Dead Beautiful - Deine Seele in mir
gar nicht richtig wahrgenommen.« Ich hielt inne. »Bitte, werfen Sie mich nicht raus«, bettelte ich leise.
Die Rektorin lachte. »Ich hätte genauso gehandelt.« Die zweite Siamkatze sprang auf ihren Schoß. »Kennen Sie schon meine Schätzchen?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Das hier ist Romulus.« Die Katze flanierte über ihren Schreibtisch, miaute und wand sich um die Sanduhr. »Und das ist Remus«, sagte sie und streichelte die Katze auf ihrem Schoß. »Sind sie nicht schön?«
Ich nickte. »Sehr.«
Die Rektorin lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Also, erzählen Sie mir von diesem Dante Berlin.«
Meine Verwirrung muss offensichtlich gewesen sein, denn sie fuhr fort: »Sie gehen miteinander, oder?«
»Nein. Wir sind nur Freunde.«
Van Laark legte einen Finger auf ihre Lippen. »Sind Sie sich da sicher?«
Ich musste schlucken. Selbst wenn die Rektorin irgendwie von uns Wind bekommen hatte, war es immer noch am besten, alles abzustreiten. »Ja.«
Ihre blauen Augen betrachteten mich nachdenklich. »Professor Mumm sagt, Sie überträfen sich selbst in Gartenbau. Sie sagt, sie habe seit mindestens zehn Jahren keine so gute Schülerin mehr gehabt.«
Ich errötete. »Es kommt mir nicht so vor. Da gibt es noch so viel, was ich nicht weiß.«
Sie faltete ihre Hände auf dem Tisch. »Sie sind genau wie Ihre Mutter. So bescheiden.«
»Sie haben meine Mutter gekannt?«
Die Rektorin nickte. »Ich war hier Philosophielehrerin, als Ihre Mutter Schülerin war.«
Mir schossen auf einen Schlag unzählige Fragen in den Kopf. Wie war meine Mutter gewesen? Was hatte sie für Freunde gehabt? Wie hatte sie ausgesehen? Und hatte die Rektorin auch meinen Vater unterrichtet?
»Unglaublich intelligent, Ihre Mutter. Ihr Vater auch. Und ehrgeizig. Man hätte nie geglaubt, dass sie aus so wohlhabenden Familien kamen. Sie waren immer so bescheiden.«
»Mein Vater war reich?« Das hatte ich nicht gewusst. Seine Eltern waren gestorben, als ich noch ein Baby war, und ich hatte nur meine vier Tanten kennengelernt, allesamt etepetete, übergewichtig, mit einer Vorliebe für Hüte und überhaupt rundum tantenhaft.
»Ja, natürlich. War Ihnen das nicht bewusst? Das Redgrave-Vermögen. Die Architekten Redgrave? Fachleute für spezialangefertigte Gebäudefundamente, Keller, Geheimräume,Brunnen und so weiter. Oft regelrechte Kunstwerke – schade, dass es ein sterbendes Handwerk ist.«
»Ich … ich hab das nicht gewusst. Er hat mir das nie erzählt.«
»Robert war ein sehr verschlossener Junge«, murmelte sie. »Offensichtlich sind Sie nach ihm geraten. Professor Mumm hat mir berichtet, dass Sie letzte Woche nicht nur die einzige auf dem Gelände vorhandene Runzelwurzelart bestimmen, sondern auch den dafür passenden Boden und die geeignete Parzelle zur Anpflanzung nennen konnten.«
Das stimmte.
»Sehr beeindruckend für jemanden Ihres Alters«, bemerkte die Rektorin.
»Danke.«
»Nun, ich schätze, wenn Sie sonst nichts auf dem Herzen haben, bleibt uns heute nichts mehr zu besprechen.«
Sie wartete einen Augenblick ab und lächelte, als ich still blieb. »Dann gehen Sie nur und genießen Sie Ihre Jugend.«
Voller Dankbarkeit für die Begnadigung stand ich auf. Irgendetwas an ihrem Auftreten beunruhigte mich. Vielleicht lag es an den Katzen.
»Ach ja, Renée, verraten Sie mir Ihren Geburtstag?«
Als ich mich umdrehte, setzte sie sich gerade eine Lesebrille auf.
»Zwanzigster August. Wieso?«
»Ein Löwe«, lächelte sie. »Wie passend.«
Gerade als ich mich erneut zum Gehen wandte, stach mir eine Akte auf dem Tisch ins Auge. Es war ein Kartonordner, halb unter den Papieren begraben. Dante Berlin stand darauf. Ich dachte zurück an den Tag, als ich Eleanorkennenlernte und sie mir erzählte, dass ihr Bruder Brandon für sie im Büro der Rektorin meine Akte angeschaut hatte. Rasch suchte ich das Zimmer nach dem Aktenschrank ab. Ich konnte ihn nirgends entdecken, obwohl ich wusste, dass er irgendwo sein musste.
»Stimmt etwas nicht, Renée?«, bohrte die Rektorin nach.
»Nein«, versicherte ich schnell. »Alles in Ordnung.« Und ich trat auf den Flur hinaus.
Zu meiner Überraschung saß Dante draußen auf einer Bank, in Hemd und gelockerter Krawatte. Ich wollte stehen bleiben und mit ihm sprechen, aber vor der Rektorin ging das nicht. Wir sahen uns in die Augen, als ich vorbeiging, und Dante lächelte mich fast unmerklich an, als die Rektorin ihren Kopf aus der Tür streckte.
»Jetzt habe ich Zeit für Sie«,
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