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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Renée?«, versuchte er mich einzubeziehen.
    »Klar«, sagte ich und rang mir ein Lächeln ab. »Klar, klingt gut.«
    »Super«, sagte er. »Freitag nach der Schule? Vielleicht können wir hinterher bei meinen Eltern alle was Süßes abstauben. Gehen wir’s mal locker an.«
    »Locker«, murmelte ich. Konnte irgendetwas locker sein in einer Beziehung? Alles Wichtige verlangte Einsatz undZeit, aber aus unerfindlichen Gründen schien mir das nicht mehr so einleuchtend, seitdem ich im Kino neben Noah aufgewacht war. Ich musste mit Dante sprechen. Er musste mir versichern, dass er Miss LaBarge nicht getötet hatte, dass es irgendeine vernünftige Erklärung gab.
     
    Ehe ich mich versah, waren die Prüfungen vorüber. Während vor meinem Fenster der Schnee vorbeitrieb, packte ich einen einzigen Koffer und schleifte ihn über den Hof. Ich wartete auf ein Taxi zum Heranwinken, da hörte ich hinter mir das Knirschen von Schritten im Schnee.
    »Wolltest du dich jetzt gerade für drei Wochen verdrücken, ohne dich auch nur zu verabschieden?«, fragte Noah mit tiefroten Wangen.
    »Ich dachte, du sitzt noch in der Prüfung«, erklärte ich, als ein Taxi an den Gehsteig ranfuhr und der Kofferraum aufklappte.
    Noah schüttelte den Kopf. »Ich hab in meinem Zimmer gesessen und dich rausgehen sehen. Dachte echt, du wirst gleich weggeblasen.«
    Lachend wuchtete ich meinen Koffer hoch. »Mit dem hier bestimmt nicht.«
    »Lass mich das machen«, sagte er, aber ich hielt ihn außer Reichweite.
    »Das schaff ich schon«, sagte ich und hievte ihn unelegant in den Kofferraum.
    »Klar.« Er stopfte sich die Hände in die Taschen. »Na klar schaffst du das.«
    Die Autoabgase qualmten in die Kälte, als wir so dastanden und uns nicht richtig ins Gesicht schauen konnten. »Also, dann sehen wir uns, wenn du wieder da bist?«, fragteNoah, als hätte ihm etwas anderes auf der Zunge gelegen, was er sich dann aber verkniffen hatte.
    »Klar.« Was hätte ich sonst auch erwidern sollen?
    Er zwang sich zu einem Lächeln. »Fein.«
    »Fein.«
    Noah wollte mir die Tür aufmachen, doch ich kam ihm zuvor und unsere Finger berührten sich am Türgriff. »Oh, du musst mir nicht   –«
    »Klar. ’tschuldigung.«
    Nachdem ich die Tür zugeschlagen hatte, fegte er ein bisschen Schnee vom Fenster und winkte zum Abschied. Und fort war ich.
    Nach der Ankunft am Flughafen gab ich meinen Koffer auf und bestieg eine klapprige kleine Propellermaschine, in der es nur eine Toilette und eine Stewardess gab.
    Wir kletterten empor in die Wolken, und wo sich eben noch die Gebäude von Montreal abgezeichnet hatten, war jetzt nur noch Weiß.
    Mein Sitznachbar war ein College-Schüler, der mit seinem ausgeleierten Pulli aussah wie eben aus dem Bett gefallen. Er las Dantes
Inferno.
Als er mich beim Starren erwischte, lächelte er. »Gelesen?«, fragte er und sein Blick wanderte von meinem Gesicht zu meinen Strümpfen.
    Ich zerrte meinen Rock nach unten. »Nein«, sagte ich schnell und flüchtete unter die Kopfhörer.
     
    Massachusetts lag völlig unter weißem Gestöber verborgen. Dustin nahm mich mit einem Take-away-Becher Kakao und einer innigen Umarmung in Empfang und bestand darauf, meinen Koffer zum Auto zu tragen.
    Die kahlen, vereisten Bäume bildeten einen Baldachinüber den Straßen, als wir westwärts Richtung Haus Wintershire fuhren. Während der Fahrt fragte mich Dustin über Montreal und das St. Clément aus. Im Hintergrund dudelte Weihnachtsmusik aus dem Radio. Wir kamen an gefrorenen Teichen vorbei, an Kirchen mit Krippenszenen davor und weißen Häusern im Kolonialstil, deren Besitzer schmale Trampelpfade zu den Türen freischaufelten.
    Nach und nach gingen die Straßenlaternen an, als wir die Zufahrt zum Anwesen meines Großvaters hochfuhren. Die winterlichen Jutehüllen der getrimmten Büsche waren jetzt mit Schnee bedeckt. Doch nirgendwo war das Auto meines Großvaters zu sehen.
    »Er ist dienstlich unterwegs, aber zum Essen wieder da«, erklärte Dustin, während er meinen Koffer herauswuchtete.
    So war es dann auch. Als ich eine Stunde später die Treppe hinuntereilte, stand mein Großvater im Esszimmer und hängte gerade sein Dinnerjackett über die Stuhllehne.
    »Ah, Renée. Willkommen zurück.« Immer musste er
zurück
sagen statt
zu Hause.
    »Danke.«
    Dustin servierte uns ein herzhaftes Menü aus Schmorbraten und Spaghetti puttanesca. Mein Großvater stopfte sich die Serviette in den Hemdkragen und griff zu Messer und Gabel.
    Ich starrte auf die

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