Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)
Rätselteil übrig ist?«, fragte ich. »Was, wenn es noch mehr gibt?«
»Glaub ich nicht«, sagte er. »Wenn es drei Rätsel gibt und jedes drei Zeilen lang ist, dann sind das zusammen neun Zeilen. Eine für jede Schwester. Und das Grabsteinrätsel besagt nur, dass das Geheimnis allein von Wächtern entdeckt werden kann«, erklärte Noah. »
Dem Besten unsrer Art
muss bedeuten, dass nur der beste Wächter es finden wird.« Noahs Blick fiel auf mich. »Also du.«
Ich zog meine Knie heran und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin nur am St. Clément die Nummer eins. Es gibt haufenweise ältere, bessere Wächter als mich. Ich hab ja noch nicht mal das mit dem Rätsel ohne deine Hilfe zustande gebracht.«
»Alle Wächter arbeiten in Paaren …«, sagte er und fixierte mich mit seinem Blick.
Mir schoss das Blut in den Kopf und ich richtete meine Augen rasch auf mein fast unberührtes Essen. Ich hätte geschmeichelt sein sollen, aber stattdessen überwältigte mich mein Schuldgefühl. »Und du hast Clementine«, flüsterte ich.
»Richtig«, sagte er, und da saßen wir, in unbehagliche Stille gehüllt. Noah schnitt noch mehr Käse ab, während ich mich im Innenhof umsah und mich fragte, ob uns vielleicht Dante genau in diesem Moment beobachtete, auf irgendeine Art.
»Uns bleibt nur eines: Wir müssen ein Salzgewässer finden, das irgendeine Art von Bären in der Nähe hat. Eins, das nur Wächter finden können.«
»Oder wahlweise eins, das die Untoten nicht finden können. Die Untoten gehen im Wasser nicht unter«, sagte ich. Ich senkte den Blick, als mir der auf dem Wasser treibende »Tote Mann« aus dem Turnunterricht letztes Jahr wieder einfiel. Da hatten wir gelernt, dass jede Person, die stirbt oder wiederaufersteht, an die Oberfläche treibt. »Es muss irgendwo unter Wasser begraben sein.«
»Da könntest du richtigliegen«, sagte Noah und seine Hand streifte meine, als er mir das Papier zurückreichte. »Was gibt’s dort zu finden, glaubst du?«
Vor meinem inneren Auge folgte ich Miss LaBarge zu einer Hütte, in der sie sich versteckt hielt. Als sie mir die Tür öffnete, warteten hinter ihr meine Eltern, die mit tränenverschleiertem Blick auf mich zustürzten und mich in die Arme schlossen. »Warum hast du so lange gebraucht?«, wollten sie wissen. Dann dachte ich an Dante, wie ich ihn in aller Öffentlichkeit traf, auf den Straßen von Montreal. Wie er mich gegen die Wand meines Wohnheimzimmers drückte und küsste. Ich sah uns in zehn Jahren, wie wir nebeneinander einschliefen, wie sich unsere Brustkörbe miteinander senkten und hoben. Ich stellte mir vor, wie er aussehen würde, wenn er älter wurde. Ich griff mir eine Feige, zwirbelte an ihrem Stiel herum. »Das Glück.«
Noah betrachtete mich durch seine Brillengläser, als ob er eine neue Seite an mir entdeckt hätte. Plötzlich sagte er: »Ich mag dich.«
Ich war so verdattert, dass es mir die Sprache verschlug. Ich liebte Dante. Er war mein Seelengefährte. »Es tut mir leid«, sagte ich leise, »aber ich –«
»Nein, mir tut es leid«, sagte er und versuchte, uns aus der Situation herauszumanövrieren. »Ich habe gemeint, ich kenne sonst niemanden, der so was mit mir anstellen würde.«
Ich stützte meine Wange auf meine Faust. Was wollte er damit sagen?
Er lehnte sich auf die Handflächen zurück. »Eine Frau durch den Untergrund jagen. Einen kompletten Feinkostladen leer kaufen, sich in irgendeinen Innenhof auf den Boden hocken und alles direkt aus der Packung futtern. Und mir abschließend zum Nachtisch eine paar kryptischeBotschaften servieren, die zum Geheimnis der Neun Schwestern führen könnten.«
»Ich hab ja fast gar nichts gegessen«, sagte ich. »Und außerdem übertreibst du.«
Noah lachte. »Das stimmt ja wohl nicht. Ich kenn sonst keine Mädchen, die durch einen geheimen Tunneleingang in ein Krankenhaus einbrechen, sich in ein Krankenzimmer schleichen, in dem auch noch jemand schläft, und dann unters Bett kriechen, um dort eine Gravur durchzureiben.«
Ich wollte ihm erzählen, dass ich neulich Nacht Clementine in ähnlicher Mission auf dem Friedhof getroffen hatte, aber aus irgendeinem Grund tat ich es nicht. Vielleicht gefiel mir die Art, wie Noah mich ansah: als gäbe es sonst niemanden auf der Welt. Es erinnerte mich daran, was ich mit Dante haben könnte.
»Du weißt, dass das auch nicht mein gewöhnliches Abendprogramm ist«, sagte ich. »Meistens sitz ich alleine in meinem Zimmer und wünsche mir ein anderes
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