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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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schien alles bekannt und doch noch so unerforscht. Das war es, was Fühlen bedeutete: zu erkennen, dass das Wertvolle am Leben auch im Wissen darum besteht, dass einem alles genommen werden kann. Ich liebte ihn, dachte ich, bereits in der Vergangenheitsform. Ich liebe ihn. Das würde mein Abschied sein.
    Ich hob meine Hand an seine Wange, berührte zum letzten Mal seine Haut. Dann zog ich ihn an mich, bis meine Lippen seine streiften.
    »Ich liebe dich«, sagte ich.
    Und dann gab ich ihm einen Kuss. Einen richtigen Kuss. Denn wenn mir irgendetwas zum Geben blieb, dann wollte ich es auch geben.
    Plötzlich fühlte ich seine Hand in meinem Nacken, wie er mich an sich zog mit einer Kraft, die ich noch nie zuvor erfahren hatte. Ich konnte nicht anders, ich ergab mich seiner Umarmung. Aus meinen Lungen strömte die Luft. Ich rang nach Atem, meine Hand krallte sich ins Gras. Und dann verblasste sie, meine Welt.

Neunzehntes Kapitel
    Der allzu frühe Tod des Dante Berlin
    I ch brach zusammen. Langsam spürte ich, wie sämtliche Wärme aus meinem Körper entwich, als würde sie mir gleich einem dünnen Luftfaden aus dem Mund gezogen. Und während sie schwand, entrollten sich all meine Erinnerungen. Ereignisse aus einem früheren Leben blitzten in meinem Kopf auf und verschwanden wieder, verzerrte Bilder von Menschen und Orten, wie in einem Traum. Annie, meine Eltern, Kalifornien, Wes – kaum hatte ich sie erkannt, waren sie schon wieder weg; ihre Umrisse waren flüchtig und irreal, als ob mein ganzes Leben vor dem Gottfried reine Einbildung gewesen wäre. Ich wurde schwächer. Mein Atem ließ nach. Und dann wachte ich auf einmal auf.
    Ich lag vor dem Mädchenwohnheim, auf dem Rasen, nahe der Tür. Es war Nacht. War ich tot? Ich war mir nicht sicher. Ich streckte mich und stand auf, aber es fühlte sich anders an. Es fühlte sich an, als hätte ich da stundenlang gelegen. Die Kleider an meinem Leib kamen mir merkwürdig bekannt vor, aber sie gehörten nicht mir – ein Hemdund eine Hose, die an den Knien abgewetzt war. Ich wollte mich gerade nach vorn beugen, um sie genauer unter die Lupe zu nehmen, als ich von der Seite des Gebäudes her etwas hörte, leise Schritte auf dem Boden. Rasch zog ich mich ins Dunkel zurück und wartete.
    Aber die, die da auftauchte, war nicht die Rektorin oder Mrs Lynch. Es war ich selbst. Ich trug meinen Mantel; mein braunes Haar baumelte mir lose über die Schultern. Ich sah hübsch aus, fand ich.
    Unfähig, mich zu bremsen, rief ich: »Renée.«
    Sie drehte sich zu mir und der Schreck in ihrem Blick wurde zu Erleichterung. Sie hob einen Finger an ihre Lippen und zog mich hinter das Wohnheim.
    »Ich hab auf der Krankenstation nach dir gesucht, aber da warst du nicht. Alles in Ordnung mit dir?« Die Worte waren schon aus meinem Mund, bevor ich begriff, was ich da sprach. Es waren dieselben Sätze, die Dante vorhin zu mir gesagt hatte, bevor Mrs Lynch uns zum Büro der Rektorin abgeführt hatte. Ich wollte aufhören zu reden, aber ich hatte keine Gewalt mehr über meinen Körper.
    Mein ehemaliges Ich stand vor mir, erzählte etwas über das Wächterkomitee und die Rektorin, aber ich hörte nicht zu. Ich wusste bereits, was sie mir sagen wollte. Stattdessen starrte ich sie an mit einer Zuneigung und einer Sehnsucht, die ich mir gegenüber nie hätte empfinden können. Ich durchlebte nicht mein Leben noch einmal. Ich durchlebte Dantes.
    »Ich hab dich immer gemocht, wie du bist. Und das tu ich immer noch«, sagte ich zu meinem alten Ich. Die Szene verblasste und ich fand mich in einem dunklen Klassenzimmerim Haus Horaz wieder. Ich stand im Schatten, das Wasser tropfte mir aus Hemd und Hose. Die alte Renée stand neben mir. Ihre Kleider klebten nass an ihrem Körper.
    »Na ja, als dein Lehrer sollte ich dich eigentlich zur Strafe Sätze an die Tafel schreiben lassen«, hörte ich mich sagen.
    Die alte Renée sah mich herausfordernd an; ein Tropfen Wasser rann ihr ganz langsam die Nase hinab. »Was soll ich schreiben?«
    Ich trat einen Schritt näher. »Cupido« , stieß ich hervor.
    Sie hob eine Hand an mein Gesicht und ich schloss die Augen, erlebte die Weichheit ihrer Handfläche. Als sie mit der Hand über mich strich, erwachten Sinne, die ich schon vor Jahren verloren hatte. Meine Nase, meine Augen, meine Lippen, alles bebte unter ihrer Berührung.
    »Spürst du das auch?«, flüsterte sie.
    »Ja«, dachte ich. Ja.
    Der Raum verschwamm und dann saß ich im Observatorium. Es war ein anderer Tag,

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