Dead Beautiful - Deine Seele in mir
bereits auf zum Bankett und gingen Richtung Megaron, was anscheinend »Großer Saal« auf Griechisch hieß. Alle, bis auf Nathaniel, der sich noch bei den Bänken herumdrückte, als wartete er auf etwas.
»Gehst du zum Bankett?«, erkundigte ich mich schließlich.
Ein wenig überrascht richtete er sich auf. »Ja.« Er fummelte an seinen Hemdknöpfen rum. Unvermittelt erschlug er eine Stechmücke auf seinem Arm.
»Wollen wir nebeneinandersitzen?«, fragte ich. Ein bisschen seltsam wirkte er schon, aber auch nett und irgendwie lustig, und da er nicht mit Freunden losgezogen war, nahm ich an, dass er keinen Sitznachbarn hatte.
Er wurde munter und rückte seine Brille näher ans Gesicht. »Echt? Ich meine, ja klar.«
Wir trafen Eleanor und ihre Freunde an einem Tisch im Megaron. Eleanors Freunde waren genau wie sie: hübsch, reich und sorglos. Ich war nicht sicher, wer erstaunter war – die Mädchen, die Nathaniel bei mir im Schlepptau sahen, oder Nathaniel, als ihm klar wurde, dass er es an den Tisch einiger der gefragtesten Mädchen des Jahrgangs geschafft hatte. Ich versuchte aufzupassen, während die Neuigkeiten ausgetauscht wurden, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Immer wieder glitt mein Blick durch den Speisesaal in der Hoffnung, Dante unter einem der eisernenKronleuchter zu entdecken. Aber ich sah nur fremde Gesichter.
Da hörte ich auf einmal seinen Namen. Ich drehte mich zum Tisch zurück, wo sämtliche Mädchen und Nathaniel mich anstarrten und auf meine Antwort warteten.
»Stimmt doch, Renée, oder?«
»Bitte? ’tschuldigung, ich hab mir gerade den, äh, Tisch vom Wächterkomitee angeschaut.«
»Ich habe den anderen erzählt, dass du Dante Berlin zum Reden gebracht hast. Ich glaube, er hat sogar gelacht.«
Ich wurde rot. »Ja, also, das war keine ernst zu nehmende Unterhaltung oder so was. Er war, ehrlich gesagt, ziemlich unfreundlich.«
»Bei Dante ist alles ernst. Der lächelt oder lacht nie«, sagte Greta, ein athletisch gebauter Rotschopf.
»Mir kam er gar nicht so schrecklich vor«, sagte ich und schob mir eine Ladung Nudeln in den Mund. »Er hatte sogar so was wie Humor.«
»Bei dir war er anders als sonst«, sagte Eleanor. »Ehrlich, ich hab ihn noch nie so lange mit jemandem reden sehen wie mit dir. Ich meine, seit letztem Frühling.«
»Was meinst du mit ›letztem Frühling‹? Was ist denn passiert?«
Rebecca, ein zartes Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren, unterbrach. »Tja, wenn wir das so genau wüssten«, sagte sie und stützte sich auf die Ellbogen. »Benjamin Gallow ist gestorben. Er war verschwunden und ein paar Tage später haben sie ihn im Wald gefunden. Tot.«
Eleanor riss das Wort an sich. »Du erzählst das völlig falsch.« Sie wartete, bis ihr meine volle Aufmerksamkeitsicher war, und legte los. »Also, es war mitten im Frühlingssemester und eines Tages ist Benjamin nicht zum Unterricht erschienen. Benjamin war einer dieser Typen, die gar keine Ahnung haben, wie heiß sie eigentlich sind. So ein Einserschüler, der beste Degenfechter der Schule und dann auch noch nett zu jedem, sogar zum Küchenpersonal. Kurz, jeder mochte Benjamin und Benjamin mochte jeden. Und als er dann nicht zum Unterricht aufgetaucht ist, haben alle gedacht, er ist krank. Nur, abends war er dann auch nicht im Wohnheim.
Die haben die Schule komplett durchsucht. Seine Freunde befragt, seinen Mitbewohner, seine Freundin, praktisch alle, die ihn kannten, aber keiner hatte einen Schimmer, wo er war. Und dann haben sie ihn schließlich gefunden.«
Eleanor schaute dramatisch in die Runde; ihre Augen glitzerten vor Aufregung.
»Er war im Wald. Es war Montag; das weiß ich noch, weil ich mein rosa-blaues Haarband anhatte wie jeden Montag. Wir hatten Erdwissenschaften und waren gerade draußen, da haben wir gesehen, wie sie Benjamin durchs Tor getragen haben. Tot, natürlich. Ich weiß noch, dass sie seinen Mantel über ihn geworfen haben, um sein Gesicht zu verbergen. Wir konnten nur einen seiner Arme herunterbaumeln sehen, als Professor Bliss und Professor Starking ihn in den Krankenflügel getragen haben. Der war so blass, dass es schon wie blau aussah.«
Am Tisch breitete sich eine unangenehme Stille aus.
»Das Komischste war aber, dass niemand wusste, woran er gestorben war«, fuhr Eleanor nach einer Weile fort. »Er war überhaupt nicht verletzt. Keine Kratzer oder Beulenoder so; es war klar, dass niemand ihn angegriffen oder ermordet hat. Und er hat nichts bei sich gehabt, also war
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