Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
Wenn Sie wollen, können Sie mich festnehmen. Aber kümmern Sie sich zuerst um ihn. Bitte! «
Wendy schaute sich die Wunde an.
» Wie heißen Sie? «
» Lisa. «
» Okay, Lisa, kommen Sie mal her. Er hat eine Kopfverletzung. Solche Wunden bluten stark. Ich werde seinen Kopf ein wenig höher legen, damit er oberhalb des Herzens ist. So. Er braucht zwar einen Notarzt, aber er müsste eigentlich wieder gesund werden. Bis dahin tun Sie mir einen Gefallen und setzen sich hier hin. Drücken Sie auf die Wunde. «
Wendy stand auf, kämpfte gegen die Tränen an und wählte den Notruf. Es war kein Durchkommen. Sie sah die Couch und wünschte sich, sie könnte sich hinlegen, wenn auch nur für eine Minute. Oder vielleicht fünf Minuten. Nur ein Weilchen …
» Ich musste es tun « , sagte Lisa.
» Hm « , machte Wendy und blickte benommen auf den Fernsehschirm. Die Nachrichtensprecherin weinte. Mascara lief in schwarzen Streifen über ihre Wangen.
» Er hat unseren Jungen bedroht … «
» Dieser Mann? «
» Mein Ehemann. «
» Soll das heißen, Ihr Mann hat Ihren Sohn bedroht? «
» Da hab ich ihn aufgehalten. Ich hab gehört, dass er aufgewacht ist, und bin hinter ihm her. Als ich sah, dass er Benjamin packte und biss, hab ich den Schläger genommen und ihm auf den Kopf gehauen. Ich musste es tun. «
» Hat er zu den Leuten gehört, die umgefallen sind? Ist er ein AEG ? «
» Ja. Es war ein Wunder. Aber er muss verwirrt gewesen sein, weil er Benjamin nie etwas getan hätte. Er liebt den Jungen mehr als sich selbst. «
Wendy wich zurück. Sie starrte den mit verdrehten Gliedmaßen daliegenden Besinnungslosen an. Ihre Hand tastete nach den Handschellen an ihrem Gürtel. Sie nahm die Glock aus dem Holster und entsicherte sie. Sie runzelte die Stirn, bemühte sich nachzudenken.
» Sie können ihn jetzt loslassen, Lisa. Bitte, weichen Sie langsam von ihm zurück. «
Lass sie in Ruhe.
» Okay « , sagte Lisa. » Aber er blutet doch noch… «
Sie ist eine von uns.
Wendy hob die Pistole und schoss. Der Knall der Waffe echote durch das Haus. Der Schädel des Mannes explodierte und spritzte gegen die Wand.
Die Frau heulte auf wie ein in einer Falle gefangenes Tier und warf sich nach vorn, um das zerschmetterte Gesicht des Mannes an ihre Brust zu drücken.
» Sie haben Roy getötet! «
Oben fauchte der minderjährige Sohn und schlug auf eine Zimmertür ein.
Wendy steckte die Waffe wieder ein und ging durch die Tür in die Nacht hinaus.
» Warum haben Sie das getan? Warum? Warum? «
Das Geschrei der Frau folgte ihr die Straße entlang, bis es nur noch eine von vielen Stimmen war, die sich wie ein dämonischer Chor in der Stadt erhoben.
ERINNERUNGEN
Todd wacht nach einem langen traumlosen Schlaf in einem warmen fensterlosen Krankenzimmer auf. Er ist noch immer erschöpft, doch sein Körper sagt ihm, dass er mehr als ausgeschlafen ist. Du bist ja noch immer da, Alter, sagt er sich. Nicht kaputt zu kriegen. Er schlingt das Laken um seine nackten Schultern, schlurft mit verquollenen Augen in die Ecke und leert seine Blase. Sein Magen knurrt. Draußen im Gang stößt er auf Paul, der den Boden pfeifend mit einem starken Reinigungsmittel putzt. Er empfindet den Anblick als beruhigend. Ans Alleinsein ist er nämlich nicht gewöhnt.
» Tach, Pastor « , sagt er.
» Morgen, Bengel. «
» Mann, wir sind kaum eingezogen, da putzt du schon die Treppe. Wie schade, dass in der postapokalyptischen Welt kein Bedarf mehr an Predigern besteht. «
Paul hält lächelnd mit der Arbeit inne. » Ganz im Gegenteil, mein Sohn. Einem echten Geistlichen ist körperliche Arbeit nicht fremd. Sie ist eine Form des Gebets. Gut für die Seele. Du solltest es gelegentlich ausprobieren. «
» Willst du mich zum Atheisten machen? «
» Ha « , macht Paul.
» Meine Seele braucht jedenfalls eine Tasse Kaffee, sonst tut sie nämlich heute gar nichts. «
» Geh um die Ecke und halt nach dem Foyer Ausschau. Wir haben es als Aufenthaltsraum hergerichtet. Anne hat dir bestimmt etwas aufgehoben. «
» Danke, Pastor. « Todd schleift das Laken wie eine Schleppe hinter sich her.
» Schön, dass du wieder da bist, Bengel. «
Todd dreht sich um und grinst. » Der Bengel bleibt, Pastor. Der Bengel bleibt. «
Ethan trottet langsam durch die Pathologie und bewundert die teuren Ausrüstungsgegenstände, die nun im trübsinnigen Licht seiner Laterne Staub ansetzen. Wohin sie auch gehen, überall sieht er Anzeichen einer Welt, die den Abschied
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