Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
Vom Netzwerk:
Gras, in hohen Gummistiefeln, Gartenhandschuhen und Sonnenhut.
    »Ich begrüße Sie zum Gartenbau-Unterricht«, sagte sie und zog ein Säckchen mit Blumenzwiebeln aus einem Leinenbeutel, der auf der Erde lag. »Heute werden wir das kleine Einmaleins des Humus erlernen.«
    Sie verteilte die Zwiebeln, ein paar Pflanzkellen, Streichholzschachteln und Gartenhandschuhe. Dafür, dass sie älter aussah als mein Großvater, wirkte sie erstaunlich flink.
    »Das Erste, was Sie über Gartenbau wissen müssen: Ohne das passende Beet für die passende Pflanze werden Sie nie etwas zum Wachsen bringen. Es gibt Dutzende verschiedene Erdböden, die alle unterschiedliche Eigenschaften besitzen. Glücklicherweise finden sich alle hier in unserem Garten, da gerade dieser Bereich des Schulgeländes im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte immer wieder umgegraben und ausgetauscht worden ist.«
    Während Professor Mumm die fünf gängigsten Bodensorten vorstellte, sah ich mich auf dem Friedhof um. Das Gras war mit Wildblumen gesprenkelt, die mir fast bis an die Knie reichten. Sie waren feucht vom Tau. Unter all dem Grünzeug befanden sich die kaum sichtbaren Bruchstücke zerborstener, jahrhundertealter Grabsteine. Als ich das erste Mal das Wort Gartenbau auf meinem Stundenplan gelesen hatte, war mir schleierhaft gewesen, was mich dort erwarten würde, und es wäre gelogen, dass ich darauf gespannt gewesen wäre. Ich hatte angenommen, wir würden etwas über Pflanzen lernen – und nicht in einem verlassenen Friedhof herumstochern.
    »Bisschen makaber, oder?«, fragte ich Eleanor und hielt meinen Blick auf die Lehrerin gerichtet, die gerade die korrekte Haltung einer Pflanzkelle demonstrierte.
    »Was meinst du damit?«, antwortete eine tiefe Stimme.
    Ich fuhr herum. Eleanor hatte sich in der Zwischenzeit ein Stück entfernt und tuschelte nun mit einem der Zwillingsmädchen. An ihrer Stelle stand der süße Wes-Imitator.
    »Ich heiße Brett«, sagte er mit einem Grinsen.
    Auf einmal war ich sehr verlegen. »Renée.«
    Brett war groß und sportlich und sah aus, als käme er direkt vom Rugbyfeld. Seine Gesichtszüge wirkten übertrieben, was ihn verwegen und fast übermäßig männlich aussehen ließ, fast wie eine Illustration aus einem Märchenbuch.
    »Mit wem wolltest du dich gerade unterhalten, als ich dich so unhöflich unterbrochen habe?«
    »Mit meiner Freundin Annie. Ich meine Eleanor. Mit meiner Mitbewohnerin Eleanor.«
    »Annie, Eleanor, wer denn jetzt?«
    »Eleanor. Eleanor Bell.« Ich deutete dorthin, wo sie stand. »’tschuldigung, meine Freundin Annie ist aus Kalifornien. Ich meine, da komm ich auch her. Ich bin grad erst hergezogen. Ich versuche noch, das alles auf die Reihe zu bekommen.«
    »Ein Mädchen aus Kalifornien? Seid ihr nicht alle blond?« Er wickelte eine Strähne meines Haars um seine Finger.
    Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg, und steckte meine Haare hinters Ohr. Brett wirkte wie einer der Typen, die jedes Mädchen kriegen können; wie einer, der mit nacktem Oberkörper Frisbee spielt und seine Hosen hochkrempelt; der sogar verschwitzt gut riecht. Einer der Typen, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie mich ansprechen würden. Genau wie Wes. Und trotzdem stand erhier neben mir und tat etwas, das ich nur als flirten bezeichnen konnte.
    »Wo kommst du her?«, fragte ich.
    »Maine.«
    »Warum bist du dann kein Bauer mit Bart?«
    Brett lachte. »So was hast du hier erwartet? Das muss ja eine Riesenenttäuschung für dich sein.«
    »Niederschmetternd«, gab ich zurück und wir richteten beide unsere Aufmerksamkeit auf Professor Mumm, die uns bedeutete, ihr in den »Garten« zu folgen.
    »Jeder von Ihnen hat eine andere Art von Blumenzwiebel – Waldblume, Kletterpflanze, Mehrjährige, Einjährige, Schmarotzer. Ihre Aufgabe ist es nun, für Ihre jeweilige Zwiebel den Boden zu finden, der am besten zu ihr passt, und ihn in einen dieser Beutel zu schaufeln«, sagte sie und hob eine Handvoll Leinensäckchen hoch.
    Ein Zwilling hob die Hand. »Aber wir wissen gar nicht, was für eine Zwiebel wir haben. Wie sollen wir den richtigen Boden finden, wenn wir keine Ahnung haben, welche Zwiebel Sie uns gegeben haben?«
    Professor Mumm lächelte sie weise an. »Eingebung. Das ist die erste Regel des Gartenbaus. Folgen Sie Ihrem Bauchgefühl!«, sagte sie und schlug die Hacken zusammen. »Und denken Sie daran, was wir aufgesagt haben. T-E-R-R-A: Tragen, Essen, Reiben, Riechen, Anzünden. Also, Handschuhe an und ran

Weitere Kostenlose Bücher