Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
Vom Netzwerk:
fremd zugleich, die nachdenklichen Augen und die bleichen Wangen   – genau wie ich sie im Gedächtnis hatte, aber irgendwie traurig, gleich einer Statue, die als Mensch nur noch schöner wirkte.
    Unter meinen Füßen knackte ein Zweig und Dantes Blick traf meinen, seine Lippen formten meinen Namen.
    »Renée?«
    Er machte einen Schritt auf mich zu und hielt dann inne, als hätte er Angst, mir näher zu kommen. Plötzlich war mir, als sähe ich ihn zum ersten Mal, als würden wir uns wieder im Observatorium kennenlernen und bei der Berührung unserer Finger unter dem Tisch zu zittern beginnen.
    So viele Monate lang hatte ich mich nur betäubt gefühlt, mich nachts herumgewälzt, war morgens aufgewacht und hatte wieder nichts gerochen und nichts geschmeckt, keine Musik und kein Lachen gekannt. Jetzt schien es mir plötzlich undenkbar, dass Dante auf einmal hier sein, auf mich zutreten sollte. Und wie aus heiterem Himmel brach ich in Tränen aus.
    Ich schloss die Augen und ließ mich gegen ihn fallen, fühlte seine kalte Haut auf meiner, seine Brust, die sich mit meiner hob und senkte. Atemlos, als wandere meine Seele in mich hinein und wieder hinaus.
    »Du bist hier«, sagte ich und lauschte seinem unregelmäßigen Herzschlag. »Du bist immer noch hier.«
    Leise und unbeweglich standen wir da   – ein Mensch, nicht zwei. Ich beugte den Kopf zurück und musterte sein Gesicht, berührte seine Nase, seine Wangen und Wimpern   – alles eine unscharfe Erinnerung an jemanden, den ich in einem anderen Leben geliebt hatte. Wie viel Zeit war zwischen uns vergangen?
    »Du siehst anders aus«, sagte ich und beim Blick in seine Augen brach mir die Stimme. Fast milchig wirkten sie.
    »Du auch«, sagte er und strich mir über die Wange.
    In seiner Gegenwart schien es mir, als wäre eine Isolierfolieweggerubbelt worden. Ich roch die süße, klebrige Gartenluft, spürte die Sonnenwärme auf meinen Schultern. Dann hob ich meine Lippen an seine und fühlte mich fast wieder vollständig. Kurz bevor wir uns berührten, legte er mir einen Finger auf den Mund.
    »Wie konntest du wissen, dass ich hier bin?«
    »Was?«, fragte ich verwirrt. »Ich dachte, du wärst   –«, und da wurde mir klar, dass er mich nicht erwartet hatte. Tief getroffen machte ich einen Schritt zurück. »Dann bist du gar nicht hier, um mich zu sehen?«
    »Na klar bin ich das. Warum sollte ich sonst nach Montreal kommen, wo mir Hunderte von Wächtern auf den Fersen sind? Ich hab nur nicht gewusst, wie ich an dich rankommen sollte. Also bin ich hierher, um einen Ort zu finden, wo wir uns treffen können. Ich dachte, vielleicht kann ein Friedhof mich irgendwie abdämpfen.« Sein Blick wanderte über die Grabsteine. »Wenn mich hier jemand spürt, wird er annehmen, es seien die Gräber.«
    »Ich hab dich gespürt«, sagte ich leise. »Aber ich glaube nicht, dass die anderen Mädchen das können. Oder der Arzt.«
    Dantes Gesicht versteinerte. »Der Arzt? Was soll das heißen?«
    Ich erzählte ihm alles: vom Sommer mit meinem Großvater und den Ärzten; davon, wie sich ohne ihn alles dumpf und bedeutungslos anfühlte, wie alles anders geworden war. Ich berichtete ihm von meinem Traum von Miss LaBarge und wie er Wirklichkeit geworden war, und vom Einstufungstest und von der Geschichtsstunde, und wie ich unter dem Krankenhausbett einen Durchrieb gemacht hatte.
    Als ich fertig war, strich mir Dante mit der Hand das Gesicht entlang und sah mich aus besorgten Augen eindringlich an. »Bist du okay? Ist jetzt alles wieder in Ordnung?«
    Irgendwo in der Ferne klimperte ein Windspiel; die leisen Töne plätscherten hinab wie Wassertröpfchen, die auf ein Dach prasselten. Ich nickte und berührte seine Finger. »Und du? Wo hast du gesteckt? Ich hab mir solche Sorgen gemacht.«
    Statt mir eine Antwort zu geben, bohrte Dante weiter. »Was hat der Arzt gesagt?«
    »Er hat mir irgendwelche Medikamente verschrieben, damit die Träume aufhören, aber wahrscheinlich werde ich die nicht nehmen. Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich glaube, die Träume könnten irgendwie nützlich sein.«
    Dante umklammerte meine Hand. »Du hast jetzt aber nicht vor   –«
    »Ins Krankenhaus zu gehen und nachzuschauen, was da unter dem Bett ist«, beendete ich flüsternd seinen Satz. »Dieser Traum mit Miss LaBarge vorher, der war Wirklichkeit. Was, wenn es der hier auch war?«
    »Nein«, sagte Dante schroff. »Das kannst du nicht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Und wieso?«
    »Weil es zu

Weitere Kostenlose Bücher