Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
mit geballten Fäusten auf die Tür.
» Seid ihr alle bewaffnet? « , fragte Dave.
Nun schlugen mehrere Fäuste auf die Tür ein.
» Wo ist die Streife? « , rief einer der Detectives panisch. » Wo ist die Streife, verdammt? «
Dave berührte Wendys Schulter und sagte: » Bleib hinter mir, Wendy. «
Die Tür begann in den Scharnieren zu wackeln und zu splittern.
Die Detectives zückten ihre Waffen und zielten sorgfältig auf die Tür.
» Los, Leute, los, machen wir der Sache ein Ende « , sagte jemand.
Die Tür flog nach innen. Ein brüllender Mob stürzte in den Raum. Einen kritischen Moment lang tat niemand etwas. Die Angreifer waren einfach nur normale Menschen – unbewaffnete Kranke. Einige Detectives riefen: Stehen bleiben, Polizei! Stehen bleiben oder wir schießen. Kurz darauf feuerte jemand seine Pistole ab, und dann fingen alle an zu schießen, brüllten wie die Irren, und einer lief nach vorn und leerte sein Magazin aus nächster Nähe in die grauen Gesichter. Doch die Schreier waren schon im Raum, und schon begann der Kampf Mann gegen Mann.
Wendy stand wie vom Donner gerührt da und konnte sich nicht bewegen. Einige Angreifer waren Polizisten. Sie sah John-John einen der Detectives angreifen und Akten und eine Schreibmaschine von einem der Tische werfen. Sie zückte ihre Glock und zielte auf den Eingang.
Dave packte ihren Arm und zog sie in Richtung Fenster. » Raus hier! Das schaffen wir nicht! «
» Leck mich, Dave « , sagte Wendy und schüttelte ihn ab.
» Wendy, hau jetzt ab! «
» Man braucht meine Hilfe! « , schrie sie ihn an.
» Wir sind erledigt! «
Sie wehrte sich gegen ihn, aber er war stärker. Er schleifte sie mit Gewalt zum Fenster und schob sie auf die Feuertreppe hinaus.
» Bring dich in Sicherheit « , sagte er.
» Dann komm mit « , bat sie ihn.
» Na schön, Mädchen. Ich komme gleich nach. Ich verspreche es dir. «
Bevor sie antworten konnte, drehte er sich um und feuerte seine Pistole ab. Wendy kletterte die Feuerleiter hinab und blieb auf dem Parkplatz des Reviers stehen, um auf Dave zu warten. Das Wachthäuschen war leer. Hier unten klangen die Schüsse wie ein fernes Donnergrollen. Mündungsfeuer erhellte die Fenster wie die Blitzlichter von Pressefotografen. Die Detectives standen mit dem Rücken an der anderen Wand und taten, was sie konnten.
Wendy stand hilflos da, hatte die Hand um die Glock zur Faust geballt und Tränen in den Augen.
Die Schießerei endete irgendwann, dann sah man hinter den Scheiben nur noch dunkle Umrisse, die sich ziellos hin und her bewegten. Die Neonröhren des Polizeireviers beleuchteten ihre Silhouetten.
Das ganze Revier war in wenigen Minuten ausgelöscht worden, und sie hatte nicht mal einen Schuss abgegeben. Ihre Ohren klingelten noch. Der Schlafmangel, an dem sie seit Tagen litt, überfiel sie plötzlich so heftig, dass sie sich ausgelaugt und desorientiert fühlte.
Lass sie in Ruhe. Sie ist eine von uns.
Wendy hob mit beiden Händen die Pistole und zielte sorgfältig auf die Fenster über ihr.
» Helft mir! Bitte, helft mir! «
Eine Frau in einem Nachthemd rannte durch die Gasse und schwenkte die Arme.
» Bleiben Sie da stehen « , sagte Wendy mit zitteriger Stimme. Sie streckte die Hand aus, ihre Nerven lagen blank. Ihre Ausbildung übernahm automatisch. » Welches Problem haben Sie? «
» Mein Mann ist verletzt « , sagte die Frau mit einem wilden Blick. » Er blutet. «
» Okay. Haben Sie die 911 angerufen? «
» Die Leitungen sind alle besetzt. «
» Wo wohnen Sie, Ma’am? «
» Gleich da drüben. «
Das kannst du nicht machen, sagte Wendy zu sich. Du musst melden, was du gesehen hast.
Eine Stimme in ihrem Kopf hielt dem entgegen: Das, was du gesehen hast, kann gar nicht passiert sein.
» Dann gehen wir « , sagte sie.
Sie betraten das Haus. Wendy war schwindelig. Einzelheiten der Szene sprangen ihr ins Auge. Ein bleicher Mann in einem Schlafanzug lag auf dem Boden. Er blutete am Kopf. Eine Tischlampe, noch eingeschaltet, stand neben ihm auf dem Teppich und warf lange Schatten. Ein Fernseher mit abgeschaltetem Ton zeigte eine besorgte Nachrichtensprecherin. Ein zerbrochener Blumentopf, verstreute Erde und die Überreste einer Pflanze. Ein Baseballschläger.
» Ist Ihnen übel, Officer? «
Immer wenn Wendy die Augen schloss, sah sie den in den Aufenthaltsraum der Polizeiwache stürzenden Mob.
» Erzählen Sie, was passiert ist, Ma’am « , sagte sie mechanisch.
» Ich habe ihm auf den Kopf gehauen.
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