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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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uns.«
    Ich wartete darauf, dass er noch etwas hinzufügte, aber stattdessen saßen wir in peinlicher Stille.
    »Es fällt mir nicht so leicht, mich zu unterhalten«, sagte er nach einer Weile. »Es gibt nicht viele Leute, mit denen ich gerne rede, deshalb habe ich auch nicht viel Übung. Aber dich mag ich. Dir zuhören, meine ich. Du hast einen anderen Blick als der Rest.«
    Ich errötete. Mit Komplimenten hatte ich noch nie umgehen können. »Wie kommt’s, dass du so gut in Latein bist?«
    »Früher war ich’s nicht. Man könnte sagen, dass ich eines Morgens aufgewacht bin und es Klick gemacht hat. Weißt du, was ich meine?«
    Ich nickte, während er meine Zettel durchging. Wir verbrachten die nächste halbe Stunde damit, meine Fehler in der Hausaufgabe von letzter Woche durchzusprechen. Und dann passierte etwas Unfassbares. Als Dante ein Blatt umdrehte, schnitt er sich mit der Papierkante in den Daumen. Er zog die Hand weg.
    Ich fuhr auf. »Alles in Ordnung?«
    »Was meinst du? Alles okay mit mir«, antwortete er, den Daumen in der Faust an seiner Seite verborgen.
    Ich schaute erst ihn an und dann seinen Arm. »Zeig mir deine Hand.«
    Dante warf mir einen irritierten Blick zu.
    »Lass mich sehen«, wiederholte ich und griff nach seinem Arm. Er war eiskalt. Erschrocken ließ ich los.
    Dante wartete auf meine Reaktion.
    »Mach die Hand auf«, forderte ich leise. »Bitte.«
    Er hob seine Finger, einen nach dem anderem, bis seine Handfläche offen auf dem Tisch lag. Ich betrachtete seinen Daumen, aber da war nichts. Keine Schnittwunde, kein Blut, noch nicht mal die Spur eines Schnitts. Verblüfft hob ich seine Hand hoch. Meine Finger begannen zu kribbeln, aber das war mir egal. Ich hielt seinen Daumen ans Licht, untersuchte jeden Millimeter. Da war nichts.
    Ich starrte ihn verblüfft an. »Eben hast du dich geschnitten und jetzt ist nichts mehr davon zu sehen.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt«, entgegnete er mit einem diffusen Lächeln, »es war nichts.«
    »Aber warum hast du die Hand dann so schnell weggezogen? Du hast geblutet … ich hab’s gesehen.«
    »Vielleicht ist der Stift ausgelaufen.«
    Ich nahm den Stift und schüttelte ihn. »Ist er nicht.«
    Dante sah mir in die Augen. »Renée, du bildest dir was ein. Wie soll meine Haut so schnell heilen? Dann wär ich ja eine Art Monstrum.«
    Fassungslos schüttelte ich den Kopf. Das hatte ich überhaupt nicht gemeint. »Ich denke nicht, dass du ein Monstrum bist.«
    »Was denkst du dann, dass ich bin?«
    Ich dachte, dass er großartig war. Dass er gefährlich war und dass er mir trotzdem Sicherheit gab. Dass er anders war als jeder andere, dem ich jemals begegnet war.
    »Merkwürdig perfekt«, sagte ich, bevor ich mich zurückhalten konnte.
    Als die Worte heraus waren, schaute Dante mich überrascht an. Es fühlte sich an wie Jahre, bis er antwortete, und ich blickte verlegen auf meine Riemchenschuhe. »Du musst eine reichlich verdrehte Vorstellung von Perfektion haben, wenn du das glaubst.« Er klappte meinen Spiralblock zu und reichte ihn mir. »Sehen wir uns nächste Woche? Selbe Zeit, selber Ort?«
    Tief beschämt durch mein Bekenntnis blickte ich ihm zuerst ins Gesicht und dann auf seinen Daumen. Hatte ich tatsächlich gesehen, was ich zu sehen glaubte, oder hatte Dante recht?
    »Niemand ist perfekt, Renée.«
    Ich nickte. Aber als ich ihn aufstehen sah, wurde mir eines klar: Alles, was an ihm falsch schien, war für mich richtig. Seine Einsamkeit, seine gefühllose Zurückhaltung, seine Unberechenbarkeit – das alles zog mich nur näher zu ihm hin; seine Fehler machten ihn nur echter, greifbarer.»Ich hab immer gewusst, dass irgendwas an ihm anders ist«, sagte Eleanor kichernd, als ich ihr erzählte, was passiert war. Ich hatte versucht, mit Annie darüber zu reden, aber sie dachte ernsthaft, ich sei verrückt. Vielleicht sollte ich mal mit einem Schulpsychologen sprechen. Sie meinte es gut, aber es frustrierte mich nur noch mehr. Ich wusste, was ich gesehen hatte, und Annie behandelte mich wie ein Kind. Eleanor hingegen tat genau das Gegenteil.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich ihm gesagt habe, er sei perfekt«, ärgerte ich mich und senkte die Gabel. Wir waren im Megaron und aßen zu Abend. »Es ist mir einfach rausgerutscht.«
    »Na ja, auf so eine tiefsinnige, wichtigtuerische Art ist er schon perfekt. Womit er natürlich wieder unperfekt ist.«
    »Oder noch perfekter«, entgegnete ich, gerade als Nathaniel mit seinem Tablett ankam.
    »Kann ich bei

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