Dead Beautiful - Deine Seele in mir
Dante gerichtet. »Haben Sie Gefühle? Fühlen Sie sich lebendig?«
Aber Dante schaute nicht sie an – er sah mich an, in der Hoffnung, dass ich irgendwas sagen würde, das diesen Spuk hier beenden konnte.
»Was ich jetzt gleich von Ihnen verlangen werde, dürfte nicht wehtun. Vielleicht ist es der reine Genuss. Für einen von Ihnen wenigstens.«
Sie trat auf mich zu und sprach in dunklem Kommandoton. »Jetzt möchte ich, dass Sie ihm Ihre Seele geben.«
»Warum sollte sie?«, fragte Dante.
»Weil sie Sie liebt.« Und zu mir: »Bedenken Sie Ihre Lage. Ihm bleiben nur noch wenige Jahre. Sie allein haben sein Schicksal in der Hand.«
Übelkeit stieg in mir hoch, als mir klar wurde, dass sie recht hatte. Doch noch bevor ich etwas sagen konnte, fuhr Dantes Stimme schneidend durch die Luft.
»Nein. Das wird sie nicht tun. Ich werde es nicht zulassen.«
Ich sah, wie sein Körper sich anspannte, bereit, sich der Rektorin entgegenzustellen. Sie trat einen Schritt zurück.
»Sie können mit mir anstellen, was Sie wollen«, sagte sie ruhig, »aber an der Situation werden Sie damit gar nichts ändern. Renée wird immer wissen, was sie zu tun hat. Ich zwinge sie zu nichts.« Sie blickte kurz zur Tür. »Die ist nicht verschlossen.«
Dante warf ihr einen abschätzigen Blick zu und griff dann nach meinem Arm. »Renée, wir gehen.«
Aber ich rührte mich nicht.
»Renée, los, komm.«
»Nein«, entgegnete ich. »Warte einen Moment. Ich will mir anhören, was sie zu sagen hat.«
Die Rektorin lächelte. »Sehen Sie? Es gibt Dinge, die schlimmer sind, als untot zu sein. Beispielsweise mit anzusehen, wie der geliebte Mensch stirbt, wenn man genau weiß, dass man ihm hätte helfen können.«
Mein Magen zog sich zusammen, als ich mir ein Leben ohne Dante vorstellte.
Er zog mein Gesicht zu sich. »Renée, nein. Wenn du mir deine Seele gibst, bist du tot.«
» Tot wird sie nicht sein«, sagte die Rektorin. »Sondernuntot. Haben Sie sich denn nie gefragt, wie das wohl ist? Nie wieder Schmerz zu spüren? Den Schmerz über den Tod Ihrer Eltern?«
Natürlich hatte ich mich schon gefragt, wie das wohl wäre. Ich blickte auf Dante. Seine Augen bettelten, ihm zu folgen.
Die Rektorin redete weiter. »Der Wunsch, immer weiterzuleben, ungeachtet aller Konsequenzen, ist nur eine Wertvorstellung unserer modernen Gesellschaft. In der Antike war es das größte Bestreben des Menschen, eines ehrenvollen Todes zu sterben. Bedenken Sie, was Sie mit Ihrem Tod bewirken würden. Sie würden nicht nur Ihrem Geliebten das Leben wiedergeben, sondern auch Aufklärung bringen ins größte Rätsel aller Zeiten: Was verbirgt sich hinter dem Tod? Wenn Sie, Renée, einem anderen das Leben schenken können – was könnte das für die Welt bedeuten? Da tun sich unendliche Möglichkeiten auf.«
»Renée, du musst das nicht. Wir finden eine andere Lösung.«
Die Rektorin brach in Lachen aus. »Nein, die finden Sie nicht. Sie werden in fünf Jahren verrottet sein und Renée wird ein langes, einsames Leben führen im ständigen Bewusstsein, dass sie Sie hätte retten können, aber es nicht getan hat.«
»Was bringt es, mich zu retten? Wir würden nur die Rollen tauschen«, wandte Dante ein.
Ich drehte mich zu ihm um. »Wir hätten dann mehr Zeit«, sagte ich. »Willst du das nicht?«
Dante sah zu Boden und schüttelte den Kopf. »Ich will dich. Jetzt. Und so, wie du bist.«
»Begreifst du das denn nicht? Du kannst mich nicht haben. Bei uns ist einer das Ende vom anderen. Einer von uns muss sterben und mir ist der Tod lieber als ein Leben ohne dich.«
Dante umklammerte mein Gesicht mit seinen Händen. »Renée, sieh mich an.« Er klang jetzt flehend. »Ich hatte meine Chance. Ich hab mein Leben gelebt. Und jetzt habe ich dich und mehr will ich nicht.«
Die Rektorin schritt auf mich zu und legte mir die Hand auf die Schulter. Als sie sprach, war ihre Stimme leiser, tiefer, finsterer. »Es gilt: Ihr Leben – oder seines.«
Dantes Augen durchdrangen meine. »Lass es, bitte.«
»Ich hab keine Angst vor dem Tod«, sagte ich. Und zum ersten Mal wusste ich, dass es die Wahrheit war. »Ich habe Angst vor einem Leben ohne dich.«
Aber bevor er antworten konnte, klopfte es von außen wieder zweimal an der Tür. Ich erstarrte und schaute gebannt zu, wie sie aufging. Mrs Lynch trat ein, mit Gideon im Schlepptau. »Frau Rektorin? Den hier habe ich schon wieder dabei erwischt, wie er sich vor dem Mädchenwohnheim rumgetrieben hat.«
»Du!«, brüllte ich
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