Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
entweder Ethan oder Carol vom Tisch auf und stürmte hinaus, aus Angst, er könne den jeweils anderen vor Marys Augen anschreien.
Eines Abends ging niemand hinaus. Und ohne richtig zu begreifen, was er tat, fing Ethan an zu schreien.
» Carol, hör auf; hör einfach auf damit! «
Carol lehnte sich erschreckt zurück, während Mary, die gerade ihr Glas Wasser in den Kartoffelbrei kippte, ihn mit riesengroßen Augen und offenem Mund anschaute.
Ethan lächelte seine Tochter schnell an, um sie zu beruhigen.
» Wie kannst du es wagen, mich vor ihren Augen anzuschreien « , zischte Carol.
» Ich hab gesagt, dass ich nicht diskutieren will. Hör also auf damit. «
» Ich hab ja nicht geschrien. «
» HÖR AUF . «
» Warum hörst du nicht auf? «
In der nächsten Minute schrien sie sich gegenseitig an, bis er es nicht mehr aushielt und aus dem Haus rannte. Er sah rot. Er lief eine Stunde lang herum. Sein Geist kochte. Er ließ das gesamte Gespräch immer wieder vor sich ablaufen, obwohl es ihm furchtbar auf die Nerven ging. Als sein Zorn abzuklingen begann, spürte er die erste Welle der Panik. Was hatten sie Mary angetan? Er musste mit Carol reden. Er eilte nach Hause.
Ethan fand Frau und Tochter oben im Schaukelstuhl in Marys Zimmer. Carol las ihr eine Geschichte aus dem Buch Das neugierige Äffchen vor.
» Bist du glücklich, Papa? « , fragte Mary.
» Ich bin sehr glücklich « , sagte Ethan, den Tränen nahe.
Sie gaben Mary ein Glas Wasser und brachten sie mit ihren Püppchen in die Heia, dann schalteten sie das Licht aus, damit sie einschlafen konnte.
Carol ging nach unten, um Kaffee zu machen, und Ethan trottete hinter ihr her.
» Tut mir leid, dass ich laut geworden bin « , sagte er.
» Tut mir auch leid « , sagte sie.
Dann wusste er nur noch, dass er wie ein Schlosshund geheult und Carol ihn umarmt und getröstet hatte.
» Marys Gesichtsausdruck hat mir den Rest gegeben « , sagte er.
Der herzzerreißende Blick der Verwirrung, der Furcht und des schlechten Gewissens, weil ihre Eltern sich stritten.
Sein Weinen hatte ihn überrascht. Er hatte in den zehn Jahren davor nur beim Tod seiner Mutter geweint. Doch der Blick seiner Tochter hatte ihm zu schaffen gemacht. Als hätte er ihr Vertrauen missbraucht.
» Kinder geben sich für alles Mögliche die Schuld « , fügte er hinzu. » Ich möchte mich nicht vor ihr streiten. Ich will nie wieder vor ihr streiten. Wir sind doch da, um sie zu beschützen. «
Carol verstand ihn. Sie versprachen sich, dass es nie wieder vorkommen sollte. Sie machten sich fertig, gingen zu Bett und hatten wieder ein besseres Gefühl, was ihre Ehe betraf. Als Ethan in dieser Nacht im Dunkeln lag und einzuschlafen versuchte, schwor er sich, Marys reine Unschuld und Freude solange wie möglich zu erhalten. Sie würde ohnehin nach und nach erfahren, dass die Welt ein schwieriger und schrecklicher Ort war. Doch er wollte diese Welt so lange und entschlossen bekämpfen, wie er konnte, um seine Kleine vor ihren finsteren Wahrheiten zu beschützen.
Im Foyer im dritten Stock sitzen die anderen Überlebenden um ein Tischchen herum und verzehren ein Frühstück, das aus Keksen mit Erdnussbutter besteht, und spülen es mit Pulverkaffee mit Honig und Milchpulver herunter. In einer Ecke neben einem kleinen Kühlschrank, den niemand öffnen will, verstaubt eine Espressomaschine. Die üblichen Krankenhausbilder verzieren die Wände. Die abgestandene Luft schmeckt nach Staub. Die LED -Laterne wirft lange Schatten hinter eine künstliche Topfpflanze.
» Ich glaube, wir sind alle dafür, das Gebäude weiter zu durchsuchen « , sagt Anne. » Ich würde gern das Team anführen, das Lebensmittel sucht. Nahrung, Wasser, Medikamente und alles, was wir brauchen können. «
» Wenn ihr nichts dagegen habt, bleib ich so lange hier und warte « , sagt Sarge.
» Haste was am Panzer zu machen? «
» Nein, aber ich würde mit meinen Jungs gern den Notgenerator suchen. Könnte doch sein, dass wir ein paar Leuchten einschalten können. Und unsere Akkus aufladen. Vielleicht kriegen wir sogar ein paar Nachrichten aus der Außenwelt. «
» Mann « , sagt Wendy lächelnd. » Das wäre ja mal was. «
» Kann man wohl sagen « , sagt Sarge.
» Sag bloß nicht, dafür müsst ihr in den Keller gehen « , sagt Anne.
Sarge schüttelt den Kopf. » Im Keller ist kein Generator. Wenn es zu ’nem Rohrbruch käme oder zu ’ner Katastrophe, bei der man Feuerwehrschläuche bräuchte oder die Sprinkleranlage
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