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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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einfach. Sie spricht fast nichts mit mir. Und sie glaubt, ich heiße Neil.«
    »Das ist doch Quatsch. Wie kannst du wissen, dass sie dich hasst, wenn sie gar nicht mit dir redet?«, flüsterte ich angestrengt.
    »Pssst!«, wiederholte Genevieve, diesmal in meine Richtung.
    Nathaniel starrte auf seine Füße. »Siehst du?«
    Ehe ich antworten konnte, erhob sich in der am weitesten entfernten Gruppe ein Junge. Er war groß und sportlich; sein Gesicht ähnelte auffällig dem von Eleanor. Das musste ihr großer Bruder sein.
    Militärischen Schritts ging er durch die Reihen seiner Gruppe, bis er hinter einem Mädchen stehen blieb und ihr auf die Schulter tippte. Sie war schlank und hatte ein rosiges Gesicht, Mandelaugen und glattes schwarzes Haar.
    Nachdem sie angetippt worden war, schritt sie durch die Reihen und tippte einen kleinen, knochigen Jungen an, der sich in Richtung der Abschlussklassen bewegte und seinerseits ein rothaariges Mädchen mit Sommersprossen antippte. Sie tippte einen ernst wirkenden Jungen an, der sich zu den Hinterbänken aufmachte, direkt auf mich zu.
    Er hielt bei unserer Reihe und ich schloss die Augen und wartete. Aber das Antippen blieb aus. Stattdessen berührte er das Mädchen uns gegenüber. Genevieve Tart erhob sich und ging anmutig den Mittelgang hinab.
    Die sechs Schüler stellten sich in einer Reihe vor demPodest auf, mit gesenkten Köpfen und geschlossenen Augen.
    »Das neue Wächterkomitee wird angetippt«, erklärte Nathaniel. »Musterschüler.« Seine Stimme klang etwas verbittert. »Sie sorgen dafür, dass sich jeder an die Regeln hält.«
    »Nach welchen Kriterien werden sie ausgesucht?«
    »Sie werden von den Lehrern bestimmt. Da reinzukommen ist wirklich schwierig. Man muss so einen Test bestehen, aber keiner weiß, was da von einem erwartet wird, und die Wächter verraten es nicht. Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb sie ausgesucht wurden. Das sind Arschkriecher.«
    Rektorin van Laark hatte ihren Singsang beendet und verließ das Podest. Von hinten näherte sie sich dem ersten Jungen und tippte ihm auf die Schulter. »Brandon Bell«, verkündete sie im Befehlston.
    Rasch ging sie die Reihe durch. »Ingrid Fromme.
    Schuyler Soverel.
    Laney Tannenbaum.
    Maxwell Platkin.
    Genevieve Tart.«
    Nur Schüler aus den oberen Jahrgängen konnten angetippt werden, erläuterte Nathaniel. Brandon, Ingrid und Schuyler waren im vierten Jahr und schon letztes Jahr im Komitee gewesen. Aus dem dritten Jahr kamen Laney, Maxwell und Genevieve. Die Rektorin schürzte die eleganten, dunkelroten Lippen. »Wächterkomitee. Heute Abend verpflichte ich euch dem Gottfried-Institut. Von diesem Moment an werdet ihr eins mit der Schülerschaft. Eure Stimme ist die Stimme der Schüler …«
    Hinter den Bäumen ging der große Mond auf. Rektorin van Laark erhob den Kopf und blickte über den Rasen.
    »Und nun«, rief sie laut, »lasst uns erwachen.«
    Die Wächter öffneten die Augen, einer nach dem anderen, und erhoben die Köpfe. Alle Schüler taten es ihnen nach. Der Nachthimmel war klar und auf der Wasseroberfläche zitterte das Spiegelbild des Mondes.
    Die Rektorin nahm ein kleines Messer von ihrem Pult und schnitt tief in die Borke des Baums. Dickes rotes Harz trat aus. Sie tauchte ihre Finger hinein und tippte damit jedem Wächter auf die Stirn, was eine blutrote Schliere direkt über den Augen hinterließ.
    Dann sprach sie etwas Lateinisches, ihre Stimme dröhnte durch den Park.
    Nathaniel übersetzte: »›Blut der Eiche, Blut unserer Gründerväter, in den Wurzeln ruhend. Möge unser Geist sein wie der Baum, der sein Laub abwirft und immer wieder neu geboren wird.‹« Die Rektorin hörte auf zu sprechen und sah das neue Wächterkomitee an. Mit dem Saft, der ihnen von der Stirn rann, wirkten sie furchterregend, fast wie aus einer Bibelgeschichte. Noch nie hatte ich von einem Baum gehört, der rotes Harz blutete.
    »Gottfried-Institut, ich stelle Ihnen das Wächterkomitee vor. Zur Feier möchte ich Sie alle ins Megaron einladen, um mit uns am Bankett zum Schuljahresbeginn teilzunehmen.«
    Mit diesen Worten schritt die Rektorin am Komitee vorbei. Ein Wächter nach dem anderen folgte und ging zurück in Richtung Wohnheime. Dann erhoben sich die Lehrer. Niemand klatschte. Niemand sprach.
    Als sie fort waren, standen alle auf. Ich schaute noch mal in die vorderen Reihen, aber Dante war nirgends zu sehen; nur Eleanor, die sich mit einigen Mädchen unterhielt. Alle übrigen Schüler machten sich

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