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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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glitt etwas aus der Rückwand zu Boden. Es war ein Brief.
     
    1.   August 2009
Meine liebe Annette!
     
Wie beruhigend, mal wieder das Neueste aus dem Gottfried zu hören. Mir ist, als wäre ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr dort gewesen. Ich kann mir fast nicht mehr vorstellen, dass diese Welt, von der Du da erzählst, auch
mal meine gewesen ist. Ich bin im Moment quer durch Frankreich unterwegs, um das verschwundene Mädchen zu finden.
Die meisten Orte, an denen ich war, haben sich als Sackgassen entpuppt. Aber jetzt glaube ich, endlich etwas entdeckt zu haben, das uns in die richtige Richtung bringt. Ich bin auf meiner letzten Reise nach Europa darauf gestoßen, obwohl ich mich die ganze Zeit verfolgt gefühlt habe. Robert meint, der Jetlag macht mich ganz kirre. Er kann sich nicht vorstellen, dass es irgendwer auf uns abgesehen hat, und das glaube ich jetzt einfach mal. Wir wohnen jetzt schon so lange an der Westküste

da liegt allein der Gedanke an andere Wächter bereits tief in der Vergangenheit

Trotzdem ruft es einem in Erinnerung, dass man aufpassen muss. Wie auch immer, ich sollte hier nicht zu viel darüber schreiben. Du verstehst.
Es wird langsam schwierig, das alles vor Renée zu verheimlichen; ich hasse es, sie dauernd anlügen zu müssen

Ich glaube nicht, dass sie irgendwas ahnt. Aber jedes Mal, wenn ich sie ansehe, muss ich mich zwingen, ihr nicht zu erzählen, wer sie ist und was wir machen. Wenn es endlich keine Gefahr mehr darstellt, werde ich ihr alles sagen.
Hast Du immer noch vor, uns Ende des Monats zu besuchen? Du meintest, Du würdest an Renées sechzehntem Geburtstag ankommen? Ich kann Dir zwar nicht versprechen, dass sie sich noch an Deinen letzten Besuch erinnert, aber es wäre trotzdem eine willkommene Überraschung für sie. Wir könnten Dich abholen und dann in dieses urige Café gehen, wo wir das letzte Mal mit Dir waren. Die haben die besten Sandwiches von Nordkalifornien
und es verirrt sich kaum jemand hin. Außerdem liegt es direkt am Redwood-Wald und der ist zu dieser Jahreszeit am schönsten   …
     
Bis dahin,
Lydia
     
    Lydia. Der Name rann in einem langen, feuchten Streifen das Papier hinab und da merkte ich, dass ich weinte.
    Ich setzte mich auf die Kante von Miss LaBarges Bett und versuchte, den Brief noch einmal zu lesen, aber es war die Handschrift meiner Mutter und ich brachte es einfach nicht fertig. Das alles stammte aus ihrer Feder. Fast war es, als wäre sie wieder am Leben und spräche zu mir, doch beharrlich stachen mir Sätze und Wörter ins Auge. Reisen. Die Suche nach einem verschwundenen Mädchen. Kalifornien. Mein Geburtstag. Der Redwood-Wald. Das musste der letzte Brief sein, den sie vor ihrem Tod geschrieben hatte.
    Wie kam es, dass ich nicht mitbekommen hatte, was sich da abspielte? Sechzehn Jahre lang hatten wir zusammen im selben Haus gelebt. Wir hatten alle unsere Mahlzeiten gemeinsam gegessen, den gleichen Computer und das gleiche Telefon benutzt. Wie konnte ich nicht bemerkt haben, dass meine Mutter auf der Suche nach etwas durch die Welt reiste? Wie konnte ich das nicht gewusst haben?
    »Renée?«, rief mein Großvater von drüben.
    »Ich   – ich hab was gefunden.«
    Er kam regelrecht ins Zimmer hineingesprungen, nahm mir den Brief aus der Hand und las ihn unter Gemurmel.
    »Was ist das?«, fragte ich, als handle es sich um eine seltsame Reliquie.
    Die Furchen im Gesicht meines Großvaters wurden noch tiefer. »Das weiß ich noch nicht.«
    Ich begann, im Zimmer umherzustreifen. Ich hatte geglaubt, meine Eltern hätten einen Untoten gejagt und seien von ihm getötet worden; dass sie im Einsatz gestorben waren. Aber stimmte das auch? Dass ein Untoter meine Eltern unmittelbar nach dem Absenden dieses Briefes getötet hatte, schien mir ein merkwürdiger Zufall. Gerade nachdem sie etwas Wichtiges herausgefunden zu haben schienen. »Ihr Tod war kein gewöhnlicher Wächter-Arbeitsunfall, oder?«, sagte ich mit wackeliger Stimme. »Meine Mutter hat nach einem verschwundenen Mädchen gesucht. Sie hat gemeint, dass jemand hinter ihr her war.«
    Mit einer Handbewegung brachte mich mein Großvater zum Schweigen, in Gedanken versunken. Unter Miss LaBarges Bett ragte ein rostiger Griff hervor. Ich angelte mit meinem Fuß danach und stellte fest, dass er von einer Schaufel stammte.
    »Ich würde hier nicht allzu viel hineininterpretieren, Renée«, sagte mein Großvater. »Deine Eltern waren im Dienst der Wächter sehr viel unterwegs. Untote

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