Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)
Leben.«
»Das glaub ich dir nicht.«
»Stimmt aber«, sagte ich. »Ich mach das nicht aus Spaß.«
»Warum tust du es dann?«
Dante
, schrie mein Herz. »Wohl so was wie ein unmöglicher Traum.«
Ich zitterte. Noah zog seine Jacke aus und legte sie mir um die Schultern.
»Steht dir gut«, sagte er.
»Noah«, warnte ich sanft.
Bevor ich weiterreden konnte, nahm Noah mir die Worte aus dem Mund. »Du bist vergeben, ich weiß, ich weiß. Aber ein Kompliment in aller Freundschaft wird ja noch drin sein, oder?«
»Was ist mit Clementine?«
Noahs Lächeln verschwand von einer Sekunde auf die andere.
»Entschuldigung.« Hätte ich sie nur nicht erwähnt. »Das geht mich nichts an, ich hätte nicht fragen sollen.«
»Nein«, sagte er schnell. »Ist völlig in Ordnung. Nur schwer zu erklären.«
Ich beugte mich vor und umschlang meine Beine. »Das Gefühl kenn ich.«
»Als wir uns das erste Mal etwas länger unterhalten haben, wusste ich, dass sie einzigartig ist. Sie hatte diesen unfassbar schneidenden Geist und irgendwas an ihr hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Sie hat mich ständig herausgefordert, wenn ich etwas falsch gemacht habe; hat mich immer angetrieben, besser, stärker, schlauer zu sein. Sie wird immer ihren Willen kriegen, mit weniger gibt sie sich nicht zufrieden. Das hab ich geliebt an ihr.«
»Geliebt? Vergangenheitsform?«
»Ich liebe sie immer noch«, sagte er. »Aber nicht mehr so wie am Anfang. Wenn wir zu zweit sind, will sie nur so Pärchenkram machen. Filme anschauen, schick essen gehen. Aber sie will keine …
Abenteuer.
Sie will keinen Spaß haben. Dieses Feuer, das sie früher hatte, das ist fast völlig erloschen. Ein Jahr sind wir jetzt zusammen und sie möchte immer nur arbeiten, die Beste sein.« Er hielt inne und stocherte in seinen Spaghetti herum. »Sie meint immer, alles, was sich lohnt, ist schwer.«
»Da hat sie ja recht«, sagte ich zu meiner eigenen Überraschung.
»Aber sollte eine Beziehung denn schwer sein?«, fragte Noah.
Um uns herum gurrten die Tauben von den Dächern, doch in meinen Ohren war es einfach nur Lärm. Das Mondlicht drang durch das Wasser im Brunnen, aber seine Schönheit blieb mir verschlossen, so lange ich auch draufstarren mochte. Und das Essen, auf das ich so wild gewesen war, stand jetzt unberührt vor mir. Vielleicht wäre das Leben mit einem anderen Jungen einfacher, doch Dante war der Einzige, der verstand, wie zerbrechlich das Leben war, wie schnell es vorbei sein konnte. Ihm war es gleich, ob ich der beste Wächter der Schule war oder ob ich lustig genug oder wild genug war; er genoss einfach meine Gesellschaft. Er wusste, wie man ein einziges lateinisches Wort zu einem Gedicht machen konnte, wie man die Vergangenheit zum Leben erwecken und einem das Gefühl schenken konnte, dass die Gegenwart viel zu schnell verstrich. Er hatte mich
fühlen
lassen. Ohne ihn war die Welt nichts als Staffage aus Papier.
Ich spürte, dass Noah auf meine Antwort wartete. Aber wie sollte ich ihm beibringen, dass ich gar nicht auf Abenteuer aus war? Dass ich nur nach einer Möglichkeit suchte, mit Dante gemeinsam alt werden zu können, damit wir zusammen Filme schauen und schick essen gehen konnten? Ich sehnte mich nach genau denselben Dingen wie Clementine – nur dass ich wusste, dass ich sie nie haben würde.
Neuntes Kapitel
Mal de Mer
I ch erinnerte mich nicht an den Heimweg an jenem Abend – ich erinnerte mich nur an Noah. Wie er sich immer neue Gelegenheiten einfallen ließ, dass sich unsere Hände wie zufällig berührten. Wie sich unsere Schatten gegeneinanderneigten, als wir unter den Straßenlaternen vorbeigingen. Wie ich mir fast vorstellen konnte, er sei Dante, wenn ich die Augen schloss.
Bevor ich mich versah, war ich zurück in der Dunkelheit meines Zimmers. Ich zog Noahs Jacke aus und hängte sie über die Stuhllehne. Aber es fühlte sich beinahe an, als wäre Noah bei mir, dort im Sessel. Und obwohl ich wusste, dass Dante mich nicht sehen konnte, stopfte ich die Jacke rasch in meinen Schrank. Jetzt hortete ich sogar schon fremde Jungenoberbekleidung in meinem Zimmer; wirklich beschämend. Ich lehnte mich gegen die Tür und versuchte, Noah aus meinem Kopf zu vertreiben, schnappte mir mein Handtuch und ging duschen. Doch als ich am Knauf der Badezimmertür drehte, war sie versperrt.
»Besetzt«, rief Clementine heraus. Durch die Tür hörte ich einen Chor kichernder Stimmen.
Ich pfefferte mein Handtuch auf den Sessel
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