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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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Millionen. Siebzig Millionen.
    Jonah war fassungslos. Aus der Transaktion des Barons war eine sich selbst bewahrheitende Voraussage geworden. Wo gestern noch Trägheit gewesen war, herrschte heute Dynamik, eine unsichtbare Kraft war am Wirken, die die Kurse in den Keller schickte, und eine genauso große Gegenkraft, die die Gewinne nach oben trieb. Sie und die Leerverkäufer in den anderen Ländern hatten den Markt in Bewegung gebracht.
    Achtzig Millionen. Neunzig Millionen.
    »Der Markt hat kapituliert«, sagte ein Sprecher im Fernsehen um neunzehn Uhr.
    Um diese Zeit wurde es ruhig im Bunker. Jonah gab die letzten Händlerzettel ein, der Baron war nach oben in die Chefetage verschwunden, um eine weitere Erhöhung ihres Handelslimits zu diskutieren, und die Händler, von denen einer nach dem anderen in den Pub zum Feiern ging, bedeuteten Jonah, ihnen zu folgen, sobald er fertig war.
    Als Jonah die letzten Daten eintippte, wurde ihm bewusst, dass er sich vor lauter Aufregung und Konzentration völlig verausgabt hatte, doch er war so glücklich wie noch nie. Er hatte das Gefühl, dass er gerade sein ehrgeizigstes Rennen beendet hatte.
    Die Zahl am unteren Rand seines Monitors belief sich auf über hundert Millionen Pfund.

20
    David Lightbody war alles andere als glücklich. Er hatte das Gebäude von Helsby Cattermole lange vor Jonah verlassen. Er musste weg. Scrotycz war ihm den ganzen Tag auf die Nerven gegangen und der Börsencrash hatte dunkle Erinnerungen zurückgebracht. Die russische Börse, sein Schwerpunkt, gehörte zu den Märkten, die es am schlimmsten getroffen hatte, sogar noch schlimmer als 1998.
    Er ging zu Fuß zur Cannon Street und nahm dort die District Line, um nach Hause zu kommen. In der U-Bahn waren keine Sitzplätze mehr frei, daher musste er stehen. Mit der Hand an der Haltestange über ihm starrte er vor sich hin ins Leere.
    Die russische Finanzkrise war jetzt zehn Jahre her. Und vor zehn Jahren war das Modell des roten Fokker-Dreideckers auf seinem Schreibtisch aufgetaucht. Vor zehn Jahren hatte er dreißig Millionen Dollar bei einem einzigen Deal verloren und dann auch seinen Job. Niemand hatte ihn einstellen wollen, bis er ein Angebot von Helsby Cattermole bekommen hatte. Das Gehalt war erheblich niedriger als sein letztes gewesen, doch er hatte keine Wahl gehabt. Er hatte eine Familie zu Hause und eine Menge Rechnungen zu bezahlen.
    Zuerst hatte er gedacht, der Baron hätte Gewissensbisse bekommen und dafür gesorgt, dass man ihm ein Jobangebot machte. Schließlich war der Baron ja derjenige auf der anderen Seite seines Deals gewesen. Doch diesen Gedanken hatte er schnell wieder verworfen. Vom ersten Arbeitstag an wurde David vom Baron schikaniert. Er wurde auf Betreiben des Barons, wie er später herausfand, in die Abteilung mit den Weicheiern gesteckt und mit einer E-Mail im Firmenverteiler lächerlich gemacht: Wie macht man ein kleines Vermögen in Russland? Man fängt mit einem großen an und überlässt es Lightbody.
    David beschwerte sich. Die Bank unternahm nichts.
    Von da an ließ der Baron keine Gelegenheit aus, David das Leben zur Hölle zu machen. Auf der Weihnachtsfeier der Bank kam es dann zum Eklat. Der Baron hatte unverhohlen mit Miranda, Davids Frau, geflirtet, und sie gefragt, warum sie mit einem Weichei verheiratet sei. David hatte protestiert, der Baron hatte höhnisch vorgeschlagen, nach guter alter Rittersitte um ihre Hand zu kämpfen. David hatte sofort abgelehnt. Das Kämpfen hatte er schon vor langer Zeit aufgegeben. Doch da war es schon zu spät, sämtliche Mitarbeiter des Handelssaals wollten Blut sehen. Es war alles abgesprochen gewesen, ein schlechter Scherz, der ihn nur noch mehr demütigen sollte. Und er hatte funktioniert. David wurde zu Biff, zu einem Weichei und Feigling.
    Das war jedoch nicht das Schlimmste an diesem Abend gewesen. Die Weihnachtsfeier schien auch der Anfang vom Ende ihrer Ehe zu sein. Ihre Beziehung war nach Jonahs Geburt und Davids Kampf gegen Depressionen, die »Dunkelheit«, wie Miranda es nannte, sowieso schon angeschlagen gewesen. Er hatte es auf den Stress bei der Arbeit und die vielen Geschäftsreisen geschoben, doch er wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Sie hatten noch drei Jahre durchgehalten, doch die Scheidung war unvermeidlich gewesen. Als Miranda dann ein Job in den Vereinigten Staaten angeboten wurde, war sie gegangen, ohne jemals zurückzublicken.
    Die U-Bahn hatte Hammersmith erreicht und David ging mit

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