de la Cruz, Melissa - The Immortals 1
trug sie ein eng anliegendes, unauffälliges T-Shirt und Jeans mit tiefem Bund. Sie hatte gehört, dass sich Models für Castings so schlicht wie möglich kleiden sollten – gleich einer leeren Leinwand, auf die Designer ihre Vorstellungen projizieren konnten. Die Nacht zuvor hatte sie den Italiener erschöpft in seinem Penthouse zurückgelassen. Sie selbst fühlte sich seitdem gestärkt und beschwingt.
»Laufen Sie bitte bis zum Treppenabsatz und zurück«, forderte Linda Farnsworth Mimi auf.
Sie schmunzelte, als Mimi den Gang auf und ab marschierte und an der Treppe elegant auf dem Absatz kehrtmachte.
»Du hast die ideale Figur, Schätzchen, und bist ein Naturtalent im Laufen – und das ist das Entscheidende, weißt du. Hättest du Interesse, Model zu werden?«
»Na klar!« Mimi klatschte voller Freude, auserwählt zu sein, in die Hände. Es war an der Zeit, dass sie in die Reihen der professionell Schönen aufgenommen wurde.
Bliss war die Nächste. Sie trabte mit schwingenden Armen den Gang auf und ab. Ihr war immer noch übel vom rohen Fleisch, das sie die Nacht zuvor verschlungen hatte. Dennoch ging es ihr deutlich besser als vor dem blutigen Mahl.
»Du läufst ein wenig zu lässig, Schätzchen, aber daran lässt sich arbeiten. Nicht wahr? Ja, wir wollen dich unbedingt bei Farnsworth haben«, entschied die Modelagentin.
Mimi und Bliss fielen sich in die Arme. Bliss sah, dass Dylan sie aus einiger Entfernung beobachtete. Sie lächelte ihm verhalten zu. Er winkte zurück. Bliss hoffte nur, dass sie sich im Museum nicht blamiert hatte. Laut Dr. Pat waren die Erinnerungslücken nicht besonders groß. Meistens reisten die Menschen maximal vier bis fünf Minuten lang gedanklich in die Vergangenheit. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Waren sie nun zusammen oder nicht? Oder waren sie nur Freunde? Es war zum Verrücktwerden! Eins war jedoch klar: Sie mochte ihn. Sie mochte ihn sogar so sehr, dass es ihr egal war, was Mimi zu der Beziehung sagen würde.
Bliss war zurzeit nicht gut auf ihre Freundin zu sprechen. Auch wenn sie Mimi ihren sozialen Status zu verdanken hatte, nahm sie es ihr übel, dass sie über ihr Leben bestimmen wollte.
Es klingelte zur nächsten Unterrichtsstunde und die gestresst wirkende Skyler eilte an Mrs Farnsworth vorbei in Richtung Unterrichtsraum.
Die Modelagentin lief ihr hinterher und stellte sich Skyler in den Weg. »Hallo! Darf ich fragen, wie du heißt?«
»Skyler van Alen«, antwortete Skyler kaum hörbar. Warum konnte sie nicht selbstbewusster auftreten? »Ich meine, ich bin Skyler«, sagte sie nun deutlich lauter und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Bist du dran interessiert zu modeln?«
»Die … ein Model?!«, fauchte Mimi aus der Ecke, in der sie gerade den Vertrag mit Farnsworth unterschrieb. Sie schüttelte den Kopf und betrachtete Skyler voller Abscheu.
Skyler sah an sich hinab. An diesem Tag trug sie eine schwarze Strumpfhose mit Falten an den Knien, ein schlecht sitzendes Oma-Blümchenkleid ohne Taille, dicke graue Socken und die Turnschuhe mit dem zugeklebten Loch. Sie wollte überhaupt kein Model werden, da brauchte Mimi sich keine Sorgen zu machen. Doch obwohl Skyler versuchte, sich nicht allzu viel aus ihrem Aussehen zu machen, fühlte sie sich ungemein geschmeichelt.
»Nein, ich glaub nicht«, antwortete sie und lächelte die Modelagentin entschuldigend an.
»Aber du siehst aus wie eine junge Kate Moss!«, wandte Linda Farnsworth ein. »Darf ich wenigstens ein Foto machen?«
Bevor Skyler protestieren konnte, hatte Linda eine Kamera gezückt und ein Bild geschossen.
»Schreib mir deine Nummer auf, ja? Du musst keinen Vertrag mit uns abschließen, aber wenn wir einen Designer finden, der dich haben will, darf ich dich doch anrufen, oder?«
»Ja, okay«, stimmte Skyler zu und kritzelte ihre Nummer auf einen Zettel. »Aber jetzt muss ich zum Unterricht.«
Mimi starrte Skyler böse an und stolzierte dann mit hoch erhobener Nase davon.
Bliss blieb zurück und schenkte Skyler ein Lächeln. »Glückwunsch«, sagte sie leise. »Mich haben sie auch genommen.«
»Äh, ja, danke«, erwiderte Skyler, irritiert darüber, dass jemand aus Mimis Gefolge mit ihr redete.
»Musst du jetzt auch zu Kunst?«, fragte Bliss sie freundlich, während sie die Stufen hinuntergingen.
»Äh …« Skyler zögerte. Sie wusste nicht, was das Mädchen von ihr wollte. Zu ihrer Erleichterung sah sie Oliver am Springbrunnen herumlungern
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