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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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ich und in meinem Magen bildete sich ein Knoten. Letzte Nacht war ich im Traum zu einem Bauernhaus in Vermont gereist und hatte einen Zettel mit Cindy Bells Namen aus dem Briefkasten genommen. Und bevor Miss LaBarge umgekommen war, hatte ich gesehen, wie ich ihr zu einer Insel gefolgt war. Nur dass ich diesmal genau wusste, woher meine Vision gekommen war.
    Ich richtete mich auf, weil mein Magen rebellierte. Hatte Dante das getan?
    Zögerlich zog ich die Postkarte von Breaker Chasm aus der Tasche. Meine Vision hatte in Vermont gespielt, nicht in Colorado, wo man Cindy Bell gefunden hatte. Das musste etwas zu bedeuten haben. Vielleicht hatte Dante sie nicht umgebracht. Vielleicht hatte er nur   … nur   … was?
    Ich schloss die Augen und versuchte, eine Erinnerung an den Jungen heraufzubeschwören, in den ich mich verliebthatte, irgendeine Erinnerung an den Dante, der keinem jemals etwas zuleide tun würde. Aber all meine Erinnerungen knüllten sich zusammen wie billige Fotos. Ich musste wissen, was Breaker Chasm war, was er getan hatte.
    Mein Großvater war noch in seinem Arbeitszimmer und stopfte Papiere in den Aktenkoffer. Zu seinen Füßen hatte Dustin die Putzaktion in Angriff genommen.
    Ich trat neben ihn und hielt ihm die Postkarte unter die Nase. »Was ist das für ein Ort?«
    Mein Großvater nahm sie mir aus der Hand, setzte die Brille auf und sah mich drohend an. »Woher hast du das? Hast du mein Büro durchwühlt?«
    Als ich stumm blieb, schleuderte er den Aktenkoffer zu Boden.
    »Hast du etwa Annette LaBarges Akte von meinem Tisch genommen? Den ganzen Morgen suche ich schon danach.«
    »Ich bin drüber gestolpert«, sagte ich und machte einen Schritt rückwärts.
    Er nahm die Brille wieder ab, stürmte aus der Tür und in die Bibliothek, wo die restlichen Papiere noch auf dem Tisch verstreut lagen. Ich sah zu, wie er sie in seinen Koffer schob.
    »Wo gehst du hin?«
    »Dienstlich.«
    »Nach was hat Miss LaBarge in Breaker Chasm gesucht?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Genau deshalb ist es auch so wichtig, dass ich das alles in Ordnung halte. Du kannst nicht einfach solche Sachen mitnehmen und sie irgendwo im Haus herumliegen lassen. Was, wenn man sie aus Versehen weggeworfen hätte? Oder verlegt? Dann hätten wir unsere einzigen Hinweise verloren.« Er ließ den Aktenkofferzuschnappen. »Das hier ist kein Spiel. Menschen sterben.
Wächter
sterben. Ich bezweifle sehr, dass deine Freundin Eleanor von deinen halb garen Theorien begeistert wäre. Also schlage ich vor, dass du dir deine kindischen Unternehmungen für dein Wohnheim aufsparst.«
     
    In jener Nacht begann es wieder zu schneien. Ich aß allein zu Abend, am Ende des langen Esstischs, während Dustin mit hinter dem Rücken gefalteten Händen in seiner Ecke wartete.
    »Wenn Sie gestatten, Miss Renée«, sagte er, während ich in meiner Ente herumstocherte. »Ich glaube, Breaker Chasm liegt in einem Teil des Seengebiets, in dem es dem Vernehmen nach spuken soll.«
    »Spuken?«, wiederholte ich.
    »Ich meine, so etwas gehört zu haben.«
    In diesem Moment spürte ich es. Zuerst war es ganz leicht. Nur ein frostiger, prickelnder Hauch um die Knöchel. Und dann bewegte er sich, wanderte unter dem Tisch hoch zu meinen Armen, meinen Schultern, meinem Hals.
    Ich ließ die Gabel fallen. Lautstark streifte sie den Teller und fiel zu Boden. Um mich herum schien sich die Luft zu seinem Namen zu formen: Dante. Aber das konnte nicht sein. Hier würde er sich nicht blicken lassen, es war zu gefährlich.
    Dustin starrte mich an. »Miss Renée, ist alles in Ordnung?«
    Ich schüttelte das Gefühl ab, nickte und langte unter dem Tisch nach der Gabel. Das musste ein Luftzug aus einem der Fenster im Obergeschoss gewesen sein. Andererseits: Es war tiefster Winter, noch dazu in Massachusetts.Welches Fenster stand da schon offen? Konnte er wirklich hier sein?
    Draußen vor dem Fenster war es inzwischen stockfinster, bis auf den Schnee auf dem Sims, doch ich konnte ihn immer noch spüren.
    »Ich bin fertig«, sagte ich und schob den Teller zur Seite. Ich musste nach draußen, um nachzuschauen.
    »Sie haben ja kaum etwas gegessen«, sagte Dustin besorgt. »Bitte, nur ein paar Bissen noch.« Er musste meinen Blick aus dem Fenster bemerkt haben, denn er sah selbst hinaus. »Haben Sie da draußen noch irgendetwas? Ich kann den Gärtner schicken, damit er es Ihnen holt.«
    »Nein«, sagte ich schnell. »Hab nur den Schnee bewundert.« Rasch setzte ich mich wieder

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