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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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an die Pflanzkellen.«
    Die Wege von Brett und mir trennten sich, als alle begannen, ziellos den Friedhof zu durchstreifen. Eleanor fand wieder zu mir und zwickte mich von hinten in den Arm. »He«, sagte sie, die Zwillinge neben sich.
    Mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen. »Ein Friedhof ist nicht der richtige Ort, um sich an jemanden ranzuschleichen!«
    Eleanor lachte. »Bitte, es ist helllichter Tag! Außerdem bin ich hier nicht die Einzige, die sich an dich ranschleicht.« Sie lugte zu Brett hinüber.
    April hakte sich ein. »Das macht er mit allen Mädchen«, sagte sie. Von ihrer Schwester Allison kam ein bestätigendes Nicken.
    »Das heißt ja nicht, dass wir nicht hingucken können«, antwortete Eleanor.
    Wir beobachteten ihn dabei, wie er sich nach seiner Pflanzkelle bückte. Als er sich aufrichtete, drehte er sich zu uns um und lächelte. Peinlich berührt blickte ich weg. Eleanor hingegen antwortete mit einem neckischen Winken.
    »Ich glaub, ich werd meine ›Bodenuntersuchung‹ in der Nähe von Brett vornehmen. Ich kann mich gar nicht sattsehen an seinen Grübchen.«
    Ich lachte, während Eleanor davonsprang, um Brett unauffällig auf die andere Seite des »Gartens« zu folgen. Um mich herum ragten Dutzende von Grabsteinen aus dem Gras. Ihre Oberflächen waren so verwittert, dass ich die Inschriften nicht lesen konnte. Meine Eltern waren jetzt genau wie diese Menschen, nur noch Gedenksprüche, Grabsteine, Särge. Ich schüttelte den Gedanken ab, nahm meine Zwiebel und wendete sie in der Hand. Sie war braun und knollig wie eine Ingwerwurzel. Ich hielt sie an die Nase, aber sie roch nur nach trockener Erde. Bauchgefühl, dachte ich und setzte mich in Bewegung.
    Ich wusste nicht, wohin ich ging, aber ich schritt voran,alle paar Minuten in eine andere Richtung, als ob ich von einer unsichtbaren Kraft gezogen würde. Immer wieder beugte ich mich hinunter, um den Boden zu durchsieben. T-E-R-R-A , wiederholte ich. T wie Tragen , als ich sein Gewicht in der Hand spürte. E wie Essen , als ich den Boden zum Mund führte und ihn vorsichtig kostete. R wie Reiben , als ich den Boden in meiner Hand zerbröselte und seine Farbe und Konsistenz mit der meiner Zwiebel verglich. R für Riechen – dabei roch es verwirrend nach Äpfeln, Gras und Walnüssen. A wie Anzünden , obwohl keiner der Böden ölig genug war, um zu brennen, als ich ein Streichholz daran hielt. Aber nichts schien richtig. Die Erdklumpen waren entweder zu trocken oder zu grobkörnig, rochen zu sehr nach Räucherschinken oder schmeckten zu bitter.
    Schließlich fand ich mich in einiger Entfernung vom Rest des Kurses wieder, in einem ungleichmäßig bewachsenen Gebiet bei einer Baumgruppe. Ich beugte mich hinab, um eine Handvoll Erdboden aufzuheben, der kühl und so feucht war, dass er sich beinahe fettig anfühlte. Ich roch daran. Nichts. Was hatte die Lehrerin gesagt, während ich mich mit Brett unterhalten hatte? Wenn der Boden körnig war und nach Rauchfleisch roch, war er am besten für Waldblumenzwiebeln geeignet. War der Boden trocken und schmeckte salzig, war er mineralreich und am besten für Einjährige. Oder Mehrjährige? Ich hatte es vergessen.
    Widerwillig drückte ich einen Finger in den Boden und führte ihn zum Mund. Zuerst schmeckte es nur sandig. Aber dann entwickelte sich langsam die Ahnung eines Geschmacks nach Sirup. Ich untersuchte meine Zwiebel, die zäh und trocken war und die gleiche rotbraune Färbunghatte. Aus irgendeinem Grund fühlte es sich richtig an. Ich bückte mich und schaufelte eine Handvoll in mein Säckchen.
    Außer mir schien noch niemand fertig zu sein. Manche wanderten ziellos durch das Gestrüpp; andere hockten dicht über der Erde und tasteten mit verschmierten Gesichtern im Boden herum. Professor Mumm lief umher und beobachtete uns – nicht ohne hier und da noch ein paar Ratschläge zum richtigen Kellengebrauch zu erteilen. Aber statt mich wieder der Gruppe anzuschließen, näherte ich mich schrittweise dem Wald. Ich wusste nicht, warum; nur, dass ich das Gefühl hatte, dass dort eine vergessene, unerledigte Aufgabe auf mich wartete, dass da etwas unter den Bäumen war.
    Ich bewegte mich langsam durch das kniehohe Gras, als ich Eleanor hinter mir rufen hörte: »Renée! Wohin gehst du? Hast du rausgefunden, welche Zwiebel du hast?« Ich schaute kurz über meine Schulter und sah, dass sie mir nachgerannt kam.
    »Nein«, sagte ich. »Ich sehe mich nur ein wenig um.«
    Die Morgensonne brannte mir heiß auf

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