugte er seine Finger, die Bewegung war flüssig, und Karou konnte wieder atmen. Mit einem leisen Lachen versuchte sie aufzustehen, aber ein Schwindel überwältigte sie.
    Das Zimmer rutschte zur Seite weg.
    Und das war alles, für eine Weile.

Wie Julia
    Zuzana kauerte auf Karous Bettkante, und ihre beste Freundin schlief neben ihr. Die Haut um ihre geschlossenen Augen war dunkelblau verfärbt, aber sie atmete regelmäßig und tief. Endlich ruhte sie sich aus. Ziri schlief an ihrer Seite, und sein Atem hatte sich ihrem angepasst. Zuzana hatte die Stirn ihrer Freundin mit Wasser gekühlt und auch die Blutergüsse an ihren Händen und Armen vorsichtig abgetupft. Jetzt konnte sie nur noch abwarten. »Sie braucht Ruhe«, flüsterte sie Mik zu. »Und ich brauche was zu essen. Sag bloß, du bist nicht am Verhungern.«
    Mik öffnete seinen Rucksack, kramte etwas heraus und hielt es Zuzana hin. »Hier«, sagte er.
    Zuzana nahm es entgegen. Es war ein Schokoriegel – oder war zumindest mal einer gewesen. »Der ist wohl auf unserem Höllentrip geschmolzen.«
    »Und dann wieder fest geworden. In einer neuen, viel aufregenderen Form.«
    Zuzana nahm einen tiefen Atemzug in Richtung Fenster und fächerte Mik Luft zu. »Riechst du das? Essen! Unser aufregend geformter Schokoriegel macht sich sicher gut als Nachtisch. Wir können ihn mit den Chimären teilen.«
    Auf Miks Stirn erschien seine typische Sorgenfalte. »Du willst nicht wirklich ohne Karou da runter.«
    »Doch.«
    »Und deine Schokolade mit den Chimären teilen?«
    »Ja.«
    »Okay. Wer bist du, und was hast du mit der echten Zuzana gemacht?«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte sie mit starrem Gesicht und ausdrucksloser Stimme. »Ich bin der Mensch namens Zuzana, und ich versuche nicht, dich zu den Monstern zu locken. Vertrau mir, köstliches Menschlein – ich meine Mik.«
    Mik lachte. »Das macht mir nur deswegen keine Angst, weil ich dich nicht aus den Augen gelassen hab, seit wir hier sind.« Er nahm ihre Hand. »Geh mir auf keinen Fall aus den Augen, okay?«
    »Was, wenn einer von uns aufs Klo muss?«
    »Ah. Gute Frage.« Sie hatten einen Pakt abgeschlossen, nie eins dieser Pärchen zu werden, die in Gegenwart des anderen die Toilette benutzten. »Ich muss meine geheimnisvolle Aura bewahren«, hatte Mik mit todernstem Gesicht erklärt und ihre Hand mit seinen beiden umfasst. Jetzt sagte er: »Na ja, wir

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