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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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euch sitzen?«, fragte er.
    Ich lächelte. »Na klar.«
    Eleanor schob ihr Tablett zur Seite, um Platz zu machen, und fuhr dann fort. »Vielleicht ist er übermenschlich. Ein Halbgott. Schließlich ist er ein Adonis.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Viel zu düster für einen Superhelden.«
    »Dann bleibt nur der Bösewicht«, sagte Eleanor mit einem schelmischen Lächeln. »Umso besser.«
    Nathaniel schob seine Brille hoch. »Um was geht’s?«
    Eleanors Blick flehte mich an, ihn einweihen zu dürfen, und ich zuckte die Achseln.
    »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«, fragte sie mit verführerisch gesenkter Stimme.
    Nervös guckte Nathaniel zuerst zu mir, dann zu ihr. »Na klar. Wem sollte ich schon was erzählen?«
    »Wir sprechen über Dante Berlin.«
    »Aha«, sagte er ohne sonderliche Begeisterung. »Was soll mit dem sein?«
    Mit leiser Stimme berichtete ich ihm von der Sache mit dem Finger. »Hast du jemals von so was gehört?« Wenn jemandem dazu etwas einfiel, dann Nathaniel. In Naturwissenschaften und Mathe wusste er alles.
    Nathaniel starrte mich an, seine Augen durch die Brillengläser riesenhaft vergrößert. »Ich … keine Ahnung, Renée. Vielleicht hast du’s dir eingebildet.«
    Ich gab auf. Wahrscheinlich hatte ich das wirklich. Warum wollte ich unbedingt daran glauben, dass es passiert war?
    Nathaniel stocherte in seinem Thunfisch herum. »Was ist überhaupt so toll an ihm? Okay, er hat keine Freunde. Aber viele Leute haben keine Freunde. Warum macht ihn das so interessant?«
    »Jetzt hör mal auf. Hast du ihn noch nie angesehen?«, rief Eleanor.
    »Weil er groß ist, richtig? Groß und dann auch noch die langen Haare.«
    Sogar Nathaniels rudimentäre Beschreibung weckte in mir den Wunsch, Dante wiederzusehen. Leider kam er nie zum Essen, wahrscheinlich, weil er nicht auf dem Schulgelände wohnte.
    »Er ist wirklich klug«, murmelte ich.
    »Und selbstsicher«, fügte Eleanor hinzu.
    »Es wirkt älter als alle anderen«, erklärte ich. »Als ob er weiß, was er will, und keine Angst hat, sich’s zu nehmen.«
    »Sie will sagen, dass er männlich ist.« Eleanor grinste. »Obwohl ich glaube, dass du kälter gemeint hast und nicht älter.«
    Ich lachte, aber Nathaniel fand es nicht lustig. »Eine Erklärung gibt es.«
    Eleanor und ich verstummten und warteten darauf, dass er damit herausrückte.
    »Kalte Haut, älter als alle anderen, zurückgezogen von der Gesellschaft? Menschen mit diesen Eigenschaften sind normalerweise tot.«
    Es herrschte betretenes Schweigen. Nathaniel hatte recht, aber Dante lebte und atmete und bewegte sich. Ich lachte auf. »Willst du damit sagen, dass Dante Berlin tot ist?«
    Nathaniel lief rot an und schaute herab auf seinen Teller, von dem er fast nichts gegessen hatte. »Ich … ich weiß nicht. War nur so eine Beobachtung.«
    Eleanor wickelte lächelnd eine Locke um ihren Finger. »Schön wie der Tod.«
    Mitte Oktober hatten sich auch die letzten Bäume verfärbt und der gesamte Campus leuchtete gelb, orange und rot. Wenn ich morgens zum Unterricht ging, blies der Wind die Blätter von den Ästen, trug sie über das Gelände und ließ sie um meine Füße kreisen wie flatternde Monarchfalter. Nach einem Monat am Gottfried lief alles zunehmend besser. Mein Großvater rief immer wieder an, um nach mir zu fragen, aber unsere Unterhaltungen blieben knapp. Ich erzählte ihm von meinen Kursen. Gartenbau hatte sich rasch zu meinem Lieblingsfach entwickelt. Überraschenderweiseging es überhaupt nicht um Pflanzen. Obwohl wir manchmal tatsächlich die verschiedenen Pflanzenarten und ihre klimatischen Bedürfnisse behandelten, lernten wir in den meisten Stunden etwas über Böden, Wurzeln und Bewässerungssysteme. Fast immer war ich die Klassenbeste und das gefiel mir.
    Ich hatte mich mit einigen Leuten angefreundet, darunter ein paar von den Mädchen aus unserem Stockwerk, mit denen ich abendessen ging, wenn Eleanor zu tun hatte. Brett und ich wurden ebenfalls langsam Freunde. Vor dem Mädchenwohnheim und beim Verlassen des Speisesaals mit Eleanor liefen wir uns ständig über den Weg, und obwohl es immer so aussah, als würde er auf jemanden warten, ging er stets mit uns fort. Es störte mich nicht, dass unsere Unterhaltungen hauptsächlich um Nebensächlichkeiten kreisten; das erinnerte mich an mich und Wes, von dem ich immer noch nichts gehört hatte. Von Annie schon. Wir versuchten, einmal in der Woche zu telefonieren, aber die Pausen in unseren Gesprächen wurden

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