Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
und erbleichte.
Die Soldaten setzten ihren Weg durch die Menge fort, wobei der Captain ihnen vorauseilte und sich jeden Einzelnen genau ansah, bevor er weiterging. Alle waren still und beobachteten die Soldaten außer einigen Kleinkindern, die auf den Schößen ihrer Mütter leise weinten.
Schließlich deutete der Captain auf einen Mann und sagte: » Ich habe einen. «
Ein Soldat streckte die Hand aus, packte den Mann am Arm und hielt ihn fest.
» Was wollen Sie denn von dem armen Mann? « , fragte eine Frau.
» Er ist infiziert, Ma’am « , sagte der Captain. » Kommen Sie her, Parker, ziehen Sie ihn hoch. «
Die Menschen, die dem Betroffenen am nächsten waren, schrien auf, wichen zurück und ließen ihn allein, in seinem schwachen Versuch, sich gegen die Soldaten zu wehren. Er war eindeutig krank; sein Gesicht glänzte und war fieberrot. Schließlich stieß einer der Soldaten den Schaft seiner Waffe gegen den Schädel des Mannes, und er brach stöhnend zusammen.
Die Soldaten schleiften ihn aus der Garage.
» Warten Sie « , sagte Anne. » Warten Sie, Captain! Was machen Sie jetzt mit ihm? «
» Setzen Sie sich hin, Ma’am « , erwiderte der Captain. » Und seien Sie still. «
» Ich glaub, sie mag Sie, Captain « , sagte der Soldat namens Parker.
» Passen Sie bloß auf, sonst schwärzt sie Sie noch bei der Elternpflegschaft an « , fügte der andere lachend hinzu.
» Er ist doch nur krank « , sagte Anne bittend. » Er ist keiner von denen. «
Der Captain hob seine Pistole und zielte auf ihr Gesicht.
» Vielleicht sind Sie auch infiziert. «
Ein Mann, der hinter den Soldaten stand, ging auf den Captain zu. Anne erkannte ihn anhand seines schwarzen Anzugs und des weißen Kragens als Geistlichen.
» Moment mal, Sir « , sagte der Mann.
Der Captain drehte sich um, schenkte dem Geistlichen einen kurzen Blick und fragte: » Sind Sie katholisch? «
Der Mann stutzte. » Nein, mein Sohn, bin ich nicht. «
» Dann ist mir scheißegal, was Sie sagen. «
Die Pistole in der Hand des Captains zischte durch die Luft, traf den Geistlichen im Gesicht und schleuderte ihn zu Boden. Anne, die noch stand, tauschte einen raschen Blick mit Sarge, der bei seiner Mannschaft am Bradley stand und sich die Hände an einem ölverschmierten Lappen abwischte. Er schüttelte kaum merklich den Kopf.
Anne schluckte ihre Wut herunter und kehrte an ihren Platz auf dem Boden zurück. Die Soldaten schleiften den Kranken aus der Werkstatt, und der Geistliche lag stöhnend da und verbarg sein Gesicht in den Händen.
Das Knallen des Schusses durchdrang die Wände und ließ Annes Ohren klingeln.
Noch am selben Tag packten die meisten Flüchtlinge ihre Siebensachen und verließen das Lager. Zuvor gab es eine lange und blutige Schlägerei zwischen einigen Männern, die gehen, und anderen, die bleiben wollten: Man konnte sich nicht über die Aufteilung der vorhandenen Vorräte einigen. Die Wal-Mart-Frau beendete den Streit, indem sie verkündete, es seien keine Vorräte mehr da. Gar keine. Nicht mal eine Brotkrume. Die Zurückbleibenden waren die Gebrochenen, die apathisch auf den Pritschen lagen und an die Decke starrten, darunter auch Joshua, der einen schmutzigen nassen Lappen an seine Nase drückte. Eins seiner Augen war fast gänzlich zugeschwollen.
Die folgende Nacht war lang und verlief ereignislos, wenn man von den Menschen absah, die im Dunkeln leise vor sich hin schluchzten. Der Raum stank nach dem Ammoniakgeruch des Urins. Sie waren zum Untergang verurteilt. Alle wussten es.
Am nächsten Morgen flog die Tür erneut auf. Mehrere Männer und Frauen betraten die Garage. Sie waren mit Gewehren und Pistolen bewaffnet und mit Uniformteilen bekleidet. Die Flüchtlinge duckten sich und stießen schrille Schreie aus.
» Braucht jemand ’ne Mitfahrgelegenheit? « , rief einer der Eindringlinge grinsend.
» Sam! « , schrie eine Frau und warf sich in seine Arme.
» Ich hab doch gesagt, dass ich dich finde « , sagte er, und Tränen liefen über seine Wangen. » Ich hab’s doch gesagt. «
» Draußen stehen Busse « , verkündete eine Angehörige der Bande, eine Frau mit bandagiertem Schädel. » Es sind genug für alle. Auf dem Weg nach Harrisburg gibt es ein FEMA -Lager. Wir fahren im Konvoi dorthin. Wenn ihr mitwollt, packt jetzt eure Sachen. In zehn Minuten sind wir weg. «
Die Flüchtlinge wieselten umher und stellten Fragen. Offenbar waren sie mit den Antworten zufrieden, denn alle packten ihren Kram und eilten zur
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