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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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ein aufgeschlagenes Lehrbuch auf dem Schoß. Als sie mich sah, legte sie ihre Bürste zur Seite.
    »Wo warst du denn?«, fragte sie mit besorgter Miene.
    »Wo warst du denn?«, entgegnete ich, sauer darüber, dass sie mich beim Abendessen hängen gelassen hatte.
    »Das Vorsprechen hat länger gedauert als geplant. Ich bin nicht weggekommen. Ich dachte, du verstehst das schon.«
    Ich ließ meine Tasche auf den Boden plumpsen und warf mich auf mein Bett. »Tu ich auch. Was lernst du da?«
    »Na, Mathe«, sagte sie, als wäre das offensichtlich. »Am Montag schreiben wir den ersten Test, schon vergessen?«
    »Ach, klar.« Daran hatte ich nicht mehr gedacht.
    »Was hast du gelernt?«
    »Gar nichts«, seufzte ich. »Ich hab Dante in der Bibliothek getroffen. Und Gideon.«
    Eleanors Augen begannen zu leuchten. »Ich will alles wissen.«
    Sie setzte sich zu mir aufs Bett und ich berichtete ihr von Gideon und Vivian und Yago, von Dante und meinem Aufsatz und von Latein.
    »Die haben auch den Namen deines Bruders erwähnt.«
    Überrascht richtete Eleanor sich auf. »Was? Warum sprechen die über Brandon?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keinen blassen Schimmer … aber da ist noch was anderes.« Ich zögerte, unsicher, ob ich ihr überhaupt davon erzählen sollte, da ich mir ja nicht einmal sicher war, ob ich es richtig verstanden hatte. »Über dich haben sie auch gesprochen.«
    »Über mich? Ich kenn die noch nicht mal. Liegt wahrscheinlich daran, dass Brandon sie hasst. Und sie hassen Brandon und das Wächterkomitee. Das weiß jeder.«
    Ich biss mir auf die Lippe. Ich hatte erwartet, dass Eleanor beunruhigt darüber sein würde, dass die drei über sie und ihren Bruder sprachen, aber sie wirkte erstaunlich gefasst. »Keine Ahnung. Sie wirkten echt so, als hätten sie irgendwas vor. Und Dante hat ihnen, glaub ich, auch nachspioniert.Aber warum?«, sagte ich, eher zu mir selbst. »Ich muss das irgendwie aus ihm rausbekommen. Gideon kann ich ja schlecht fragen.«
    Eleanor schaute mich ungläubig an und schüttelte ihre Locken. »Ich kann’s nicht fassen, dass du dir hier einen Kopf über Gideon machst, wo Dante Berlin dich gerade gefragt hat, ob er dir Lateinnachhilfe geben kann.«
    Lächelnd schüttelte ich den Kopf. »Du glaubst also nicht, dass die irgendwas planen …«
    »Das tun sie mit ziemlicher Sicherheit. Die planen immerzu irgendwas. Bitte, die kommen im Anzug zum Unterricht und sprechen nur Lateinisch und lungern in den dunkelsten Winkeln des Instituts herum. Aber was sollten sie schon groß vorhaben können? Und überhaupt, wen interessiert’s? Dante Berlin will dich treffen. Das ist ganz großes Kino. Aber ganz, ganz großes!«
    »Aber da ist noch was …«
    Eleanor schüttelte den Kopf. »Was denn? Hat er dich gefragt, ob du mit ihm nach Transsylvanien durchbrennst, oder wo auch immer er herkommt?«
    Ich musste lachen. »Nein. Als er mich berührt hat, waren seine Finger eisig, und als er sie an meine Lippen gelegt hat, ist die Kälte durch meinen ganzen Körper gekrochen.« Nervös sah ich sie an und hoffte, dass sie nicht an meinem geistigen Zustand zweifelte, was Annie hundertprozentig tun würde. Und zwar mit gutem Grund. Es war völlig unwirklich.
    »Das ist seltsam«, sagte sie nachdenklich. »Keine Ahnung. Vielleicht warst du total durcheinander, weil du so nah an ihm dran warst – das wär ja jeder von uns.«
    Wahrscheinlich hatte mein Hirn mir einfach etwas vorgegaukelt.
    Draußen hörten wir Mrs Lynch vorbeigehen – ihr Schritt war unverkennbar. Auch wenn wir uns nach der Sperrstunde noch unterhalten durften – die Zimmer konnte man nicht abschließen, weshalb es besser war, der Lynch keinen Anlass für ihre Strafaktionen zu bieten. Eleanor drückte meine Hand und hüpfte in ihr Bett. Während sie ihre Mitschriften aus der Tasche zog, schlüpfte ich mit meinem Mathebuch unter die Decke. Aber als ich es aufschlug, verschwammen die Worte und Zahlen, bis ich nur noch Dante sah. So lag ich da und stellte mir vor, dass er vor mir stand und ich die Umrisse seines Gesichts untersuchen konnte, die Zusammensetzung seines Geruchs und den Klang seiner Stimme, bis schließlich das Einzige, was ich für meinen Mathetest lernte, die Erinnerung war an das Gefühl, als er meinen Namen geflüstert hatte.

Sechstes Kapitel
    Die vergessene Vergangenheit
    L atein war gar nicht mal so schlimm, wenn der schönste Junge der Schule es einem beibrachte. Den folgenden Freitag traf ich Dante in der Eingangshalle von Haus

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