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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Geheimnis enthüllen. Ich würde dafür sorgen, dass der Untote, der meine Eltern und Miss LaBarge umgebracht hatte, es niemals finden würde. Aber genau da lag das Problem. Was, wenn dieser Untote, der sie ermordet hatte, Dante war?
     
    Als es Nacht wurde und das Küchenpersonal Feierabend machte, ging ich zu dem großen Einbauschrank mit demGeschirrkarussell neben dem Kühlschrank. Genau wie letzten Winter stieg ich hinein und zog an dem Haken unter dem Regalfach an der Rückwand. Der Boden ruckelte und begann sich zu drehen, bis ich ins Zimmer auf der anderen Wandseite gespuckt wurde. Ins Erste Wohnzimmer, wo mein Großvater alle Wächterbücher, Werkzeuge und Utensilien aufbewahrte. Es war mit einem schweren Kronleuchter geschmückt, mit unbequemen Antiksofas und ausgestopften Tierköpfen. Die Glasaugen der Tiere folgten mir, während ich durch ein Buch über moderne theoretische Ansätze zu den Untoten blätterte. Eigentlich wollte ich zu den Neun Schwestern recherchieren, aber als ich ins Register schaute, landete ich auf einmal beim Buchstaben
W
und suchte das Wort Wanderlust.
    Eine Stunde später ließ ich mich mit steifem Hals und staubigen Fingern aufs Sofa fallen. Gar nichts hatte ich gefunden. Ich hörte, wie oben der Wasserhahn aufgedreht wurde und Wasser gegen die Decke schlug. Mein Großvater nahm ein Bad. Ich fuhr mit den Händen über die Schnitzereien auf den Sofalehnen und hörte zu, wie er vor sich hin summend das Wasser abdrehte. Es gab noch einen Ort, wo ich suchen konnte, doch mir blieb nicht viel Zeit. Ich schlüpfte zurück in die Küche, schlich auf Zehenspitzen den Flur entlang und dann durch die zweite Tür rechts.
    Eine einsame Lampe beleuchtete das Arbeitszimmer meines Großvaters mit einem dünnen Lichtkolben, der auf eine Unzahl vollgekritzelter Papiere auf seinem Tisch gerichtet war. Als ich die oberste Schicht abtragen wollte, rutschte eine Aktenmappe heraus und ergoss ihren Inhalt auf den Boden. Ich bückte mich danach und erkannte, dasses ausgeschnittene Zeitungsartikel und Postkarten waren, alle mit Nadellöchern und kleinen Klebebandresten dran. Einige Abschnitte waren mit Textmarker hervorgehoben, andere am Rand unleserlich kommentiert, in einer Schrift, die ich aus meinem letzten Jahr am Gottfried kannte: der von Miss LaBarge.
    Plötzlich fühlten sich die Papiere in meiner Hand unendlich zerbrechlich an. Es waren die Zettelchen aus ihrem Haus. Bevor ich sie mir genauer ansehen konnte, hörte ich durch die Decke ein Geräusch. Ich erstarrte und lauschte, wie sich die Wanne durch den Abfluss entleerte, und dann auf die Schritte meines Großvaters, der oben den Gang entlangschritt.
    Rasch raffte ich die Artikel zusammen und schlich damit den langen Korridor entlang in die Bibliothek. Draußen wirbelte der Schnee vor den Fensterscheiben, als ich mich an den Schreibtisch setzte und mir das erste Papier vornahm.
    Es war eine vergilbte Postkarte mit majestätischen schwarzen Gesteinsformationen, die turmgleich aus der Erde ragten. Unter ihnen lag ein finsteres, moosbedecktes Tal. BREAKER CHASM, VERMONT, stand darüber.
    Da muss ich hin, dachte ich plötzlich. Und zwar sofort. Wie um mich zu quälen, begann die Standuhr zu schlagen. Es eilt, dachte ich. Keine Zeit mehr. Ich musste nach Breaker Chasm. Bald würde es zu spät sein.
    Ich blickte auf die Zeiger der Uhr. Neun Uhr abends. Einmal geblinzelt und die Zeiger hatten sich zurück auf ein Uhr nachmittags gedreht.
    Mehr Zeit, drängte ich innerlich und blinzelte noch einmal. Die Zeiger drehten sich schneller. Schlagartig wurdeich müde und um mich herum verschwamm das Zimmer, während meine Lider schwerer und schwerer wurden, bis ich sie nicht länger offen halten konnte.
    Als ich erwachte, saß ich in einem Zug. Die Nachmittagssonne strömte herein und durch die Fenster waren mit dickem Pulverschnee bedeckte Nadelwälder zu sehen. Die Bäume rasten an den Fenstern vorbei und ich zog aus meiner Tasche einen Zettel hervor, den ich auffaltete. Eine Adresse stand darauf:
15   Knollwood Drive.
    Über die Lautsprecher verkündete der Schaffner unsere nächste Haltestelle: Breaker Chasm. Ungeduldig schaute ich aus dem Fenster. Wir näherten uns dem Fuß eines Bergs, durch den ein Tunnel führte. Erschrocken drückte ich mein Gesicht gegen die Scheibe und sah auf die Schienen. Es gab nur eine Spur und die führte direkt in den Tunnel. Da konnte ich nicht rein, das wäre mein Ende.
    Ich stand auf und ging eilig den Gang hinunter. Der Zug

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