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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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an das erstickende Gefühl im Loch. Doch das konnte ja nichtich gewesen sein. Ich schüttelte den Gedanken ab und eilte die letzten Stufen hinab.
    Beinahe eine Stunde lang durchstreiften wir das Tunnellabyrinth, vorbei an Geschäftsfrauen, Anzugträgern, Müttern mit Kinderwagen und Milkshake schlürfenden Teenagern. Aber wir fanden sie nicht. »Du hast sie doch gesehen, oder?«, fragte ich Noah und blieb endlich stehen. »Ich spinne doch nicht. Du hast sie auch gesehen.«
    »Ja, da war jemand. Aber vielleicht war es nicht Annette LaBarge. Vielleicht sieht sie ihr einfach sehr ähnlich. Das gibt’s öfter.«
    »Vielleicht«, gab ich zu und spähte ein letztes Mal den Tunnel entlang.
    »Ich hab sie ja nie wirklich getroffen«, fuhr er fort. »Ich kenn nur die Bilder aus der Zeitung. Du kennst sie besser als ich.«
    Sie war es, dachte ich. Oder vielleicht auch nicht. Sicher war für mich gar nichts mehr. Denn wie konnte es Miss LaBarge gewesen sein? Ich war selbst bei ihrer Bestattung dabei gewesen.
    Irgendwann wusste ich, dass es keinen Sinn mehr hatte, und Noah führte mich durch einen engen Tunnel zum Ausgang beim St. Clément.
    Es war schon fast Zeit zum Abendessen, als wir am Tor ankamen, aber ich wollte noch nicht zurück. Wohin auch? Zu meinem leeren Zimmer? Den Stapeln von Bibliotheksbüchern auf meinem Schreibtisch, über denen ich schon das ganze Semester vor mich hin brütete? Ich blickte zu Boden, kickte einen Stein die Straße hinunter und beobachtete, wie er in einem Kanalgitter verschwand.
    »Unser Kaffee steht noch aus«, sagte ich und hielt an, bevorwir die Pforte erreichten. »Du hättest wohl keine Lust, mit mir essen zu gehen?«
    Noah grinste. »Klar.«
    Er führte mich zu einem italienischen Feinkostladen in der Nähe der Schule. Alles hier drinnen war winzig, in Döschen abgefüllt oder in Papier eingeschlagen und verschnürt. Die Männer hinter der Theke trugen weiße Metzgerschürzen. Eine Ecke stand völlig im Zeichen der Ravioli.
    »Wonach ist dir?«, fragte Noah, als er mit federndem Schritt durch die Regale tänzelte.
    Ich biss mir auf die Lippe. Ich wollte lieber nicht verraten, worauf ich eigentlich Lust hatte. »Kuchen?«
    Er sah mich an und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Mir auch. Und nach Oliven. Ach, und nach Spaghetti auch.«
    Im Zickzack zog er durch den Laden, griff sich Dinge aus den Regalen und türmte sie in meinen Armen, bis ich kaum noch sah, wo ich hinsteuerte. Eine Stangensalami. Ein Stück Käse. Eine Packung mit grünen Feigen. Eine Box Fertigspaghetti mit Pesto. Und aus der Backecke ein Stück Rhabarberkuchen mit einem Becher Vanilleeis dazu.
    Vor Lachen ließ ich dauernd Sachen herunterfallen, als er mir die Einkäufe abnahm und bei der Kasse ablegte.
    Während Noah mit dem Verkäufer herumscherzte, schaute ich aus dem Fenster. Die Straßenlaternen waren noch nicht angeschaltet, aber wie ich hinausblickte, erschien etwas Blasses aus der Dunkelheit und trat auf den Laden zu. Ich beugte mich vor und spähte in die Nacht. Ein Auto fuhr vorbei; die Scheinwerfer schmiegten sich um den Schattenriss eines Jungen, seinen Oberkörper, der sich auf mich zubewegte.
    Mein Lächeln wurde schal und verschwand.
Dante
, formten meine Lippen, während ich auf seinen Umriss starrte, seine Arme, seine Brust, sein Gesicht auszumachen versuchte.
    »Renée.« Noah beugte sich zu mir.
    Dante musste ihn neben mir entdeckt haben, denn er blieb augenblicklich stehen.
    Das Käsestück fiel mir aus der Hand. Nein, dachte ich. Geh nicht.
    Als ich zur Tür hinausrannte, ließ ich auch noch die Feigen fallen, aber ich kümmerte mich nicht darum. »Tut mir leid«, sagte ich zu Noah, der sich danach bückte. »Bin gleich wieder da.« Und schon war ich draußen.
    »Warte!«, brüllte ich, doch als ich auf dem Gehsteig stand, war Dante nirgends zu entdecken. Verzweifelt rannte ich auf die Mitte der Fahrbahn, schaute mich wild in alle Richtungen um. Er war weg.
    Durch das Schaufenster des Geschäfts konnte ich einen verwirrten Noah herausblicken sehen. Ich stopfte meine Hände in die Hosentaschen und wollte zurückgehen, als ich am Telefonmast, wo Dante eben gestanden hatte, etwas entdeckte. Ein Flyer war daran befestigt; seine Ecken flatterten im Wind. Mir fiel die Kinnlade hinunter, als ich ihn glatt strich und die lateinischen Worte las, die mit dickem Filzstift über die Werbung gekritzelt waren. Ich übersetzte:
    WARTE AUF MICH
.
    »Bist du okay?«, fragte Noah, als ich wieder

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