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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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umgebracht?«, fragte ich leise.
    »Nein«, antwortete er. »Natürlich nicht.«
    »Wirst du jemanden umbringen?«
    »Nein.«
    Meine Lippen bebten. »Wirst du sterben?«
    Lange Zeit sagte Dante nichts. »Ja. Aber das wirst du eines Tages genauso. So anders ist das auch nicht.«
    »Alles ist anders«, sagte ich laut. Im Hintergrund hatte Professor Starking seinen Vortrag unterbrochen und ermahnte uns, ruhig zu sein, aber das scherte mich nicht. »Du bist … du bist …« Ich schaute auf den Frosch. »Ich weiß noch nicht mal, was du bist.«
    In der Klasse erhob sich Gemurmel. Nervös versuchte Professor Starking, alle zu beruhigen und den Kurs unter Kontrolle zu bringen.
    »Ich bin immer noch der gleiche Mensch wie vorher –«
    »Du bist kein Mensch!«, rief ich und meine Augen waren voller Tränen, als sie in seinen nach einer Antwort suchten; nach etwas, das mir helfen würde, ihn zu verstehen. Plötzlich wurde es unglaublich leise im Raum. Die ganze Klasse sah uns an.
    »Ich weiß nicht, was hier vor sich geht«, sagte Professor Starking nervös von seinem Pult aus, »aber Sie können Ihre Streitereien beim Strafdienst fortführen.«
    Schweigend marschierten wir zum Büro der Rektorin, ich drei Schritte voraus. Die Sekretärin bat uns, draußen zu warten, während sie Rektorin van Laark holte. Also setzte ich mich mit verschränkten Armen ganz ans Ende der Bank.
    Die Tür öffnete sich. »Kommen Sie herein«, drang besänftigend die Stimme der Rektorin heraus. »Alle beide.«
    Als wir vor ihr saßen, fragte sie uns, was geschehen war. Nach einer kurzen Pause sprachen wir beide zur gleichen Zeit.
    »Er hat mich provoziert … Ich hab eine Frage beantwortet und er hat mich unterbrochen.«
    »Ich hab sie provoziert«, sagte Dante. »Es war meine Schuld.«
    Überrascht von seiner Selbstlosigkeit schämte ich mich auf einmal dafür, ihn angeschwärzt zu haben. Aber es war ja auch seine Schuld, versicherte ich mir. Er hatte mich provoziert. Wäre er nicht tot und hätte er es mir nicht verschwiegen, dann wären wir nie in diese Situation geraten. Wieder kreuzte ich die Arme vor der Brust und versuchte, mich zu überzeugen, dass ich im Recht war. Aber meine Schuldgefühle überrollten mich.
    »Verstehe«, sagte die Rektorin. »Aber nachdem Sie gemeinsamden Unterricht gestört haben, müssen Sie auch beide nachsitzen. Heute Nachmittag um fünf. Fünfter Stock im Haus Horaz. Raum acht, Nordflügel.«
    Ich verzog mich ohne ein weiteres Wort an Dante, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Da ich nicht in die gleiche Richtung gehen wollte wie er, wandte ich mich zum Haus Horaz. Eleanor wollte ich mich nicht anvertrauen, weil sie schon genug eigene Probleme hatte, und Nathaniel würde das einfach nicht begreifen. Als ich das Gebäude betrat, läutete gerade die Pausenglocke, und ich wartete ab, bis alle Schüler draußen waren. Dann stieg ich die Treppe hoch, zu Miss LaBarge.
    Unter mir knarrten die Dielen, als ich den schmalen Flur zu ihrem Büro hinunterlief. Es war ganz hinten in der Ecke und unter ihrer Tür schimmerte ein schmaler Lichtstreif hervor. Ich klopfte an.
    Miss LaBarges Stimme floss durch das Holz. »Kommen Sie herein.«
    Sie saß in ihrem Sessel und las. Als sie mich sah, lächelte sie und setzte die Lesebrille ab. »Renée. Was für eine angenehme Überraschung.«
    Ich streifte mir die Füße an der Matte ab und trat ein. Ihr Büro verströmte eine sanfte Wärme und es roch nach Zimt und brennendem Holz.
    »Setzen Sie sich doch.«
    Ich wickelte meinen Schal ab und ließ mich auf dem kleinen Sofa ihr gegenüber nieder. Auf ihrem Schoß lag ein dickes Buch, ein Lesebändchen im Falz.
    »Was lesen Sie da?«
    Miss LaBarge nahm es hoch. »Ach, nur ein irgendeinenUnfug. Jenseits von Gut und Böse , von einem Philosophen namens Friedrich Nietzsche. Es geht darum, wie man entscheidet, was richtig und was falsch ist.«
    »Klingt überhaupt nicht nach Unfug.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ja, da haben Sie wohl recht.«
    »Wie soll man es denn entscheiden?«
    Sie klappte das Buch zu und legte es auf das Beistelltischchen. »Manchmal kann man das gar nicht.«
    »Also … Wenn man zum Beispiel mit einem Jungen zusammen ist und der erzählt einem, dass er etwas sei, aber hinterher kommt raus, dass er in Wirklichkeit etwas ganz anderes ist. Ist das falsch?«
    »Hat dieser Junge vielleicht einen guten Grund, das geheim zu halten?«
    Ich dachte nach. Dante hatte mir wahrscheinlich nichts davon erzählt, weil er meinte,

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