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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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An der Bedeutung seiner Errungenschaften? An der Anzahl der Menschen, die er berührt hat, oder der Breite einer Hand? Nichts davon schien gerecht. Nichts davon genug.
    »Aber das ergibt doch gar keinen Sinn«, erklärte ich. »Warum sind sie nicht einfach verschwunden? Du bist doch menschlich gewesen, nachdem du meine Seele genommen hast. Und dann hast du sie mir wieder zurückgegeben und bist wieder zum Untoten geworden. Heißt dasnicht, dass du wieder von Neuem anfängst und noch einmal einundzwanzig Jahre bekommst?«
    Dante schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass ich selbst dann nie wirklich lebendig gewesen bin, nachdem du mir deine Seele gegeben hast. Und du   –«
    »Ich bin es auch nicht«, sagte ich mit bebender Stimme. »Aber ich begreife das nicht. Wieso?«
    »Wir waren beide unter der Erde, als du mir deine Seele gegeben hast. Wir waren beide schon begraben und deshalb ist die Übertragung unvollständig geblieben.«
    »Und das bedeutet?«, fragte ich, doch er gab mir keine Antwort. »Bitte, sag mir, was du denkst«, forderte ich ihn auf. »Nur weil wir die gleiche Seele haben, kann ich noch lange nicht deine Gedanken lesen. Ich stecke nicht in dir drin. Du musst mit mir reden.«
    Dante lachte traurig auf. »Aber das ist es ja gerade. Ich glaube, das tust du schon.«
    »Bitte?«
    Er schloss seine Finger um meine Hand. »Ich glaube, ein Teil deiner Seele steckt jetzt in mir.«
    Ich zuckte zurück und meine Finger fuhren über meine Wange, als wäre es die einer Fremden. Den ganzen Sommer hatte ich mich gezwungen, nicht über meine »Symptome« nachzugrübeln, wie die Ärzte sie nannten. Die kleinen Veränderungen, die ich an mir bemerkt hatte. Die Tatsache, dass ich kaum Appetit hatte und nicht mehr so schlief wie früher. Dass ich gekochtes Essen noch nicht mal dann riechen konnte, wenn es direkt vor mir stand. Dass ich mich auf gewisse Weise wie amputiert fühlte, als wäre ein Teil von mir einfach verschwunden. Konnte er recht haben? War das der Grund, warum meine Sinne so abgestumpftwaren, dass alles erst in Dantes Gegenwart seine Bedeutung, seine Schönheit bekam?
    »Aber trotz allem haben wir einander gerettet«, sagte ich ehrfürchtig. »Ich trag jetzt eines deiner Male und das heißt, dass du ein Jahr mehr zu leben hast. Könnten wir nicht einfach weiter die Seele hin- und hertauschen?«
    Dante sah plötzlich zornig aus. »Damit du wieder ein Jahr weniger hast? Schlägst du vor, dass wir uns jedes Jahr von Neuem umbringen?«
    Ich schluckte. So formuliert klang es natürlich ein bisschen extrem.
    »Kannst du dir überhaupt vorstellen, was uns das antun würde? Was für ein Leben sollte das sein? Schon dieser erste Tod hat mehr mit dir veranstaltet, als du glaubst. Ich sehe es an deinem Gesicht, an der Art, wie du stehst, wie du sprichst.«
    »Was soll das heißen? Findest du, ich sehe
alt
aus?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er sanfter. »Nur unwirklich.« Seine Hand glitt an der bleichen Innenseite meines Handgelenks hinab, fühlte meinen Puls. »Ich hab dir das Leben genommen. Und jetzt ist ein Teil deiner Seele fort. Er steckt jetzt in
mir
. Du bist jetzt ein bisschen untoter und ich bin etwas mehr am Leben.«
    Hinter der Kathedrale ging die Sonne unter und der Himmel über uns färbte sich wie ein Buntglasfenster. Ich zog meine Knie an die Brust und blickte zu Dante, beobachtete, wie die Schatten über sein Gesicht krochen, als er sich an den Grabstein lehnte. »Was ist daran so schlimm, wenn es dich am Leben erhält?«, fragte ich leise.
    »Weil es nur schlimmer werden kann, wenn wir weiter die Seele austauschen. Du wirst immer mehr zur Untoten.Du wirst verbraucht und kreuzunglücklich wie alle von uns und irgendwann sterben wir beide.«
    »Aber dann lebst du länger. Dann bleibt uns mehr Zeit zusammen«, bettelte ich. Ich konnte einfach nicht begreifen, warum er das nicht einsah.
    »Nur zu welchem Preis, Renée? Keiner von uns wird je wirklich menschlich sein. Keiner hat das je vorher getan. Da könnte alles Mögliche passieren. Vielleicht sterben wir beide, wenn wir uns das nächste Mal küssen.«
    »Was bleibt uns denn sonst?« Tränen der Wut schossen mir in die Augen und ich drehte mich von ihm weg. »Du darfst nicht sterben. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich existieren soll.«
    »Es wird alles gut mit uns«, sagte Dante und strich mir über das Bein. »Wir suchen einfach weiter. Wir finden eine Lösung.«
    Als ich nicht antwortete, nahm er meine Hand und zog sie an

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