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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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sein Blick mich durchbohrte und ich so tat, als würde ich mich auf unseren Laborversuch konzentrieren, »ich merke mir alles, was mir jemals erzählt wurde. Das betrachte ich als besondere Begabung.«
    Überwältigt von dieser Springflut an Informationen saß ich mit offenem Mund da, ohne eine Antwort parat zu haben.
    Dante legte die Stirn in Falten. »Hab ich dir etwas vorenthalten?«
    Ich dachte an Benjamin und an meine Eltern. Dies wardie Gelegenheit. »Was ist mit deinen Freunden?«, fragte ich sachte.
    »Ich dachte, es sei schon geklärt, dass ich keine habe.«
    »Und ich dachte, es sei schon geklärt, dass da mehr ist, als du zugibst.«
    Dantes Blick war nachdenklich. »Vielleicht hatte ich mal Freunde.«
    »Was ist passiert?«
    »Es hat sich rausgestellt, dass sie anders waren, als ich angenommen hatte.«
    »Wie ›anders‹?«
    »Fähig zu Dingen, die ich nicht für möglich gehalten hätte.«
    Wovon sprach er? »Zu was?«
    »Zu allem«, sagte er. »Das ist der springende Punkt.«
    »Hat es was … hat es irgendwas mit Benjamin Gallow zu tun?«
    Beinahe drohend starrte Dante mich an.
    »Benjamin Gallow?«, zischte er. »Was weißt du über Benjamin Gallow?«
    »Nichts«, antwortete ich ruhig. »Nur, dass er mit deiner Freundin ausgegangen ist. Und dass er gestorben ist. Und du ihn gefunden hast.«
    »Also deshalb wolltest du mit mir reden. Du wolltest ein bisschen tratschen, über den Tod eines Jungen!«
    »Nein! Ich wollte nicht – ich wollte – ich glaube einfach nicht, dass er an einem Herzanfall gestorben ist.«
    Das schien bei ihm anzukommen, aber er hielt sich bedeckt und abwartend. »Was glaubst du denn, woran er gestorben ist?«
    »Ich habe gehofft, du wüsstest es.«
    »Und warum interessiert dich das so? Damit du mit deinen Freunden drüber reden kannst?«
    Seine Worte trafen mich wie eine Ohrfeige. »Meine Eltern sind vor drei Wochen gestorben. Ich hab sie gefunden. Beide starben an Herzversagen. Gleichzeitig. Im Wald. Genau wie Benjamin.«
    Ich spürte seinen Blick auf mir, als ich mich wieder zur Tafel drehte.
    Lange Zeit schwieg er. Dann schließlich sagte er steif: »Ich kann dir nicht helfen.«
    »Heißt das, ich habe recht?«
    Dante senkte die Stimme. »Vielleicht hast du recht«, sagte er, fast höhnisch. »Vielleicht war’s kein Herzversagen. Vielleicht war’s eine Herzattacke.«
    Ich brauchte bis Samstag, um Eleanor von meinem Verdacht zu erzählen, dass zwischen Benjamins Tod und dem meiner Eltern eine Verbindung bestand. Sie dachte, ich drehe langsam durch.
    »Du drehst langsam durch«, sagte sie und blickte mir aus dem Spiegel entgegen, vor dem sie sich gerade ihre Frisur richtete. Das Wochenende fing gerade an und sie unterstützte den Fachbereich Literatur beim Vorsprechen für das Schultheaterstück.
    Ich gab keine Antwort.
    »Ist das nicht eh praktisch dasselbe? Herzversagen und Herzattacke?«
    »Was weiß ich. Der hat mich durch den Kakao gezogen.«
    »Was hast du dann gesagt?«
    »Nichts. Es hat geklingelt. Und dann war er weg.«
    »Vielleicht dreht er langsam durch.« Sie steckte ihre Haare mit einer Klammer fest. »Siehst du, ihr seid wie füreinander gemacht.«
    Ich verdrehte die Augen. »Es läuft drauf raus, dass er mich lieber mit seinen blöden Scherzen quält, als mir eine richtige Antwort zu geben.«
    »Es läuft drauf raus, dass du viel zu viel reininterpretierst«, entgegnete sie und griff sich ihre Tasche. »Okay, ich bin weg.«
    Eleanor würde den ganzen Tag zu tun haben und so verabredeten wir uns zum Abendessen im Speisesaal.
    »Ich würde ja vorschlagen, dass du auch zum Vorsprechen kommst«, sagte sie, »aber beim Theater dürfen nur Jungs mitmachen. Schulregel.«
    Ich runzelte die Stirn. »Warum das?«
    »Anscheinend lief das so bei Shakespeare.«
    »Ist das nicht illegal oder so was? Sexistisch zum Beispiel?« Auch wenn es nicht verboten war, falsch war es trotzdem.
    Eleanor zuckte die Achseln. »Ist halt eine Privatschule. Die können machen, was sie wollen.«
    Normalerweise hätte ich mich über so eine lächerliche Regel aufgeregt, auch wenn sie nicht krasser schien als der übrige Gottfried-Kanon. Aber ich war erleichtert, endlich Zeit für mich zu haben. Zumindest dachte ich das. Ich hatte derart viele Hausaufgaben, dass ich praktisch den ganzen Tag über meine Bücher gekauert auf dem Zimmer zubrachte und erst zum Essen rausging. Aber Eleanor kam nicht. Ich wartete vor dem Megaron und malte mit derSchuhspitze Kringel in den Staub, während alle

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