de profundis
meinen Hodensack.
»Da ist ein Parasit«, sagte der Glatzkopf noch einmal auf Tibetisch.
»Na schön«, sagte Momo.
Schamlos raffte sie den Rock hoch und ging über meinem Gesicht in die Hocke. Ihr satter Hundegestank war heftiger als eine Herde zugeschissener Yaks.
»Erinnerst du dich«, sagte ich, unmittelbar an die tibetische Weiblichkeit gewandt, »wie der vierzehnte Dalai-Lama in New York zu den anwesenden amerikanischen Journalisten sagte, dass er sich in der Emigration am meisten nach diesen Tieren sehnt?«
Die Falte. Die rasierte fleischige Falte meiner Fremdenführerin. Dem himmlischen Schatten meines Körpers fehlte deutlich die rechte Hand, was nicht für mich sprach. Momo reichte dem Glatzkopf die Teekanne.
»Welche Farbe hat sein Sperma?«, fragte der Mönch recht lebhaft interessiert.
Momo spuckte das Sperma auf den Boden und betrachtete nun aufmerksam das Ausgespuckte. Schwarzes Sperma rann mir in den Kragen.
»Der Bauchnabel ist aufgegangen«, kicherte ich.
»Idiot!«, lachte Momo spöttisch.
»Los!«, brüllte der Mönch auf Tibetisch und legte sich auf mich, damit ich nicht türmte.
Momo hob ihren rotbraunen Hintern und schlug die Zähne in meinen Bauchnabel, der aussah wie ein trübes aufgeblähtes Präservativ. Der rote Parasit verschwand auf seinen winzigen Beinchen tief in ihrer Kehle. Sie griff sich in die Haare, spannte das Gesicht an, und der rote Parasit tauchte in ihrem rechten Ohr auf.
»Nicht zerquetschen, nicht zerquetschen!«, schrie der Mönch warnend.
»Ich weiß«, lächelte Momo das schwache Lächeln einer Kreißenden.
Der rote Parasit machte sich ohne Eile an den Abstieg über Momos Haare und ihren Arm und verließ sie schließlich ganz, wonach er unter das kleine Kopfkissen kroch.
Ich saß da mit einem weißen festlichen Schal auf der Brust. Ringsum, im Garten unter den Bäumen hockend, gaben Mönche der Kunst des Disputierens den letzten Schliff.
»Schweden!«, rief Momo unseren Schwulen zu. »Kommt essen!«
Der reumütige Geschäftsmann tanzte in der Nähe seinen schlichten Tanz.
»Nach dem Tod kommst du nicht in die Hölle«, sagte Momo fest. »Für dich gibt es keine Hölle.«
»Woher weißt du das?«, fragte ich zweifelnd.
»Sofern du dich auch in Zukunft gut benimmst«, lachte Momo und drohte mir mit dem Finger.
Der tibetische Herbst wurde in der warmen Sonne noch schöner. Nichts kündete von einem neuen Unglück. Am Flughafen, 96 Kilometer von Lhasa entfernt, kam sie nicht einmal zu mir, um sich zu verabschieden.
Die Macht des Richtplatzes
Die Luft in meiner Stadt hat die Farbe transparenter Milch. Das sind deine Bächlein, die da plätschern. Du machst eine Ausstellung mit dem Titel »Weibliches Wasserlassen«. Unter der Losung: Mehr Klos in Moskau für die Weiber. Das bist du, die da in Großaufnahme auf den harntreibenden Fotos posiert. Deine untere Hälfte. Katja, mein Herz! Ich suche dich überall. Ich zwängte dieses ganze nicht mehr frische menschliche Hackfleisch ins Auto. Und wozu? Um dich zu finden.
Wo bist du hin mit gebrochener Nase? Wo bist du abgeblieben? In schwarzen Strümpfen.
Der Patriarch von ganz Russland segnet dein Vorhaben, die Kathedrale in Jelochowo auszumalen. Die Moskauer Architektur, die Moskauer Kunst, die Moskauer Sitten haben ein hohes Niveau erreicht. Meine Stadt ist schöner geworden. Der Asphalt legt sich unter deinen Füßen in Falten. Andrej Rubljow im fein getupften Rock lief davon. Den Mut, die genaue Adresse anzugeben, brachtest du nicht auf.
Die Moskauer Bevölkerung beteiligt sich aktiv an allen Ereignissen. Unter den Mönchen warst du nicht zu sehen. Ich weiß, dass du dich letzten Endes unter deinen schwarzen Strümpfen als Mann herausstellst. Du versprichst, mir deine Ikonen zu schenken.
Du versprichst, mir deine zwei mal zwei Meter großen Bilder zu schenken, auf denen viele Katzen, Meerjungfrauen mit behaarter Brust und Bassgitarristen zu sehen sind, damit ich meine Wohnung mit ihnen voll hänge. Auf der Soljanka deine neue Ausstellung: hingehockt und in einen Eimer gepinkelt. Mit einer Klobürste bewaffnet, besprengst du die ganze versammelte Bagage mit Urin. Du pinkelst durch deinen schwarz-roten Slip in den Eimer, damit es nicht spritzt. Du stehst auf, ziehst den Slip aus und diesen ganzen Trauerflor dem Veranstalter mit seiner schmalen Brille über den Kopf. Ein Blitzlichtgewitter geht los, die Fotografen von der neuen Presse, den Gesellschaftsmagazinen und Boulevardblättern, sind entzückt. Wir
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