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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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Tasche fallen gelassen hatte? Ich drehte mich zu Eleanor um, die sich mit der Hand an die Stirn schlug. »Oh Gott. Warum bin ich da nicht selbst draufgekommen?«
    »Auf was gekommen?«
    Eleanor sah mich an, als wäre ihr gerade eingefallen, dass ich auch noch da war. »Letztes Frühjahr hat Minnie im Speisesaal einen Riesenaufstand gemacht.«
    »Ich … das hab ich schon gehört. Du hast mir davon erzählt«, sagte ich zu Nathaniel.
    »Es war am Abend vor den Examen«, fuhr Eleanor fort und erzählte die Geschichte im Schnelldurchlauf. »NachdemBen tot war und Cassie verschwunden. Alle waren im Megaron, als Minnie reingestürzt kam und angefangen hat zu kreischen, dass Cassandra Millet von der Rektorin und vom Wächterkomitee ermordet worden wäre. Sie hat behauptet, sie hätte gesehen, wie sie Cassandra außerhalb des Schulgeländes vergraben hätten. Sie hätte versucht, es den Lehrern zu sagen, aber keiner hätte zugehört.«
    »Wie bitte?«, fragte ich ungläubig. »Das Wächterkomitee?«
    »Im Speisesaal sind sie alle komplett durchgedreht und die Lehrer haben Minnie rausgeschleppt und auf die Krankenstation gebracht.«
    »Deshalb glauben alle, dass Minnie Roberts spinnt«, fügte Nathaniel hinzu.
    »Kann auch durchaus sein«, murmelte Eleanor. »Gibt so Gerüchte, dass ihre Eltern sie letzten Sommer in die Klapsmühle gesteckt haben.«
    »Warum ist sie dann wieder hier?«
    »Ihre Eltern lassen viel Geld für die Schule springen. Die würden sie wahrscheinlich nie im Leben gehen lassen. Meine würden’s bestimmt nicht.« Sie sah Nathaniel an.
    »Also glaubst du, sie hat die Wahrheit gesagt?«, fragte ich.
    Eleanor schnaubte. »Nein. Zumindest nicht die ganze Wahrheit. Warum sollten das Wächterkomitee und die Rektorin Cassandra lebendig begraben? Mein Bruder würde niemals jemanden umbringen … schon gar nicht Cassie. Warum sollte überhaupt irgendjemand sie umbringen wollen?« Ihre Stimme verlor sich. Nachdem Eleanor mir in der Nacht der Séance alles genau erzählt hatte, hatte ich sie stundenlang über ihre alte Mitbewohnerin ausgequetscht. Hatte sie Feinde? War an ihrem Verhalten irgendetwaskomisch gewesen? Dieselben Fragen, die mir die Polizisten gestellt hatten. Und genau wie ich hatte auch Eleanor nichts Neues hinzuzufügen gehabt. Cassandra war schön gewesen, eine Einserschülerin, keine Feinde und kein seltsames Benehmen, nett und großzügig zu allen, die ihr über den Weg liefen. Die Letzte, die man sich als Mordopfer vorstellen konnte. Genau wie meine Eltern, dachte ich.
    »Vielleicht ist sie ja gar nicht tot«, beharrte Nathaniel.
    »Stimmt«, sagte ich. »Ich hab auch jemanden heraufbeschworen, aber ich glaub nicht, dass es mein Vater war.«
    »Auf jeden Fall müssen wir mit Minnie reden«, schloss Eleanor.
    Mit dem Läuten stand Miss LaBarge auf und fing an, über Platon und irgendwas mit der Seele und einer Höhle zu reden, worauf ich mich kaum konzentrieren konnte. Als die Stunde zur Hälfte um war, klopfte es plötzlich zweimal laut an die Tür, und ohne abzuwarten, stürzte Mrs Lynch hinein, in einem grauen Kittel und klobigen Schuhen, die auf dem Boden knallten.
    »Die Rektorin wünscht Renée Winters zu sprechen.«
    Miss LaBarge legte ihre Notizen ab und schaute mich an. »Ich fürchte, Ihnen bleibt nichts anderes übrig.«
    Ich sammelte meine Sachen ein und folgte Mrs Lynch auf den Flur, mit einem letzten Blick auf Nathaniel und Eleanor, die mich fragend anschauten.
    »Nach der Sperrstunde außerhalb des Zimmers«, bellte Mrs Lynch, die mich am Ellbogen abführte. »Mit einem Jungen. Draußen ohne Erlaubnis. Flucht vor einem Lehrer.«
    »Sie sind keine Lehrerin«, murrte ich, aber falls sie mich gehört hatte, ließ sie sich nichts anmerken.
    »Fangen Sie lieber gleich an zu packen«, höhnte sie. »Die Rektorin hat äußerst wenig Verständnis für derart ausgeprägten Ungehorsam.«
    Die Liste meiner Verfehlungen war länger, als ich gedacht hatte. Plötzlich war es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass ich rausgeworfen wurde. Bei meiner Ankunft am Gottfried wäre der Ausschluss vielleicht die Antwort auf all meine Probleme gewesen. Aber jetzt war der Gedanke unerträglich, und nicht nur, weil ich kein Zuhause hatte, in das ich zurückkonnte. Ich liebte meine Kurse; ich war tausendmal besser als jeder andere in Gartenbau und ich fand Philosophie wesentlich interessanter als alles, was ich jemals in Kalifornien gelernt hatte. Zum ersten Mal wurde mir tatsächlich etwas beigebracht,

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